Melville
sage ich streng.
„Ich
hatte bereits in London mit Jägern zu tun und die sind alles andere
als aus der Vergangenheit. Sie jagen dich ohne Reue, experimentieren
an dir herum und brechen deinen Willen. Das sind keine
Van-Helsing-Typen, sondern moderne Soldaten und Wissenschaftler.
Also, unterschätzt sie nicht!”. Sie alle blicken mich an.
„Und
du glaubst, so Typen sind hier bei uns?”.
„Ja,
das denke ich. Alle Zeichen deuten darauf hin.”. Noah nickt
zögerlich, Katharina wirkt eingeschüchtert und traut sich nicht zu
sprechen und Laura sieht mich mit großen Augen an. Mir fällt auf,
dass Alex, gerade jetzt, besonders schweigsam ist. Er notierte die
letzten Fakten nicht mit und wirkt abwesend. Ich nehme es zur
Kenntnis, frage ihn aber nicht nach seinen Gründen. Vielleicht ist
es sogar ganz gut, dass unser jetziges Gespräch nicht notiert wird.
Da merke ich, wie mein Handy vibriert.
„Entschuldigt
kurz.“, ich drehe mich weg und sehe auf das Display. Nora.
„Ja,
Nora, was gibt es?“,.
„Guten
Abend, Herr Lancaster. Frau Mühlbach hat mich soeben kontaktiert und
für heute Nacht, zwei Uhr, einen Termin mit Ihnen ersucht. Ich habe
ihr zugesagt, falls Sie keine Zeit haben sollten, kann ich Frau
Mühlbach auch noch Bescheid geben.”.
Na
wunderbar. Ein nervenaufreibender Termin, jetzt, wo wir gerade den
Tätern dichter auf die Fersen gelangen.
„Wo
möchte Sie mich treffen?“, ich reibe meine Nasenwurzel und beuge
mich tief beim Telefonat.
„Im
Elysium, in dem Büro von Frau Mühlbach, Herr Lancaster, um zwei
Uhr.”.
„Gut,
vielen Dank Nora. Ich werde den Termin wahrnehmen. Einen guten Abend
noch.“.
„Ihnen
auch, Herr Lancaster.”. Ich drehe mich herum und Laura blinzelt
mich schon etwas zornig an.
„Es
tut mir leid, in etwa einer Stunde muss ich im Elysium sein. Meine
Primogenin wünscht mich zu sprechen.”.
„Langsam
wird das irgendwie zu ‘nem Dauerproblem, Melville, dass du immer
abhaust oder nächtelang fehlst.”, sagt Laura vorwurfsvoll. Ich bin
ihre Anschuldigungen leid und habe keine Lust wieder kleinbeizugeben.
„Es
ist nicht mein Problem, wenn du, liebe Laura, nicht verstehen kannst,
dass ich neben meinem Klüngeldienst auch noch Verpflichtungen als
Ancilla, Erzeuger und Geschäftsführer wahrnehmen muss. Es gibt
einfach Termine, die gehen bei solch langwierigen Nachforschungen
vor. Mein ganzes Leben kann nicht dem Klüngel gehören.“.
„Naja,
ein durchgehender Abend wäre ja mal nett.“, nuschelt Noah von der
Seite.
„Wenn
unsere Dienste und Aufgaben für die Nacht getan sind, begebe ich
mich nach Hause. Ich hege kein Interesse an einer Mischung von
Privatem mit den Verpflichtungen.“.
„Mehr
sind wir für dich nicht? Nur eine Verpflichtung?“, fragt Alex
plötzlich, nachdem er die ganze Zeit so ruhig war.
„So
meinte ich das nicht, Alex.“.
„Doch,
so meintest du das.“, kontert Laura wieder. Katharina hält sich
aus der Diskussion heraus und lauscht nur mit gesenktem Kopf den
Worten. Ich seufze kurz leise genervt.
„Ich
werde jetzt gehen, wenn ihr euch entschieden habt, kein Tribunal mehr
gegen mich zu bilden, sagt mir Bescheid. Bis dahin macht sich jeder
Gedanken und ich schaue auch, was ich über ein mögliches Datenleck
erfahren kann, vielleicht möchte es mir ja jemand gleichtun. Bis
dann.“ und ich drehe mich um und gehe zur Tür. Weiter ertrage ich
diese unterschwelligen Anfeindungen von Laura nicht und diese
permanente moralische Betroffenheit, die die Gruppe an den Tag oder
besser die Nacht legt, ist mir zuwider.
„Meine
sehr geehrte Frau Mühlbach.“, ich verneige mich kurz vor ihr.
„Herr
Lancaster, schön dass Sie die Zeit gefunden haben. Ich weiß ja,
Klüngelsprecher sein, heißt viel Zeit investieren.”. Ich lächle
ihr nur knapp zu, immerhin verdanke ich ja ihr diesen Dienst.
„Ich
wollte mich nur erkundigen, wie es denn bei Ihnen so läuft. Sie
haben bis jetzt dem Prinzen noch keine genaue Rückmeldung erteilt.
Ich habe gedacht, ich hake einfach mal nach. Besonders jetzt, wo sich
die Täter anscheinend sogar bis zu den Klüngeln selbst vortrauen.”.
Eindeutig sprach sie den Tod Metternichs an, doch meiner Meinung nach
ist es kein direkter Verlust, ihn nicht mehr auf der Erdoberfläche
wandeln zu haben. Im Grunde genommen war ich meiner unbekannten
Schönheit dafür dankbar. Und die Leichtigkeit und Sorglosigkeit mit
der sie sich von diesem unkooperativen Stück Ventrue entledigt hat,
beeindruckt mich.
„Ich
fühle mich
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