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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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hergerichtet hat und
meine erregten Blicke bei seiner Ansicht förmlich aufsaugte. Er
mochte es, mir zu gefallen. Ich tupfe einige Tropfen an meinen Hals
und schließe die Flasche dann wieder. Jetzt rieche ich ihn an mir,
so wie es sein sollte.
    Ich
gehe wieder aus dem Bad heraus, schalte das Licht aus und
augenblicklich bewege ich mich wieder in der nächtlichen Finsternis.
Leise setze ich einen Fuß vor den anderen, fühle barfuß den
weichen Teppich, öffne erst meine Tür, dann noch eine und
erschrecke ein wenig, als ich plötzlich in Andrews zugeteiltem
Gästezimmer stehe. Warum auch immer, habe ich damals James verboten,
dieses Zimmer zu betreten oder darin aufzuräumen. So sehe ich jetzt
das leicht zerwühlte Bett und die noch offen stehenden Schranktüren.
Als er schnell seine Kleidung entnommen hat, um mir nicht zufällig
zu begegnen, falls ich nach seinem Brief auf die Idee komme nach ihm
zu suchen.
    Ich
schließe die Tür hinter mir, als könnte ich damit verhindern, dass
jemand meinen nächsten Schritt mitbekommt. Als könnte ich es
vielleicht vor mir selbst verstecken, diese emotionale Hilflosigkeit,
die mich verwirrt, die mich benebelt.
    Ich
hebe die Decke nur leicht an und krieche schnell unter sie. Bette
meinen Kopf seicht auf das Kissen und wickle mich fest ein. Ich
schließe die Augen und muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass
ich mir vorstelle in seinen Armen zu liegen. Ihn neben mir zu spüren
und seinen Duft zu riechen. Fest kralle ich mich an diesen Gedanken
und blende diese hilfeschreiende Geste aus, der ich mich gerade
ergebe. Er ist bei mir, in Gedanken ist er ganz nah bei mir.

    Nach
einer langen Zeit dringt ein lautes Geräusch an mein Ohr,
unterbricht meine Gedanken. Es ist die Türklingel. Ich ignoriere
diese Störung bewusst und schließe die Augen wieder, nachdem ich
sie kurz durch die Ablenkung geöffnet hatten. Dann folgt lautes
Klopfen und weiteres Klingeln. Verdammt noch mal, es ist niemand zu
Hause!
    Das
Läuten verstummt und plötzlich klingt es, als ob sich jemand gegen
die Tür werfen würde. Ich bekomme doch Bedenken, ob es nicht
bedrohlich für mich werden könnte. Aber ich will nicht hier sein
und bin nicht bereit, mich hinunter zu begeben. Das Anrennen wird
stürmischer und ich ziehe die Decke über meinen Kopf. Vielleicht
bilde ich mir das auch alles nur ein, und selbst wenn... unfähige
menschliche Eindringlinge kann ich abwehren und die wirklich
Gefährlichen... vielleicht sollten sie mich auch holen, ich wäre
nicht einmal sicher, ob ich mich jetzt wehren würde.
    Dann
höre ich wie die Eingangstür nachgibt und kurz darauf schwere
Schritte auf meiner Treppe, es scheint nur eine Person zu sein. Ich
hebe den Kopf wieder hervor, da wird auch schon schwungvoll die Tür
geöffnet. Und im Licht der Flurbeleuchtung steht er da. Andrew! Ich
bin ganz verstört, habe ich jetzt den Verstand verloren und
fantasiere ich?
    „Was?“,
frage ich und er kommt näher auf mich zu. Ich setze mich auf, es ist
mehr als peinlich, dass er mich so sehen kann, doch seine Augen
wirken merkwürdig abgelenkt, fixieren mich unnatürlich. Doch kaum
steht er direkt vor mir, scheint dieser tranceartige Zustand von ihm
abzufallen und ich erkenne auch seinen fragenden Gesichtsausdruck.
    „Was
mache ich hier?“, fragt er mich, als ob ich es wissen könnte und
sieht sich im Raum um.
    „Andrew,
warum... ich weiß es auch nicht.”, sage ich immer noch
erschüttert. Er sieht mich wieder an und plötzlich wird sein
Gesichtsausdruck ein ganz anderer. Zorn mischt sich in seine Stimme
und mehr als laut schreit er mich plötzlich an.
    „Warst
du das? Hast du deine Fähigkeiten benutzt, um mich zu dir zu rufen?
Wie eine Marionette?”. Wovon spricht er?
    „Was...
ich, nein. Nein, das habe ich nicht! Ich kann das gar nicht.”. Doch
seine Wut scheint sich immer weiter aufzubauen.
    „Lüg
mich nicht an, ich weiß genau, dass ihr Ventrue das könnt!”. Ich
kenne die Macht von der er redet. Denn es entspricht im Grunde meiner
Ausprägung diese Gabe zu entwickeln und bekannte Personen ohne ihre
Zustimmung zu mir zu rufen. Doch ich habe noch nie zuvor jemanden
herbeigerufen.
    „Es...
es tut mir leid.“, stottere ich, aber immer noch nicht gänzlich
überzeugt, dass ich es wirklich war. Doch die Quittung erhalte ich
umgehend und schwungvoll trifft mich die Ohrfeige.
    „Tue
das nie wieder, Melville! Nie wieder, hörst du? Oder ich vergesse
mich!”. Ich sitze nur da, auf seinem Bett, mit seinem

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