Melville
spät
„Eine
Pfeife raucht man nicht, man genießt sie und ergründet seine Taten,
die vergangenen, als auch die zukünftigen. Möchtest du es einmal
probieren?”.
„Ich
bin kein guter Rauchinhalierer, lieber nicht...”.
„Ganz
wie du meinst, Melville, aber mein Angebot steht.”.
Als
ich mich weiter umsehe, bemerke ich fast schon beschämenswert spät,
dass wir nicht allein sind. Ich erschrecke beinahe, als ich die
beiden Frauen sehe. Er bemerkt meine Reaktion und ich schäme mich
dafür. Sicher hält er mich für ein zartbesaitetes Weichei, das
wohl lieber nicht beim Sabbat sein sollte. Die beiden Frauen stehen
mit leicht gebeugter Haltung, freiem Oberkörper und mit den Rücken
zu uns zwischen dem Raumteiler und einigen Schränken. Mehrlagige
Röcke und wallendes Haar lassen sie annähernd fließend wirken.
„Das
sind Julina und Karina, meine beiden Frauen. Aber ich denke, ich
überfordere dich lieber nicht und erspare dir ihren Anblick.”. Ich
muss schlucken.
„Keine
Bange, sie können uns nicht hören... nur wenn ich es will.”.
„Bist
du schon lange mit ihnen... verheiratet?”, er lacht kurz auf.
„Julina
begleitet mich seit fast zwanzig Jahren, Karina erst seit fünf. Zwei
wunderschöne Geschöpfe...”. Sein Blick heftet sich an ihre Leiber
und fast erkenne ich eine Art Gefühlsregung in seinem Blick. Aber
nur fast.
„Aber
du bist sicher nicht hier, um mit mir über meine Frauen zu sprechen.
Was gibt es also?”, schnell wirkt er wieder sachlich und kühl.
„Im
Grunde genommen nichts Bestimmtes, Gregori, ich...”.
„Dir
ist langweilig, ist es nicht so?”.
Ich
nicke etwas zögerlich mit dem Kopf, auf keinen Fall möchte ich,
dass Gregori eine Art Beschwerde über mein Rudeldasein in meine
Aussage hineininterpretiert.
„Das
verstehe ich, mir ist auch schon aufgefallen, dass Sophia dich nur
zögerlich in die Welt hinauslässt. Sie sagte etwas von Mitte
Januar, als ich sie fragte, wann du endlich für uns die Menschen
kontrollieren wirst. Und wenn ich Sophia nicht schon Jahre kennen
würde, würde ich sagen, es liegt ihr etwas an dir.”.
Ich
versuche möglichst neutral zu wirken, als er das Thema anspricht und
versuche etwas abzulenken.
„Die
Menschen kontrollieren. Wie genau soll ich es eigentlich tun?”.
„Das
weiß ich nicht, Melville, ich dachte das ist dein Fachgebiet...
Menschen.”, ich nehme einen leicht verächtlichen Unterton wahr.
„Am
besten kläre ich mit Sophia, ob es gewünscht ist, dass sie sich für
uns in den Tod stürzen oder uns nur wirtschaftlich weiter
voranbringen sollen.”.
„Ja,
frage lieber sie. Wirst du eigentlich irgendwann die Schachfigur
zurückbringen?“, fragt er unerwartet und, als ob seine Worte
magisch wären, spüre ich die Figur in meiner Jackettasche zehnmal
schwerer als vorher. Aber selbstsicher antworte ich die Wahrheit
„Nein.”.
Er nickt nur kurz stumm und antwortet
„Dann
werde ich eine Neue machen müssen, damit ich wieder mit ihr Schach
spielen kann. Nun ja, es gibt Schlimmeres. Freust du dich schon auf
die große Neujahrsfeier? Es wird dir sicher sehr gefallen.”.
„Ich
bin vor allem neugierig. Bei der Camarilla sind das eigentlich alles
nur Veranstaltung, um sich über geschäftliche Belange zu
unterhalten, der Toreador Kunst zu frönen oder um andere vor
versammelter Domäne bloßstellen zu können. Keine wirkliche
Freude...”.
„Nein,
bei uns ist das ganz anders. Geschäfte sind grundsätzlich verboten.
Die oberste Regel lautet, sei du selbst! Es wird für alle
Bedürfnisse gesorgt sein... ach so, ja, vielleicht solltest du ein
paar Menschen für dich vorher hinbringen, damit du auch trinken
kannst. Also eure Schwäche ist schon wirklich anstrengend, aber wohl
immer noch besser als die Schwäche der Nosferatu.”, er lacht kurz
laut auf und aus dem Augenwinkel habe ich den Eindruck, dass sich
eine der beiden Frauen kurz bewegt hat.
„Ich
selbst sein...“ und ich blicke in die Richtung der beiden schönen
Frauenkörper... jedenfalls ihre Rücken sind schön anzusehen, mir
graut nach Gregoris Worten etwas davor, sie auch von vorne zu
betrachten.
„Ja,
du selbst. Wer auch immer du wirklich bist.”.
„Das
weiß niemand genau...”. Er seufzt kurz.
„Naja,
jedenfalls wird dann das neue Jahr wieder sehr aufregend, wenn sich
kein außergewöhnlicher Umstand mehr ergibt, sollte Sophia im
Frühjahr alleinige Bischöfin werden. Und dann beginnt die richtige
Arbeit. Genieße also deine freie Zeit, auch wenn du
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