Melville
es ihr überhaupt sagen sollte,
antworte ich
„Fünf
Jahre.”
„Das
ist auch nicht sehr lang für einen Ventrue, oder? Gibt es eigentlich
einen bestimmten Grund, warum du alle Stufen der Entwicklung in
verkürzter Zeit absolvierst?”.
„Ich
weiß es nicht, das war auf dem College schon so.“, sie lacht kurz
leise und tätschelt dabei meine Schulter.
„Wie
lautet dein zweiter Vorname, in der Akte stand nur ‘C’?”.
„Conelly.”.
„Co-nel-ly.”,
wiederholt sie konzentriert, als würde sie dieses neue Wissen einer
großen Sammlung zuführen. Immer wieder spüre ich, wie sie mich
über meine Taillengrenze hinaus streichelt und auch immer mal wieder
seicht meinen Hintern berührt. Immer wenn sie einen neuen Bereich an
mir erobert, zucke ich leicht, es ist für mich kaum zu verstehen,
warum.
„Selbst
für einen Engländer, hast du ungewöhnliche Vornamen.”.
„Bei
meinem Bruder entschied mein Vater, bei mir meine Mutter.”.
„Es
ist erstaunlich, wie frei du mit mir redest. Hätte sich Herr
Metternich mal ein Beispiel an dir genommen, dann würde er heute
vielleicht noch leben.”.
„Ich
glaube, er ist wirklich lieber ganz tot, als sich ein Beispiel an mir
zu nehmen.“.
„Na
dann, ist es doch gut so wie es ist.“, ich nicke. Ich möchte
gerade jetzt lieber nicht genau wissen, was sie mit ihm angestellt
hat.
„Ach,
bevor ich es vergesse.”, ich sehe, wie sich eine schwarze Hand an
meinem Gesicht vorbeischiebt, gefolgt von einem Arm aus Schatten,
ohne Materie. Sie liegt neben mir und ist immer noch halb Dunkelheit.
Sie fasziniert mich. Sie stellt eine Figur auf das Kopfende meines
Bettes. Eine Schachfigur, die schwarze Dame.
„Wofür
ist die?”.
„Sie
hält fremde Stimmen und Visionen auf. Ich weiß ja nicht, wen du dir
alles zum Feind gemacht hast, aber ein sicher sehr begabter
Malkavianer gehört dazu. Mit der Figur in deiner Nähe, solltest du
aber wieder etwas Ruhe haben. Und vor allem ich. Es war letztes Mal
schon sehr störend, dass ich plötzlich so schnell gehen musste.”,
ich drehe mich langsam zu ihr um. Es ist dunkel im Schlafzimmer, aber
ihre Schwärze ist noch tiefer. Erkenne schemenhaft ihr Gesicht, ihre
Hände.
„Heißt
das, ich war... oder bin besessen?”.
„Ja,
so könnte man es ausdrücken. Doch jetzt ist ja alles gut.”.
Wieder
spüre ich die Wut in mir aufkochen.
Diese
Stimme? Sie war echt?
Jemand
hat meinen Geist manipuliert, mich zum Narren gehalten und
geschwächt? Mit meinen Erinnerungen gespielt und mir Benedict, als
ermahnenden Geist auf den Hals gehetzt?
Ich
bin gar nicht verrückt?!
Sie
scheint meine Wut zu spüren, legt ihre flache Hand auf meine Brust
und macht ein beschwichtigendes Geräusch.
„Nein,
Melville. Dieser Augenblick gehört uns und nicht dem Tier in dir.”.
Ich
sehe sie an, ich traue mich nicht, sie ebenfalls zu berühren. Lasse
mich von ihr leiten und erkenne, wie ihr Gesicht meinem näher kommt.
Und kurz bevor sich unsere Lippen wieder berühren können, frage ich
sie
„Warum
haben Sie mich damals geküsst? In der Wohnung? Aus Spaß oder...?”.
Sie
legt einen ihrer Halbschattenfinger an meine Lippen, er fühlt sich
weder kalt noch warm an. Sie deutet mir, dass ich keine Fragen mehr
stellen soll. Beugt sich noch weiter vor und küsst mich dann
schließlich. Ihre Lippen begeben sich dafür vollkommen aus dem
Schatten und ich schmecke sie, wie einige Nächte zuvor. Und jetzt
erst bemerke ich, wie sehr ich mich danach gesehnt habe. So sehr,
dass ich jetzt eigentlich erst begreife, dass ich sie liebe. Ohne
Kontrolle und ohne Absprache. Ich habe mich einfach in sie verliebt.
Und ich küsse dankbar ihre Lippen, dass sie wieder zu mir
zurückgekehrt ist. Und zwar nur zu mir. Ohne über den Fall sprechen
zu wollen oder über andere Dinge aus der Camarilla.
Ihr
Kuss ist leidenschaftlich, sie beugt sich über mich. Vorsichtig
umfassen meine Hände ihre Taille. Spüre, wie mich ihr Schatten
immer wieder umfließt, meine Hände in die Dunkelheit eintauchen.
Doch ich kann sie halten, kann sie stützen, während sie bestimmt,
wie weit es geht.
„Du
bist so zurückhaltend, Melville, beeindrucke ich dich so sehr, dass
ich dich einschüchtere? Ich habe da ganz andere Sachen über dich
gehört und gesehen.“, flüstert sie in mein Ohr. Ich weiß nicht,
was ich ihr darauf antworten soll, doch sie fährt auch schon fort
„Ist
Marlene eigentlich noch im Keller?”, ich erschrecke kurz, sehe
beschämt zur Seite. Sie begibt sich wieder
Weitere Kostenlose Bücher