Melville
stehe
etwas unschlüssig da und beobachte, was sie tut. Mit andächtigen
Schritten geht sie mit einem großen schwarzen Kelch in den Händen
auf mich zu.
„Blut,
gegeben von uns allen. Brüder und Schwestern jederzeit. Nimm einen
großen Schluck und vereinige dich.“, sie reicht ihn mir.
Schwer
rieche ich den Inhalt, mein Durst ist kaum zu ertragen. Ich versuche
dennoch ruhig zu bleiben. Ich sehe noch einmal in die Runde, sehe sie
ernsthaft an. Das Blut aller Anwesenden und ich werde es kosten! Ich
lege den Kelch an meine Lippen, schmecke die ersten Tropfen. Ein
wahnsinnig verstörender Geschmack, so viele Nuancen. Keine Balance
in der Note, aber absolut und mit allen Sinnen einnehmend. Ich gebe
mich ganz dem Tanz meines Verstandes hin und versinke in geistiger
Dunkelheit. Ich trinke nicht nur einen großen Schluck, sondern wohl
eher mehrere, bevor ich ihn wieder senken kann. Und während ich die
Hände herablasse höre ich, dass ich laut atme. Die Augen halb
geschlossen, brauche ich eine Weile, um wieder klar denken zu können.
Wie nach einem Erdbeben spüre ich die abebbenden Wellen des
Blutrausches. Und dann merke ich, dass sie klatschen, mir zujubeln
und mir auf die Schulter klopfen. Ich bin jetzt einer von ihnen.
Ventrue
Antitribu!
Bischof-Rudel
Die
Anwesenden zerstreuen sich ein wenig, mehrere Grüppchen bilden sich
und führen Gespräche. Immer wieder ein Lachen, die Stimmung ist
ausgelassen. Keinesfalls so verknöchert wie die Veranstaltungen im
Elysium. Ich fühle mich gut.
Mein
Ductus, Sophia, kommt auf mich zu, eine kleine Gruppe aus drei
Personen steht hinter ihr. Sie nimmt mich kurz in den Arm, drückt
mich kameradschaftlich. Die anderen sehen mich freundlich an, bis auf
den optisch Ältesten unter ihnen, der mich aufmerksam begutachtet.
„Ich
freue mich, Melville, endlich ist es soweit!“, sagt die weißhaarige
Priesterin, die anscheinend auch zu der Gruppe gehört und sie
klatscht aufgeregt in die Hände.
„Melville,
ich möchte dir dein Rudel vorstellen.“, sie deutet auf die
Priesterin.
„Das
ist Elina Rebane, unsere Ritualexpertin und meine engste Vertraute.
Sie berät mich und das ganze Rudel in allen spirituellen und
seherischen Fragen.”. Elina macht einen kleinen höflichen Knicks
in meine Richtung. Ich hebe eine Hand, lege sie flach auf meine Brust
und verbeuge mich ergeben zu ihr. Sie kichert kurz. Sie ist mir
sympathisch.
Sophia
deutet weiter zu dem älteren, bärtigen Herren, der rechts von Elina
steht, der mich auch weiterhin betrachtet.
„Das
ist Gregori Moldovan. Mein taktischer und politischer Berater und
außerdem äußerst begabt in der Anwendung der fleischformenden
Künste.”, sie lächelt ihm zu, er reicht mir die Hand. Ich gebe
ihm auch meine Hand und er sagt
„Es
ist mir eine Freude mein neues Rudelmitglied kennenzulernen. Du bist
ein interessanter Neuzugang. Wenn du Fragen zum Sabbat oder Allgemein
hast, wende dich ruhig an mich.”.
„Ich
danke dir vielmals, Gregori. Sicher komme ich auf dein Angebot
zurück.“ und wir drücken noch einmal fest unsere Hände und er
stellt sich dann wieder aufrecht hin. Trotz seiner netten Worte, sah
er äußerlich nicht freundlich aus. Kein Lächeln, keine Regung.
Ein Meister im Fleischformen? Ein Tzimisce.
„Und
dies ist Sergej Baranow, meine persönliche Wache und der Templer in
unserer Runde. Wenn er uns nicht beschützen kann, dann kann es
niemand.“ und zeigt auf den blonden, kräftigen Mann Mitte dreißig.
Er lächelt mir zu und sagt
„Ein
Neuer an der Front. Ich hoffe, du bist nur annähernd so gut, wie
unser Ductus berichtet, dann wird es eine Freunde mit dir
zusammenzuarbeiten.”. Ich reiche ihm die Hand, er schüttelt sie
kurz und zackig.
„Danke,
Sergej. Ich werde mein Bestes geben und euch unterstützen.”.
Sophia
fährt fort
„Nun,
Melville, jetzt kennst du zwar dein Rudel, aber deinen Ductus noch
nicht wirklich. Ich bin eine der drei Bischöfe von Frankfurt, Sophia
Annikova, und ich bin froh, dass du endlich bei uns bist.”. Mit
äußerster Konzentration verhindere ich einen Laut der Verblüffung.
Sie
ist Bischöfin!
Die
Gedanken rasen in meinem Kopf. Sie... ich... es ist einfach
unglaublich. Unsere gemeinsamen Erlebnisse schießen mir durch den
Kopf. Sie wirkt nicht nur, als ob sie viel Macht hätte, sie hat sie
tatsächlich auch. Schwer beeindruckt senke ich mein Haupt und
antworte „Meine Bischöfin, mein Ductus. Es ist mir eine
außerordentliche Ehre Mitglied Eures Rudels sein zu
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