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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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durchaus hinsetzen und wie zivilisierte Wesen reden.” und
deutet Richtung Schreibtisch. Ich blicke noch einmal zu Andrew, doch
er sieht nur zu Boden und scheint gar nicht wirklich anwesend zu
sein. Ich wende mich ab und gehe zu dem Schreibtisch. Alfred setzt
sich und überschlägt die Beine auf dem Tisch.
    „Komm
schon, setz dich!“, sagt er und ich tue es schließlich. Sicher mit
Absicht habe ich dabei freien Blick auf seine gefesselte Beute. Und
nur den Bruchteil einer Sekunde fühle ich Achtung für diese
Planung, für jedes grausame Detail, dass er seinem auserwählten
Ziel antut und mich sicher mit Lust seelisch quält. Doch es ist nur
ein Bruchteil, dann überwiegt der Hass wieder deutlich.
    „Ich
bin bereit zu euch zu wechseln, wenn du dafür Andrew freilässt.”.
    „Sieh
mal an, er wollte mir seinen Namen partout nicht verraten und jetzt
sprudelt er einfach so aus dir heraus.”. Ich atme tief durch, lege
die Hände auf den Schreibtisch, versuche mich auf ihren Anblick zu
konzentrieren und nicht auf sein Gesicht. Dann sagt er weiter
    „Es
gibt bedeutend Wichtigeres als deinen Übertritt, Melville. Ich bin
dem Umwerben auch überdrüssig. Früher oder später wirst du eh
angekrochen kommen.”.
    „Was
willst du dann?”.
    „Du
wirst mir jetzt dein gesamtes Domänenwissen in diesen Computer
eintippen. Du wirst sämtliche Adressen notieren. Das Elysium,
Clanshäuser, Privatadressen von wichtigen Personen deines Umfeldes.
Die ungefähre Größe der Londoner Domäne, wann die nächsten
größeren Treffen eurer Gemeinde stattfinden werden und mit wie viel
Wachpersonal zu rechnen ist. Derweil wird jemand damit beschäftigt
sein, die Informationen auf deinem Smartphone auszulesen.”. Ich
sehe ihn schockiert an. Er will, dass ich die Domäne opfere und sie
schutzlos dem Sabbat ausliefere. Für Andrew. Er fühlt sich wohl
aufgefordert, weiterzureden.
    „Dein
kleiner Ghul, das letzte Mal, hatte weniger informative Daten als
erhofft und dein Opa Rufus hat sich dermaßen gewehrt, dass er
vorzeitig zu Asche wurde. Wirklich bedauerlich. Also, sei doch so
lieb und fange an zu tippen.”. Leicht klopft er mit dem Stock auf
die Tastatur, als Zeichen, dass ich beginnen soll.
    Ich
ziehe den Laptop an mich heran, aber fange nicht an die gewünschten
Daten einzugeben.
    „Wirst
du mich und alle meine Freunde und Bekannten dann in Frieden
lassen?”.
    „Aber
natürlich, Melville.”, sagt er, seine Stimme noch klebriger als
sonst. Er lügt.
    „Ich
werde dir meine Domäne nicht ausliefern, wenn ich mir nicht sicher
sein kann.“, sage ich.
    „Hör
mal, Melville.“, er nimmt die Füße vom Tisch und beugt sich zu
mir.
    „Wie
könnte ich deine Bekannten in Frieden lassen, wenn du und ich doch
genau wissen, wozu deine preisgegebenen Daten dienen werden, hmm?”.
    „Ihr
wollt London vernichten.”.
    „Ach
Quatsch, wo denkst du denn hin? Nur die Camarilla
in London.”. Ich muss meinen Kopf
auf der linken Hand abstützen, schließe die Augen und verberge kurz
mein Gesicht hinter der Handfläche. Dann sage ich
    „Du
könntest es doch aus meinem Verstand herauslesen, warum willst du,
dass ich es aufschreibe?”.
    „Also
erstens sind die Informationen dann teilweise falsch oder durch
emotionales Wirrwarr verdeckt und zweitens mag ich den Gedanken, dass
du diese Wahl zu ertragen hast.”. Ich schweige und beginne bereits
zu überlegen, ob ich nicht auch einfach falsche Daten weitergeben
könnte. Es dauert ihm wohl etwas zu lange.
    „Wenn
du nicht langsam anfängst, kann ich als kleine Motivationshilfe
deinem Liebling die Haut abziehen lassen. Ich habe da Fachleute
für.”. Ich seufze und merke, wie meine Finger anfangen die Tasten
zu berühren.
    „Na
bitte, es geht doch. Gibt mir aber zuerst noch dein Handy.”. Ich
greife in meine Jackettasche und reiche es ihm wortlos. Ein
Mitgehilfe seiner Truppe kommt zu uns und nimmt es ihm ab. Er
verschwindet damit in den Raum, aus dem Alfred vorhin erschienen ist.
    „Weiter,
weiter...”, mahnt er mich an, als ich in Gedanken nach dieser
Übergabe wieder zu Andrew blicke. Und ich tue es. Ich verrate meine
Ideale und meine Treue. Meine Domäne wird bald nicht mehr dieselbe
sein. Und ich überlege, ob nicht genau dieser Schritt auch zu
Daniels erster Vision geführt haben könnte. Ob es nicht vielleicht
ein Sabbatüberfall war, den er erlebt hat. Die Bestien draußen und
drinnen die verschreckte Camarilla. Doch ich schüttele diesen
Gedanken wieder ab und kann nur hoffen, dass

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