Melville
sage ich bestimmt.
„Nicht
alle werden so nett gefragt wie du, Melville.” und ich blicke
Andrew nach. Vor Wut und Angst treten mir fast die Tränen in die
Augen.
„Wenn
du uns jetzt folgst, trenne ich ihm nach und nach die Gliedmaßen vom
Leib!“, sagt Alfred und deutet auf Andrew. Ich kann darauf nichts
sagen, ich habe Angst, es noch schlimmer zu machen. Falls das
überhaupt möglich ist.
„Es
war schön dich wiederzusehen. Bis morgen, Melville... und vergiss
nicht, morgen etwas kooperativer zu sein. Ich habe nicht ewig Lust zu
spielen.”. Und dann dreht er sich um und geht der ersten Wache
hinterher. Die Mutation eines Vampirs sieht mich fixierend an,
sichert Alfred den ungestörten Rückweg und zieht sich dann selbst
zurück. Und in Türnähe verwandelt er sich langsam zurück in seine
Ausgangsform. Und kaum fällt die Tür ins Schloss, renne ich in den
Flur und bin erst versucht sie wieder zu öffnen. Doch seine Mahnung
drängt sich in meinen Verstand. So drücke ich mich nur an das Holz
und haue mehrmals mit der flachen Hand auf sie. Verdammt. Verdammt!
Wie konnte ich nur so töricht sein und annehmen, dass er es auf sich
beruhen lassen würde.
Andrew,
er hat Andrew!
Und
ich drehe mich mit dem Rücken zur Tür, lasse mich gegen sie fallen
und rutsche langsam zu Boden. Alfred hat ihn mitgenommen und ich kann
nichts dagegen unternehmen. Und egal, wie lange und verzweifelt ich
darüber nachdenke, ich werde mich seinen Forderungen beugen müssen.
Was er ihm derweil alles antun könnte, wage ich lieber nicht mir
vorzustellen.
Reue
Ich
erwache auf Andrews Flur, zusammengekauert und immer noch vor Sorge
um ihn ganz krank. Ich stehe auf und zerre sofort mein Handy aus der
Tasche. Keine Nachricht!
Ich
kann nicht einmal den anderen Bescheid geben. Sie nehmen sicher an,
wir wären bei Andrew im Bett gelandet und somit fragt auch niemand,
wo wir bleiben. Doch ich kann ihnen nicht sagen, was passiert ist.
Wenn Alfred davon erfährt, würde er sicher nicht zögern Andrew
zu...
Ich
kann es ihnen einfach nicht sagen.
Ich
gehe in der Wohnung auf und ab, sehe immer wieder nach, ob ich die
Nachricht auch nicht verpasst habe. Wieso lässt er sich so viel
Zeit? Wenn er sich nur endlich melden würde. Ich bin bereit so gut
wie alles zu tun, damit Andrew aus seinen Händen freikommt. Dessen
bin ich mir ganz sicher. Auch wenn es bedeuten könnte, mich ihm zu
unterwerfen und ihm zu folgen. Aber ich weiß, dass Alfred sich nicht
nur Zeit lässt, damit ich meine Position erkenne, sondern auch, weil
er Spaß daran hat, mich für meine Nachricht büßen zu lassen. Ich
war so ein Narr. Ich hätte mich niemals mit dem Sabbat einlassen
sollen!
Je
länger ich ausharren muss, desto mehr wird mir bewusst, dass die
anderen nicht ewig auf uns warten werden. Ich brauche Zeit, um diese
Situation klären und Andrew retten zu können. Alles könnte
unkontrollierbar eskalieren, wenn sie auf unsere Fährte kommen
könnten. Schweren Herzens verfasse ich eine Nachricht an Daniel, mit
dem Hinweis, dass Andrew und ich uns heute Zeit nur für uns gönnen
und wir morgen pünktlich zum Empfang der Freunde von Ms Manister
anwesend sein werden.
Ich
hoffe, dass es nur dieses eine Treffen benötigt, jede Minute mehr
ist unerträglich. Und kaum habe ich die SMS verfasst und
abgeschickt, erhalte ich endlich Alfreds ersehnte Information. Nur
eine Adresse, die mir vollkommen unbekannt ist. Doch ich verschwende
keine Zeit, nehme meine Jacke und stürme aus dem Haus. Ich winke ein
Taxi herbei und teile dem Fahrer umgehend mit, wohin es gehen soll.
Seine Ermahnung, dass diese Fahrt aufgrund der Entfernung einen
Aufschlag erfordert, nehme ich nur beiläufig zu Kenntnis. Ich muss
mich darauf vorbereiten Alfred ausgeliefert zu sein und seinem
Spielchen folgen zu müssen.
Eine
dreiviertel Stunde später hält das Taxi an und ich erkenne ein
leerstehendes, dunkles Gebäude, das mit Baugerüsten ummantelt ist.
Ich bezahle den Fahrer und er macht sich schnell wieder auf den Weg,
somit stehe ich allein auf dem Bürgersteig und ärgere mich, dass
ich nicht wenigstens ein Messer oder ähnliches eingesteckt habe. Ich
gehe langsam und nervös auf das Gebäude zu. Den Schildern nach zu
urteilen handelt es sich um eine alte Grundschule, die wegen
Sanierungsarbeiten geschlossen ist. Sicher wimmelt es hier nur so von
Anhängern des Sabbats, ebensolche Kreaturen, wie dieses
Knochenmonster gestern. Ich erschauere leicht, fasse aber meinen Mut
zusammen und trete vor die
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