Melville
flachen Hand am Brustkorb
nach hinten. Ich widersetze mich nicht. Streife meine Schuhe ab, hebe
die Beine hoch und freue mich, dass sie noch bei mir bleiben möchte.
Sie platziert meinen linken Arm so, dass sie ihren Kopf auf meine
Schultern legen kann.
Sie
kuschelt sich an mich.
Ich
rieche an ihrem Haar, streichele mit der linken Hand über ihren
Rücken, fühle ihren Körper dicht an meinem. Und es scheint ihr
nicht um die körperliche Befriedigung an sich zu gehen, viel eher
auch um die Nähe zu mir. Ich fühle wie ein Rauschgefühl des Glücks
mich durchflutet und ich weiß, dass alles richtig ist.
„Du
bist so stumm, Melville. Stimmt irgendetwas nicht?“. Sie beginnt
meinen Brustkorb zärtlich zu streicheln und legt ein Bein über
meinen linken Oberschenkel.
„Es
ist alles perfekt, Sophia. Ich habe nur keine Worte für die Gefühle,
die ich gerade empfinde. Ich verstehe sie selbst nicht ganz, doch ich
genieße sie.“. Sie lächelt mich kurz an, streckt sich etwas in
meine Richtung und küsst mich kurz auf die Wange.
„Schade,
dass du so wenig Wachzeit hast. Doch ich habe mich schon um einen
Mentor für deinen neuen Weg bemüht, er wird übermorgen in
Frankfurt eintreffen, dann kannst du endlich an diesem Problem
arbeiten.“.
„Er
reist extra für mich an?“.
„Ja,
ich kenne ihn schon lange und er hat schon Einigen zu neuer
Lebensqualität verholfen. Und ich habe auch einen ganz bestimmten
Pfad für dich, der wird nicht häufig angewendet, aber es sollte der
Richtige sein.“.
„Ich
vertraue Euch, mein Ductus, dass Ihr den richtigen Pfad für mich
ausgewählt habt.“.
„Im
Grunde genommen, hast du ihn dir bereits selbst ausgesucht, aber ohne
genau zu wissen wie es geht. Dein Verstand ist messerscharf,
Melville, und dein Instinkt ausgeprägt, warum also nicht auch diese
Quellen als Antrieb nutzen? Aber genug davon, die letzten Minuten
will ich dich noch genießen.“ und mit diesen Worten stützt sie
sich etwas an meinem Oberkörper ab und beginnt mich leidenschaftlich
zu küssen. Ganz, als ob sie es ähnlich vermisst hat wie ich. Ich
schmelze unter ihren Lippen, bin fügsam und empfindlich.
Bis
sich meine Augen endgültig für diese Nacht schließen, lässt sie
mich von sich kosten. Sie streichelt immer wieder mein Gesicht und
ich befühle ihr wunderschönes Haar. So gehe ich mit einem inneren
Lächeln in den Tag und spüre absolute Zufriedenheit.
Fremd
Ich
öffne die Augen. Es ist so dunkel, dass ich kaum etwas erkennen
kann. Es dauert einen kurzen Augenblick, bis ich mich erinnere, wo
ich bin. Ich trage noch Hemd und Anzughose. Doch die Erinnerung
daran, warum ich nicht dazu kam meine Kleidung zu wechseln, zaubert
mir ein Lächeln auf die Lippen.
Leise
erhebe ich mich und versuche in meine neue Umgebung hineinzuhorchen.
Ganz entfernt, auf jeden Fall in einem anderen Stockwerk, höre ich
ein dumpfes Hämmern. Langsam hebe ich die Beine über das Bett.
Seitdem ich gestern aus dem Kelch getrunken habe, fühle ich mich
anders. Es ist schwer zu beschreiben, es hat etwas Beschwingtes,
etwas Fröhliches. Gleichzeitig fühle ich mich gestärkt und
selbstsicherer in meinem Wesen. Ich atme tief ein und aus, präge mir
den Duft der neuen hölzernen Möbel ein. Den Duft des Waschmittels
mit dem vermutlich mein Bettzeug gewaschen wurde. Rieche ihr Parfum
an mir.
Ich
erkenne auch etwas Vertrautes. Meine Kleidung hängt im Schrank,
sicher hat James sie pflichtbewusst aufgehängt. Irgendwie bin ich
froh darum, dass ich ihn habe. Eine bekannte Konstante in all den
neuen Eindrücken. Konditionierte Diener, so wie sie einige Ventrue
haben, sind mir eher zuwider. Ihr Gebaren und ihre Arbeitsweise
erinnern mich zu sehr an hirnlose Roboter, so dass es ein Graus für
mich wäre, mit ihnen arbeiten zu müssen.
Ich
erhebe mich und suche das angrenzende Bad auf. Laut legt sich der
altmodische Lichtschalter um und grell flackert das Licht auf. Da
erkenne ich mein Gesicht im Spiegel. Irgendwann war es mal ein
fröhliches, menschliches Gesicht gewesen. Doch meine Entwicklung und
meine Taten zeichnen sich immer deutlicher in den eingefallenen
Wangen, den tiefen Augenringen und der kränklichen Haut ab. Leicht
fühle ich mich an Krebspatienten erinnert, an Jonathan, doch
schüttele ich diesen Gedanken schnell wieder von mir. Deutlich
erkenne ich die Außenlinien meines Schädels unter der papierdünnen
Haut. Ganz nahe gehe ich mit meinem Gesicht an den Spiegel und fühle
mich fast schon von mir selbst bedroht. Ich
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