Melville
Nase, unangenehm verlockend. Ich erkenne
zwei Männer und sie registrieren auch mich. Der eine beginnt Andrew
mit sich zu schleifen und der andere baut sich vor mir auf. Seine
Körpermaße werden massiver und unförmiger, während ich ihn
ansehe. Seine Haut bricht auf und spitze lange Knochenauswüchse
treten hervor. Trotz der Angst um Andrew weiche ich zurück, ich kann
nicht begreifen, was hier gerade passiert. Diese Missgestalt geht
weiter auf mich zu und drängt mich ins Wohnzimmer zurück. Seine
Zähne sind lang, dünn und sicher auch messerscharf und er überragt
mich gewiss um einen halben Meter. Da plötzlich höre ich das
altbekannte Lachen.
Alfred!
Andrew
wird unsanft auf die Couch geworfen und ich will gleich zu ihm und
ihm helfen, da steht Alfred im Raum und schreit
„Finger
weg!”. Ich bleibe stehen, auch schon, weil dieses Knochenmonster
laut zischt.
„Was
hat das zu bedeuten, Alfred?“, fahre ich ihn an. Er legt wieder
sein beschwichtigendes Lächeln auf, stellt einen der Stühle in die
Mitte des Wohnzimmers und sagt
„Nimm
doch Platz. Wir sollten kurz reden. Und mach bitte keine abrupten
Bewegungen oder Versuche uns mit deinen Weichspül-Fähigkeiten zu
beeinflussen. Sonst muss ich dir leider die Augen herausnehmen.”.
Ich schlucke kurz angespannt, das meint er sicher ernst. Ich sehe
noch einmal zu Andrew, sehe seine angstgeweiteten, erstarrten Augen.
Kann er uns jetzt hören? Ich weiß es nicht.
Mit
wütendem Gesichtsausdruck und betont ablehnend nehme ich auf dem
Stuhl Platz.
„Sehr
gut, Melville. Ich weiß doch, du bist ein braver Junge. Und jetzt
lass uns über die schwachsinnige Nachricht reden, die du geschickt
hast.”.
„Ich
meinte es ernst, du sollst mich in Ruhe lassen.”. Er lacht
amüsiert.
„Melville...
Melville, glaubst du, das geht so einfach? Nach alldem, was wir
durchgemacht haben? Wer war für dich da, als du Hilfe brauchtest?
Und das sogar zweimal.”. Er wartet ab, damit ich ihn bestätige,
aber ich ziehe es vor zu Schweigen.
„Bei
unserem kleinen Ausflug damals warst du nicht so schweigsam.”. Er
geht langsam, Schritt für Schritt, auf Andrew zu.
„Lass
ihn gehen, er hat nichts damit zu tun!”.
„Ach,
wie süß. Auch wenn mir ja ein wenig schlecht wurde euch zwei
Turteltäubchen heute Nacht zu beobachten. Ich dachte ja schon, ihr
würdet euch gar nicht mehr von den anderen lösen.”. Er hat uns
die ganze Zeit beobachtet? Ich senke meinen Kopf und versuche
verzweifelt einen Ausweg aus dieser Situation zu finden.
„Was
willst du?”.
„Dummerchen,
du weißt das doch ganz genau.” und er geht trotzdem weiter auf ihn
zu. Als ich mich erheben will, um mich zwischen ihn und Andrew zu
bringen, packt mich das abartige Wesen am Arm, schneidet mich dabei
mit seinen spitzen Auswüchsen und zerrt mich zurück auf den Stuhl.
„Sei
doch nicht so widerspenstig, Melville. Du willst doch nicht, dass dir
oder deinem Herzblatt das passiert, was du dem kleinen Caitiff
angetan hast, oder?”. Alfreds Stimme klingt dünn und bedrohlich.
Und nein, ich möchte das auf keinen Fall. Ich setze mich wieder und
muss mit ansehen, wie Alfred Andrew über die Wange streichelt und
dann schließlich sagt
„Ich
hätte nicht gedacht, dass du auf Männer stehst, Melville. Deine
Gier nach Natasha wirkte doch sehr obsessiv. Aber vielleicht warst du
auch einfach nur froh, jemanden quälen zu dürfen.”.
„Das
ist doch vollkommen egal. Jetzt sag schon, was du willst und lass uns
gehen!”.
„Ich
denke, so kommen wir nicht weiter. Weißt du was? Ich werde deinen
Brujah mitnehmen und du kannst dir derweil Gedanken über deine
Unterlegenheit machen.”.
„Nein!“,
schreie ich laut. Andrew in seiner Obhut, er ist unberechenbar und
sicher auch verrückt. Niemals will ich, dass Andrew ihm ausgeliefert
ist.
„Nein?“
und wieder dieses nervenzermürbende Lachen.
„Du
hast nicht die Position, Melville, mir Befehle zu erteilen.”. Ich
muss in mich kehren und meinen Zorn bändigen. Ich blicke wieder zu
Andrew, hilflos und unbeweglich.
„Bitte,
Alfred, bitte... wenn es sein muss, dann nimm mich mit.”.
„Nein,
ich finde es so lustiger. Ich schreibe dir dann morgen, wo du
hinkommen darfst. Falls du dann noch Interesse an dem Prachtkerl
hast. Falls nicht, beim Sabbat braucht man immer neue Rekruten”.
Und da packt der menschlich wirkende Eindringling Andrew plötzlich
und schleift ihn von der Couch und will wohl die Wohnung verlassen.
„Niemals
würde er euch beitreten!“,
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