Melville
sitzt
auch sie neben mir auf der Rückbank. Und ich muss mich sehr
zurückhalten, beide nicht stattdessen zum Spielen mit nach Hause zu
nehmen. Doch ich will nicht der Einzige sein, der auf der
Neujahrsfeier ohne etwas zu trinken da steht. Obwohl, einer würde
auch reichen und die andere könnte ich ja...
Nein,
nein ich muss mich an meine eigenen Pläne halten.
Also
fahre ich zu der Adresse. Ein ehemaliger Schlachthof... wie
ansprechend. Und ich bereue es keine Sekunde, dass ich diese beiden
Menschen dem sicheren Tod ausliefere.
Der
große Abend ist endlich gekommen. Um zehn Uhr wollen wir gemeinsam
zum Veranstaltungsort fahren, der uns allen erst heute bekannt
gemacht wird, um der möglichen Gefahr der Überführung durch die
Camarilla zu entgehen.
Ich
gehe die Treppen herunter und sehe Sergej und Elina bereits im Foyer
stehen. Elina trägt eine wilde, hochgesteckte Frisur und ein fast
durchsichtiges Seidenkleid, unter dessen Stoff man deutlich die roten
Linien der Ritualzeichnungen erkennt. An einigen Stellen ist das
Kleid mit ihrem Blut durchtränkt und sie trägt diese Male mit
erhobenem Haupt, wie teure Schmuckstücke eines Verehrers. Sergej
trägt eine hochgeschlossene Soldaten-Ausgehuniform. Sicher wird er
Sophia auch heute Nacht nicht von der Seite weichen. Und fast schon
ärgerlich empfinde ich die Tatsache, dass sie sicher nicht mit mir
tanzen wird. Nun ja, dafür tanzen wir ausgiebiger, wenn wir alleine
sind.
Wir
begrüßen uns gegenseitig, als auch schon Gregori dazukommt. Er
trägt eine Art Folklore-Hosenrock-Kombination, die sicher ihren
Ursprung in Rumänien hat. Ich mustere ihn auffällig und sage
„Dagegen
hat mein Smoking natürlich keine Chance, Gregori.”. Er sieht mich
nur verschwörerisch an und sagt
„Ich
bin auf der Feier jedenfalls nicht einer von hundert
Gleichaussehenden.”. Ich lache „Touché.”. Dann folgen seine
beiden Frauen, wieder tragen sie nur Röcke, extrem langes wallendes
Haar und den Tod zur Schau. Er bietet ihnen beiden je einen Arm an
und ehrfürchtig haken sie sich bei ihm ein.
„Wo
bleibt Sophia?“, fragt er nur, als sie oben an der Treppe erscheint
und für sich selbst antwortet
„Da
bin ich schon. Wir können los, meine Freunde.”. Mir verschlägt es
die Sprache. Natürlich bin ich etwas voreingenommen, doch ihre
Schönheit müsste eigentlich jeden erschlagen. Sie trägt das Haar
offen, einige Diamanten sind filigran und funkelnd an ihren Strähnen
angebracht. Sie trägt ein schwarzes, aber dennoch dezent glitzerndes
Kleid mit hohem Beinschlitz und mein geübtes Auge erkennt sofort das
kleine Strumpfband an ihrem rechten Oberschenkel. Ihre Highheels, in
denen sie sich elegant die Treppe herunter bewegt, betonen ihre
laszive Art und somit meine Versuchung noch mehr. Sie trägt weiter
keine Schmuckutensilien, die sie auch nicht nötig hat. Sie ist das
Juwel, kein alter aus Bergwerken geschürfter Stein könnte ihr das
Wasser reichen. Nur ihr glänzend roter und verführerischer Mund
hebt sich von ihrer blassen Haut und dem schwarzen Textil ab. Ich
höre Elina neben mir kurz kichern und kann mir fast schon denken
warum. Sicher sind meine emotionalen Eruptionen für sie leicht zu
sehen. Als sie im Foyer ankommt, bringen uns Diener bereits die
Jacken und ich beobachte, wie Sophia sich in ihren großen Pelzmantel
kuschelt. Was würde ich jetzt nicht alles geben, um sie küssen zu
dürfen. Doch sie zwinkert mir nur kurz zu und wendet sich dann zur
Tür, um begleitet von Sergej in Richtung Großraumlimousine zu
laufen. So machen wir uns auf den Weg. Meine erste große Feier.
Silvester
Gar
nicht so weit entfernt vom Frankfurter Elysium, aber auf unserer
Seite der Stadt, treten wir durch die Türen eines äußerst
exklusiven Veranstaltungsortes. ‘West 13’ nennt sich dieses
luxuriös ausgeleuchtete und mit architektonisch modernen Elementen
versehene Gebäude. Der Parkplatz ist bereits fast zur Gänze belegt,
doch natürlich besitzt unser Rudel einen reservierten Platz in der
Nähe des Einganges. Musik dringt aus dem Gemäuer, lachende und
feiernde Ghule und Kainskinder stehen rauchend in der Nähe des
Einganges und die nächtliche Aussicht auf den Main ist
beeindruckend. Anscheinend verstecken wir uns nicht, wenn uns nach
Feiern zumute ist. Ein breites Lächeln umspielt meine Lippen, als
ich aussteige, Gregori mit seinen zwei Damen bereits freudig grölend
auf einen Bekannten zu geht und sich das Violett gefärbte Licht aus
der großen Glasfassade im
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