Melville

er lehnt
sich nach hinten an die Stuhllehne. Um die Stimmung nicht kippen zu
lassen, sagt Ms Manister
    „Sie
haben sich tapfer geschlagen, sie alle drei und ich denke, ich
spreche im Namen meiner Mitprimogene, wenn ich sage, dass die
Camarilla mehr solcher Mitglieder braucht. Die über den Tellerrand
und die Befehlskette hinweg sehen können und bei drohender Gefahr,
die Befehlsverweigerung nicht scheuen. Manchmal braucht es Courage,
um das Richtige zu tun. Wir werden diesen Dienst an unserer Domäne
nicht vergessen.”. Es tut gut, von ihr dermaßen gelobt zu werden.
Auch wenn das Wort ‘Befehlsverweigerung’ schal in meinem Verstand
nachklingt. Und ich muss wieder an die Szene denken, wie ich für
Alfred brav Pläne des Elysiums anfertige und kann sein verhöhnendes
Lachen hören.
    „Wann
werden denn die Justitiare eintreffen? Wann können wir mit
Gerechtigkeit rechnen?“, frage ich und die drei sehen sich an. Dann
antwortet Ms Goldbaum
    „Ich
werde noch heute einen Bericht verfassen, somit dürfte es sich nur
um wenige Nächte handeln. Eine korrupte Regierung kann nicht
toleriert werden, zu groß ist der mögliche Schaden, wenn sie
weiterhin diese Position innehaben. Wir können Ms Youngfield aber
nicht durch den Ältesten Rat absetzen lassen, da sonst die anderen
Mittäter vielleicht die Flucht ergreifen. Wie Kakerlaken, die vor
dem Licht scheuen. Wir müssen sie in einer großangelegten
Einzelaktion alle erwischen.”. Der Vergleich meiner Leute, denn das
sind sie, mit Ungetier, stößt mir etwas negativ auf, aber ich
verstehe ihren Vergleich. Einige Nächte also, Nächte, in denen das
Warten sicher unerträglich wird. Und mir drängt sich eine weitere
Frage auf.
    „Ist
damit dieser Klüngeldienst beendet? Ist uns eine Pause gestattet?”.
Ms Manister antwortet darauf sanftmütig
    „Natürlich,
Mr Lancaster. Fühlen Sie sich frei, ein wenig die Seele baumeln zu
lassen. Alles Weitere geschieht jetzt außerhalb Ihrer Reichweite.
Sie werden von uns hören, sobald Ihre Anwesenheit wieder erwünscht
ist. Genießen Sie die weihnachtlichen Feiertage.”. Ich hatte es
beinahe vergessen, die anstrengend besinnliche Zeit steht bevor. Doch
dank ihrer Aussage ist es mir nun möglich, den Wohnzustand in meinem
Haus zu beenden. Ich nehme an, dass dies meinen beiden Mitbewohnern
auch klar ist. Ich will mein Eigentum zurück.
    „Falls
wir noch weitere Fragen haben, werden wir auf Sie zukommen, Mr
Lancaster.“, sagt Ms Goldbaum und steht vom Stuhl auf. Daraufhin
erheben wir uns alle respektvoll und das Treffen scheint beendet.
Doch Mr Summers fügt noch an
    „Ms
Manister und ich würden gerne noch Gespräche mit unseren
Clanskindern führen. Das wird sicher mehr Zeit in Anspruch nehmen
und wir wollen Sie nicht unnötig warten lassen, Mr Lancaster. Sie
sind also für heute Nacht von weiteren Pflichten befreit.”. Mir
ist zwar etwas unwohl bei dem Gedanken, aber es ist durchaus ihr
gutes Recht. Ich verbeuge mich erst akzeptierend, reiche dann jedem
von ihnen die Hand und sage an Daniel und Vanessa gewandt
    „Ihr
könnt euer Hab und Gut dann im Laufe der Nacht bei mir abholen. Ich
werde Sie im Wohnzimmer bereitstellen lassen, aber sehr
wahrscheinlich nicht selbst anwesend sein. Ich danke für die
erfolgreiche Zusammenarbeit und wünsche euch weiterhin viel
Erfolg.”. Überrascht sehen mich beide an und ich will mich bereits
zurückziehen, da antwortet Daniel
    „Dir
auch viel Erfolg, Melville.“ und Vanessa fügt leise an
    „Ja,
bis dann.”.
    Ich
verlasse darauf den Saal und kann es kaum glauben, damit endlich
wieder Raum für mich zu haben und mich formal korrekt aus diesem
Status Quo entziehen zu können. Und ein Grinsen legt sich, draußen
auf den Fluren des Clanshauses, auf mein Gesicht und ich plane
bereits meine Wiederkehr in alte Geschäftsarbeiten, in gewohntes
Umfeld und damit für mich sicheres Terrain.
    Es
ist endlich vorbei.

Einsamkeit ist nicht nur ein Wort

    Ich
bin zurück in meinem eigentlichen Arbeitsumfeld, lasse mich von
meinem Vertreter auf den neuesten Stand bringen und studiere Nacht um
Nacht Tabellen und Dokumente. Und vor allem beziffere ich seit langem
mein genaues Vermögen, sowohl in Firmeneigentum als auch in
beweglichen Geldern. Ich eruiere meine zukünftige Möglichkeit, mich
in einer anderen Domäne erfolgreich niederlassen zu können. Doch
bin ich mir selbst noch nicht darüber im Klaren, wohin genau ich
gehen könnte. Sollte ich zurück nach Bristol ziehen? Oder doch eher
nach