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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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blicke noch einmal auf das große
Wandbild und wende mich dann ab. Wir verlassen die Kapelle wieder.
Wir verabschieden uns von unserer guten Begleiterin, obwohl ich in
meinen Worten eher kurzangebunden bin, bedankt sich Liam dafür umso
ausschweifender.
    Ein
letztes Mal spazieren wir durch die römische Nacht. Schweigend. Wir
schlendern durch eine Parkanlage, keine Menschenseele ist hier um
halb drei Uhr nachts zu sehen. Nur entfernt hört man den städtischen
Verkehr rauschen. Einige Skulpturen säumen immer wieder den Rand und
erinnern einen daran, in was für einer von Kunst und Altertum
beherrschten Stadt man doch gerade ist.
    Liam
bleibt plötzlich stehen und blickt wie gebannt in Richtung einer
Parkbank. Erst nehme ich es nicht ganz wahr, aber auf der Bank liegt
eine junge Frau, etwas mitgenommen sieht sie aus und anscheinend
schläft sie. Ich sehe fragend in Liams Richtung und ich sehe, wie er
sie mit seinen Augen fixiert und seine Mimik eisern wird.
    „Sie
ist schwanger.“, sagt er.
    „Liam,
du kannst nicht dermaßen Durst haben, dass du sie dringend brauchen
würdest, lass es gut sein.“, sage ich und will schon weiter
laufen.
    „Ein
kleines Souvenir? Italienisches Blut, leidenschaftlich und
verlockend...“, nuschelt er und ich weiß, dass er sich innerlich
schon dafür entschieden hat, es zu tun. Und ich weiß auch, dass es
kaum möglich ist, ihn mit leidlichen Phrasen jetzt davon abhalten zu
wollen.
    „Beeil
dich.“, sage ich nur und er setzt sich auch umgehend in Bewegung.
Ich folge nur sehr langsam und leicht genervt.
    Leise
schleicht er sich an sie heran und als seine Zähne bereits geschickt
in ihren Hals tauchen, frage ich mich, warum sie wohl eigentlich hier
auf einer Parkbank schläft? Ich werde noch misstrauischer, als ich
merke, dass sie der Biss nicht erwachen lässt, nur ein kleines
Seufzen, wo ein lautes Stöhnen sein müsste, ziellose
Handbewegungen, wo sonst ihre Augen aufschlagen sollten. Und bevor
ich Liam warnen kann, lässt er auch schon von ihr ab, taumelt leicht
nach hinten und fällt unsanft zu Boden. Ich eile zu ihm, versuche
ihm aufzuhelfen und höre nur sein verstörendes Kichern. Schwer nur
schafft er es auf die Beine, er ist kaum in der Lage die Balance zu
halten.
    „Liam?
Was ist los?“, fahre ich ihn an. Ich blicke noch einmal auf die
Frau, die Bissmale sind noch deutlich sichtbar, aber sie ist zu
unpassend für mich, als dass ich über ihre Wunden lecken könnte.
Dann höre ich Liams lallende Worte
    „Meeeelville,
Meeeelville...”, er schreit schon fast.
    „Ich
bin hier, Liam. Komm, wir gehen zurück ins Hotel.”. Ich weiß
nicht genau, was die Frau zu sich genommen hat, aber es ist sicher
mehr als nur Alkohol gewesen. Ich muss jetzt schnell von den belebten
Straßen Roms weg, ich bin mir nicht sicher, inwieweit sich Liam
unter Kontrolle hat. Er stützt sich schwer auf mich.
    „Du
biiischt so guuht zu mir Meeeeelville. Ich, ich...”, er atmet
plötzlich schwer ein und aus.
    „Isch
hab dich garrr nicht verdient.”.
    Wieso,
um alles in der Welt, konnte er es nicht einfach lassen? Warum muss
das ausgerechnet jetzt und hier passieren? Langsam nur kommen wir
voran. Kurz vor dem Parkausgang treffen wir auf eine Gruppe Menschen,
die mir lachend etwas auf Italienisch zurufen. Ich nicke nur lächelnd
und versuche so zu tun, als ob Liam nur einen über den Durst
getrunken hätte, was ja so gesehen auch irgendwie stimmt. Es sind
sicher noch gut zwei Kilometer bis zum Hotel und ich merke, wie Liam
seinen Kopf auf meine Schulter legt, während ich ihn stütze.
    „Liam!
Sei vernünftig! Ich rufe uns jetzt ein Taxi und dann werden wir
ruhig und brav ins Hotel fahren, hast du verstanden?“.
    „Ich
binnn immeher brav!“, schreit er in mein Ohr. Ich werde immer
wütender und gestresster. Ich winke ein Taxi heran, doch der Erste
fährt bei Liams Anblick weiter. Den Zweiten rufe ich direkt mit
einem Hundert Euro Schein zu mir und tatsächlich, er hält an. Ich
hieve Liam auf den Rücksitz, setze mich neben ihn und reiche dem
Fahrer das Geld und sage den Namen des Hotels. Wir fahren los und ich
versuche Liam möglichst ruhig zu halten, leider hat das zur Folge,
dass er sich körperlich an mich drängt. Doch hier im Taxi ist es
mir lieber so als dass er versucht den Fahrer zu töten oder eine
große Blutlache in den Wagen erbricht. Leise flüstert er
    „Meeeelville,
bitte...” und streichelt dabei meinen Arm, genervt ausatmend schaue
ich dabei nach vorne durch die

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