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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Arbeit
nachkommen kann, soll es mich nicht weiter stören.

    „Ancilla
Safford wünscht Sie zu sprechen, Mr Lancaster.”, ein
sekretärähnlicher Ghul meines Clans verbeugt sich tief neben mir
und teilt mir diese Nachricht mit. Die anderen beiden an meinem Tisch
heben kurzzeitig den Blick von den Bilanzen und betrachten mich
neugierig.
    „Danke,
ich mache mich sofort auf den Weg.“, antworte ich dem Ghul und
stehe auf. Ich ziehe meinen Anzug glatt und kontrolliere, ob meine
Schuhe auch angemessen gepflegt sind. Ein kurzes Räuspern und ich
verlasse den Arbeitsraum und begebe mich in das Stockwerk, in dem die
Ancillae ihre Aufenthaltsräume haben. Am Entree der Etage steht ein
Empfangsschalter, an dem ich mich ankündige und um die Erlaubnis
bitte, mit Mr Safford sprechen zu dürfen. Ich werde zu ihm geleitet
und noch einmal darauf hingewiesen, keine anderen Räume zu betreten.
    Ich
klopfe an seine Tür, warte gehorsam sein ‘Herein’ ab und trete
dann hinein. Es ist kein Vergleich zu dem riesigen Zimmer seines
eigenen Büros, aber dennoch ist es eine Würdigung seiner Person,
dieses Büro ständig im Clanshaus zu besitzen.
    „Melville,
komm, setz dich.”. Ich komme erst gar nicht dazu, meine
Etikettepflichten auszuüben, sondern setze mich direkt, ohne
Verbeugung und kleiner Ansprache.
    „Guten
Abend, Mr Safford, Sie wollten mich sprechen.”.
    „Ja,
ganz recht... erst einmal, wie ist es denn so, dein neues Leben?
Zufrieden?”.
    „Es
ist eine Ehre, endlich Teil des Ganzen zu sein und seinen Beitrag für
die Domäne leisten zu können.”, es ist mehr eine automatisierte
Antwort, die ich sicher bereits das zwanzigste Mal so aufsage, doch
es stellt immer alle zufrieden.
    „Das
freut mich zu hören. Ein Vögelchen hat auch gezwitschert, dass du
deine Arbeit hier im Clanshaus gewissenhaft und vor allem erfolgreich
ausübst. Gut, dich in der Familie zu haben.”.
    „Danke,
Sir.”. Und obwohl ich weiß, dass es eine wichtige Ehrung von
seiner Seite ist, empfinde ich kaum etwas für seine Worte. Ich
lächle höflich und bin in Gedanken fast schon wieder bei meinen
Zahlen und Zinssätzen.
    „Du
erinnerst dich doch sicher, dass wir eine kleine Abmachung hatten?”.
    „Ja,
Sir, ich habe es nicht vergessen.”.
    „Sehr
schön, dann freut es dich zu hören, dass es soweit ist, dass du
deine Schuld ausgleichen kannst. Es ist alles vorbereitet und in den
nächsten Nächten ist deine Aktionsbereitschaft gefragt.”. Ich
muss an Benedicts Doktrin denken und wie sehr ihm das sicher
missfallen würde.
    „Ist
mir eine Frage erlaubt, Sir?”.
    „Natürlich,
Melville, es soll dir ja nichts unklar sein.”.
    „Hat
sich an der Art der Durchführung, die von mir erwartet wird, etwas
geändert?”. Er lächelt mich kurz etwas süffisant an.
    „Nein,
das hat es nicht, Melville, warum fragst du?”.
    „Mein
Erzeuger wünscht keine Handlungen jeglicher Art, die andere
verletzten oder töten könnten. Ich bin mir nicht sicher, wie
effektiv ich dieser Aufgabe dann nachgehen kann.”. Meine Stimme
klingt vollkommen ruhig, keine Regung, als ich im Grunde ausspreche,
dass ich zur Folterung andere Mitwesen auserkoren wurde.
    Er
betrachtet mich kurz eingehend, als ob er mich jetzt erst richtig
wahrnehmen würde und fragt dann mit leicht zusammengekniffenen Augen
    „Es
geht mich vermutlich nicht wirklich etwas an, aber sag, Melville, hat
Benedict dich in einem Bündnis... hast du nach deiner Zeugung sein
Blut getrunken?”.
    „Ja,
Sir, und dieses Bündnis wird in regelmäßigen Abständen
aufgefrischt.”. Er sieht kurzzeitig etwas verärgert aus, findet
dann aber zu seinem neutralen Gesichtsausdruck zurück.
    „Ich
denke, dann werde ich wohl ein paar Worte mit meinem Kind wechseln
müssen. Ich danke dir, dass du zu mir gekommen bist. Du kannst jetzt
deiner Arbeit wieder weiter nachgehen.”.
    „Danke,
Sir, ich hoffe, dass ich Ihnen und Benedict keine Umstände gemacht
habe.”.
    „Nein,
das hast du nicht, keine Bange.”. Dann stehe ich auf, verbeuge mich
und mache mich auf den Weg zurück an meinen Schreibtisch, meinen
Stuhl, meine Welt.

Neue Aufgaben

    „Ich
muss wohl meine Weisungen an dich neu formulieren. Deine neuen
Aufgabenbereiche decken sich anscheinend nicht ganz mit denen, die
ich für dich vorgesehen hatte.”. Ich kann fast hören, wie
Benedict mit seinen Zähnen knirscht. Wir sitzen uns am großen
Konferenztisch in seinem Haus gegenüber, ich schweige und höre, was
er mir mitzuteilen

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