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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Reste, als dieser Trieb in mir auch schon
von meinem Ich ablässt.
    Ich
erkenne wieder deutlich, was geschieht. Ich liege am eisigen Boden
neben dem Wagen, der dunkle Park hinter mir und die Scheinwerfer von
Benedicts Auto strahlen mich an. Er beugt sich in meinen Wagen und
begutachtet sie...
Alicia.
    Er
fühlt nach ihrem Puls und sieht dann wütend in meine Richtung.
    „Lecke
ihr über die Wunden, damit sie aufhört zu bluten. Aber beherrsche
dich, Melville. Um deinetwillen, beherrsche dich!”. Ich stehe auf,
immer noch innerlich erregt von dem eben Erlebten, folge aber seinen
Anweisungen. Ich gehe zu ihr, er macht mir zwar Platz, aber bleibt in
Griffreichweite. Sie ist furchtbar blass und ich kann ihren
Herzschlag kaum hören. Ihr Blut sickert durch die etwas
ausgefransten Wundmale am Hals und es kostet mich wirklich
Willenskraft, ihr diese Wunden nur zu verschließen und nicht wieder
in sie zu tauchen. Doch nicht ohne sämtliche Tropfen, die bereits
den Weg nach außen gefunden haben, von ihr zu lecken. Und unter dem
Einfluss meines Speichels sehe ich, wie sich ihre Wunden langsam
schließen. Als ich mich wieder aus dem Wagen erhebe und Benedicts
Blick erkenne, überkommt mich ein Gefühl von Schuld. Vergleichbar
mit den Emotionen, denen ich früher am College und der Universität
ausgeliefert war, immer wenn ich mir selbst etwas sexuelle Erlösung
verschaffte.
    Er
greift in ihre Jacke, holt ein Portemonnaie heraus und studiert ihren
Personalausweis.
    „Du
setzt dich in meinen Wagen und wirst mir hinterher fahren. Du wirst
den Wagen erst wieder verlassen, wenn ich es dir gestatte!”.
    „Ja,
Sir.“, antworte ich schuldbewusst und mache mich auf zu seinem
Auto. Er steigt zu ihr und fährt davon. Und obwohl ich weiß, welche
Folgen meine Jagd eben hatte, würde ich es doch immer wieder so tun.
Leise grinsend und beseelt von der Erinnerung an den Blutfluss, der
mir eben noch in den Rachen sprudelte, folgt sein Fahrer meinem Auto.
    Im
Holborn Drive angekommen, sehe ich, wie er sie aus dem Wagen zieht
und vor ihrer Haustür ablegt. Sie wirkt nicht mehr ganz so benommen,
nur noch etwas schwächlich. Und an der Art, wie sie nach seiner Hand
greift und ihn nicht sofort gehen lassen will, weiß ich, dass er sie
mit seinem eigenen Blut versorgt hat, um sie wieder aufzupäppeln. Er
entfernt sich von ihr und steigt wieder in meinen Wagen. Und als auch
ich langsam von diesem Ort wegfahre, blicke ich ihr nach und sehe
noch, wie sie sich erhebt und an der Haustür klingelt.
    Danke,
Kleines.

    „Du
bist kein verdammtes Tier, Melville! Du musst lernen deine Kräfte
und deine niederen Bedürfnisse zu zügeln!”, er geht um mich
herum, ich sitze mit gesenktem Haupt auf einem Stuhl und lasse diese
Predigt über mich ergehen. Seit er mich vor zwei Nächten verwandelt
hat, sind meine Gedanken und Einstellungen ihm gegenüber lange nicht
mehr so ergeben und demütig wie zu Ghulzeiten noch.
    „Ich
trage die Verantwortung für dich. Und ich verlange von dir zu hören,
dass du eben nur die Kontrolle verloren und nicht mit Absicht ihren
Tod in Kauf genommen hast!”. Ich blicke zu ihm auf und antworte
    „Ich
dachte, das ist unsere Beute. So wie die Menschen auch mit Tieren
umgehen.”. Er bleibt stehen und sieht mich völlig entgeistert an.
    „Das
sind Menschen, um Himmels willen! Fühlende und leidende Wesen und
dass gerade ich dich daran erinnern muss, wo du selber noch vor zwei
Nächten einer warst, schockiert mich, Melville!”. Er rauft sich
kurz durch das Haar, eine für ihn vollkommen untypische
Übersprungshandlung.
    „Ich
habe das Gefühl, dass du mir irgendwie entgleitest. Dass mir ein
Wesenszug von dir überhaupt nicht bewusst war. Deine Worte, deine
Argumentation entspricht eher der des Sabbats... verdammt nochmal!”.
Wütend reißt er sich die gelöste Krawatte aus dem Kragen und wirft
sie auf die Couch.
    „Sabbat?“,
frage ich, erheblich eingeschüchtert von seinem Verhalten. Denn so
kenne ich ihn überhaupt nicht.
    „Das
ist unsere Gegenseite, die Ausgeburten, die nicht wissen, wie man
sich zu benehmen hat. Sie marodieren wie wilde Bestien durch die
Straßen und schlachten alles und jeden ab! Willst du auch so sein,
Melville?
Willst du das?
Dann sage es jetzt, damit ich deine Zeugung noch revidieren kann!”.
Er schreit mich an und tief in mir bin ich der Überzeugung, dass er
mich gleich für meine Taten körperlich züchtigen wird.
    „Revidieren...“,
flüstere ich leise.
    „Ja!
Revidieren... dich

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