Melville
tue ich lieber nicht
und wende mich zusammen mit dem Rest der Haustür zu. Merkwürdige
Begrüßung.
Daniel
klopft nicht, sondern öffnet direkt die Tür.
„Willst
du uns nicht ankündigen, sie ist eine Primogenin?“, frage ich
erschrocken.
„Sie
weiß, dass wir da sind. Jetzt beruhige dich ein wenig.”. Ich nicke
ihm zu und stelle mich näher zu Andrew. Das hier ist nicht meine
Welt. Wieder einmal.
„Daniel!“,
ruft sie laut durch das Haus und kommt die Treppen aus dem oberen
Stockwerk herunter. Sie trägt einen großen weinroten Kaftan und
goldverzierte Hausschuhe. Große hölzerne Armreifen tanzen bei ihren
Bewegungen über ihre Arme und schlagen laut aufeinander, als sie
Daniel in die Arme schließt.
„Ich
habe es gewusst, Daniel. Deine Visionen sind unsere Rettung. Ich
hoffe ihr habt keine Verluste erlitten.“ und blickt dann auch zu
uns Verbleibenden, wie wir verloren im Flur stehen. Sie sieht
plötzlich an uns herunter und sagt
„Bitte
Schuhe ausziehen, es liegen Hausschuhe bereit. Die Geister mögen
Dreck von draußen nicht.”. Die Geister?
Brav
folgen wir ihrer Bitte und leicht entnervt erkenne ich Hausschuhe,
die ebenso übertrieben sind wie ihre. Und so quäle ich mich also in
die mit Goldbrokat verzierten Stoffschuhe und fühle mich an
orientalische Herrscher aus dem letzten Jahrtausend erinnert. Andrew
zwinkert mir nur zu, sicher kann er sich denken, worüber ich so
mürrisch grübele. Ich gehe näher auf ihn zu, während die anderen
Ms Manister in den großen Aufenthaltsraum, ich weigere mich
Wohnzimmer dazu zu sagen, folgen und spreche ihn leise an.
„Danke,
dass du mir das Leben gerettet hast. Ich war vorhin so perplex und
unfähig zu reagieren. Und du hast mich über deine Schulter geworfen
und bist gerannt wie der Teufel. Danke.“ und drücke ihm einen
kleinen Kuss auf die Lippen. Er lächelt nur verlegen, aber dennoch
stolz.
„Gerne,
Melville. Ich rette dich...“ und dann sagt er die Worte, die so
sanft und warm in meinen Ohren klingen, dass es mich erschauert und
ich mich weit weg von diesem Haus und unseren Problemen fühle.
„Ich
liebe dich, Melville.”. Und ich brauche nicht darüber nachzudenken
und sage
„Ich
liebe dich auch, Andrew. Ich liebe dich auch.”. Dann greift er
meine Hand und beschwingt und eigentlich konträr zu unserem
Anliegen, betreten wir beide das Zimmer.
Und
Ms Manister sieht uns an und macht ein verzücktes Geräusch.
„Ahh,
sind sie nicht süß, die beiden? Hand in Hand...”, darauf lasse
ich seine Hand los und räuspere mich.
„Verzeihung,
das tut hier nichts zur Sache. Wir waren nur...”.
„Brech
dir keinen ab, Melville. Schon okay. Wir wären beinahe
draufgegangen.“, sagt Vanessa daraufhin. Andrew und ich setzen uns
zu den anderen. Obwohl ‘setzen’ das falsche Wort ist. Im
Schneidersitz oder in der Hocke haben sie am Boden Platz genommen. In
der Mitte ein runder, sehr flacher Tisch, mit Kräutern, billigen
Halbedelsteinen und Schalen mit undefinierbaren Substanzen darin ist
er bedeckt. Ausgiebig muss ich meine Hose raffen, damit sie in dieser
Haltung keinen Schaden nimmt und knie mich dazu.
Ausschweifend
beginnt Daniel von unserem Besuch im Kraftwerk zu berichten. Sie
nickt immer nur ernst mit dem Kopf oder schüttelt ihn, erschüttert
von seinen Beschreibungen des Wesens.
Nachdem
Daniel fertig ist, nehme ich das Gespräch mit ihr auf. Und ich
beschließe ganz offen zu sein.
„Ms
Manister, was können wir jetzt tun? Mein Primogen verbietet
sämtliche Nachforschungen zu diesem Thema, aber so kann es nicht
bleiben. Das ist eine erhebliche Gefahr für die Domäne. Wenn diese
Bestien ausbrechen...”.
„Ich
weiß, Mr Lancaster.“, mit Freude höre ich, dass sie sich jetzt
meine Namen gemerkt hat.
„Ohne
eindeutige Beweise sind mir leider offiziell die Hände gebunden.
Aber ich kann euch mit talentierten Mitgliedern aus meinem Hause
helfen, so dass ihr die Anlage betreten und Beweise ergattern könnt.
Fotos, Dokumente... diese werde ich dann nach oben weiterreichen.
Denn sind wir mal ganz ehrlich, auch die Prinzregentin ist eine
Ventrue und sollte Mr von Hohentannen, den ich eigentlich ganz anders
eingeschätzt habe, wirklich darin verwickelt sein, wird auch Ms
Youngfield nicht weit davon entfernt sein. Ich werde dann zusammen
mit anderen Primogenen die Justitiare anrufen und hoffentlich werden
sie uns dann Archonten senden.”.
„Justitiare?“,
fragt Vanessa. Und ich bin ihr
dankbar, dann muss ich diese entblößende
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