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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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verteiltes
Netzwerk an Aktien, Immobilien und Rohstoffen. Besonders das Gold hat
es ihr angetan; viele Wechselkurse, schwankende Warenpreise und die
wirtschaftlichen Entwicklungen des Euros machen das ganze System
etwas verworren. Die drei Kollegen, drei Lasombra, was sonst, sind je
nach Eignung eingeteilt. Herr Ziegler kümmert sich um die
europäischen Geschäfte, der asiatisch-russische Raum wird von Herrn
Ibanov betreut und der Rest der Welt von Frau Johannsen.
    Das
erste Treffen war etwas mit knisternder Spannung unterlegt. Eine
gewisse Abneigung war deutlich von den Dreien spürbar, aber sie
werden sich daran gewöhnen müssen, ab jetzt kontrolliert zu werden.
Und was natürlich noch mehr meinem Gusto entspricht ist die
Tatsache, dass ein Ventrue diese drei Lasombra anweisen darf. Auch
wenn ich sonst keinen Wert auf diese Fehde lege, hat es etwas
Erhabenes.
    Trotz
der anfänglichen Schwierigkeiten gewöhnen wir uns aneinander, aber
es ist nicht so, als ob jemals ein persönlicher oder alberner Moment
entstehen würde. Ich arbeite fleißig und gewissenhaft und versuche
durch Umstrukturierung und größeren Fokus auf chinesische
Ressourcen mehr Gewinn zu erwirtschaften. Doch alles in einem Rahmen,
der Sophias Finanzen niemals ernsthaft gefährden könnte.
Gleichzeitig bekomme ich die Chance, die erworbenen Kenntnisse auch
auf meine eigenen finanziellen Mittel anzuwenden. Da ich meine Firma
so schnell verkaufen musste, ließ sich ein Verlust leider nicht
vermeiden und ich versuche ihn wieder gut zu machen, indem ich aktiv
in den spekulativen Handel einsteige.

    Eines
Abends, ich bin gerade in die Papiere der letzten Jahre
Handelsbeziehungen mit Russland vertieft, da wird mir eine
Ungenauigkeit bewusst. Ich erinnere mich zufällig genau an die Zeit,
als ein Kunde meiner Frankfurter Firma im Austausch mit Russland
stand und seine Immobilien verkaufen wollte, um das Geld anderweitig
zu investieren. Ich wickelte diese Transaktion ab und weiß daher,
wie der ungefähre Devisenwert war. Und er war bei weitem nicht so
schlecht, wie in Sophias Unterlagen vermerkt. Ich werde neugierig und
hole andere Dokumente hervor, an denen nur Herr Ibanov beteiligt war
und suche mir die Wechselkurse zu diesen Handelszeitpunkten im
Internet zusammen. Immer mal wieder scheint er den Kurs künstlich
verschlechtert zu haben. Was ist mit der Differenzsumme geschehen?
Wirtschaftet er in die eigene Tasche? Anscheinend war es eine gute
Idee, den Finanzsektor der Bischöfin genauer unter die Lupe zu
nehmen.
    Ich
klopfe an Sophias Bürotür, sie bittet mich herein. Ein
interessanter Anblick, wie sie, jung und anmutig, in diesem mehr als
alt wirkendem Büro sitzt. Schwere dunkle Möbel, die Regale voller
Akten, keine Gemälde oder Pflanzen. So sitzt sie in diesem Relikt
von einem Arbeitszimmer, ein Tablet PC in der Hand und von ihren zwei
Ghulinnen flankiert. Hübsche Ghulinnen, das muss ich sagen.
    „Mein
Ductus, habt Ihr kurz Zeit für mich?”.
    Sie
lächelt mich etwas verschmitzt an, sie scheint guter Laune.
    „Natürlich,
Melville, komm herein. Setz dich.“ und sie deutet auf einen der
massiven Besucherstühle vor sich.
    „Ich
fürchte ich habe keine positiven Neuigkeiten, Sophia.”, sie
blinzelt kurz und antwortet dann hochkonzentriert.
    „Was
gibt es, Melville? Bin ich pleite?”.
    Ich
verziehe meine Mundwinkel nur kurz zu einem Lächeln.
    „Nein,
bei weitem nicht, aber anscheinend wirtschaften nicht alle für ihren
bischöflichen Auftraggeber. Ein faules Ei füllt sich seine eigenen
Taschen. Sehr im Verborgenem, aber es geht sicher auch schon an die
Hundertausende Euro.”.
    Ihre
Miene verfinstert sich und ich hege im ersten Moment die Befürchtung,
dass sich ihr aufkeimender Zorn an mir entladen könnte. Doch sie
bleibt ansonsten regungslos.
    „Wer
ist es?”, fragt sie mich mit einem scharfen Ton.
    Ich
setze mich etwas mehr auf und antworte schließlich
    „Herr
Ibanov, er manipuliert die Wechselkurse, so dass am Ende eine
Differenz bleibt, über deren Verbleib die Unterlagen keine Auskunft
geben. Ich wollte dich informieren und dir die Entscheidung
überlassen.”.
    Sie
scheint kurz zu überlegen.
    „So
viele Jahre, er ist mir seit fünfzehn Jahren ein treuer
Mitarbeiter...”, sie lacht kurz verächtlich auf.
    „Treu...
ja. Danke, Melville, ich werde ihn dazu befragen und gegebenenfalls
abstrafen. Ich denke, du solltest anwesend sein, schließlich hast du
ihn auch überführt. Dann siehst du gleich mal, was die Folgen

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