Melville
Sportvereine. Doch für
Sporttreibende ist es sicher schon zu spät. Ich werde also, wie
früher auch, einfach durch die Straßen schlendern müssen und
hoffen, dass etwas Passendes dabei ist.
Die
Bürgersteige sind ruhig, fast schon unbelebt und ernüchtert muss
ich feststellen, dass diese Gegend so mit konservativen Familien und
Arbeitern angefüllt ist, dass sicher bereits alle schlafen. Da ich
aber zuhause vorerst niemanden erwarte, sicher kommt Sophias
Kontaktperson erst etwas später, gehe ich fast schon gelangweilt in
eine Tankstelle hinein. Wenigstens sie ist noch geöffnet und hat
noch nicht auf den Nachtschalter gewechselt. Doch das anwesende
Personal erweckt nicht mein Interesse. Ein junger Typ, leicht picklig
und mit fettigen Haaren. Er legt sein Buch nieder und sieht mich an.
Um nicht vollkommen planlos zu wirken, kaufe ich eine Finanzzeitung
und lege dann noch eine kleine Wasserpistole vom Kassenbereich dazu.
Sie ist zwar etwas billig, aber vielleicht freut sie sich ja dennoch.
Notfalls soll Annemarie sie einfach wegschmeißen. Wir tauschen kein
Wort und fast schon angewidert von seiner Art verlasse ich die
Tankstelle wieder. Da fährt plötzlich ein silbernes Cabrio auf die
Tankstelle und ich erkenne eine ansehnliche Frau. Zwar etwas älter,
aber für meine Bedürfnisse passend. Ich warte etwas weiter
entfernt, bis sie fertig getankt hat und zum Bezahlen zu dem
unfähigen Kassierer in das Häuschen geht.
Ich
gehe zu ihrem Wagen und setze mich auf den Beifahrersitz. Sie hat den
Wagen nicht verschlossen, aber wenigstens hat sie die Schlüssel
nicht stecken lassen. Ich sehe zu ihr und als sie auf dem Rückweg
erkennt, dass ihr Wagen nicht allein auf sie wartet, stutzt sie erst
etwas. Ich lächle ihr freundlich zu und sie nimmt weiter ihren Weg
auf.
„Wer
sind Sie und was machen Sie in meinem Auto?“, fragt sie. Schön,
sie lässt sich nicht mit den einfachen Mitteln des Charme
beeinflussen, dass gefällt mir.
„Ein
sehr schöner Wagen, wollen wir nicht eine kleine Spritztour
machen?“.
„Unverschämtheit,
steigen Sie sofort aus!“, ihre Stimme wird lauter und ich bemerke,
dass der Kassenwart aus dem Fenster blickt. Nun gut, dann soll es
eben nicht anders sein. Und mit der gewohnten Hilfe meiner geerbten
Blutmacht und den Worten
„Kommen
Sie, das wird schön.“, verändert sich ihr Gesicht von wütend zu
naiv lächelnd und sie geht um den Wagen herum. Sie steigt ein und
fragt
„Wo
soll ich Sie hinfahren?“.
„Nenn
mich doch Christian.“, sage ich und reiche ihr die Hand.
„Martina…
ich heiße Martina.“ und ich sehe, wie sie verlegen die Haare etwas
hinter das Ohr streift und höre ihren Puls etwas schneller schlagen.
„Gut,
Martina, dann würde ich sagen, suchen wir uns doch einfach einen
ruhigen Ort, bitte nicht allzu weit von hier. Fällt dir da etwas
ein?“. Sie sieht mich an und kichert dann leise, wie ein junges
Mädchen, das mit ihrem Freund gleich heimlich in einer Ecke des
Schulhofes verschwindet und herumknutschen wird.
„Ja,
ich denke, ich kenne da einen Ort.“.
„Sehr
gut, dann nichts wie hin.“. Sie startet den Wagen und mit dem
warmen Fahrtwind in den Haaren fährt sie mit mir durch die Nacht.
Das verlief ja doch angenehmer als erwartet.
Und
keine fünf Minuten später liegt sie ermattet in meinen Armen,
hinter dem Anwesen eines Reiterhofes und versteckt von möglichen
Zeugen. Ich lecke wohl trainiert über die Bissmale, greife nach der
Zeitung und dem Mitbringsel für Annemarie und steige aus dem Wagen
wieder aus.
„Vielen
Dank, Martina, ich hoffe, es war eben so schön für dich wie für
mich?“. Sie kann natürlich nicht antworten, um meinen Bedarf
komplett zu stillen, musste ich sie in die Ohnmacht eintauchen
lassen.
„Erwarte
keine Blumen oder einen Anruf. Das war nur dieses eine Mal. Und
vielleicht solltest du dir ein Auto mit festem Dach kaufen und die
Türen brav verschließen, wenn du ihn verlässt.“. Dann drehe ich
mich herum und gehe, geführt durch mein Smartphone, wieder zurück
in die Wohnung. Keine achthundert Meter sind es, ein ruhiger
Spaziergang, soll ja auch für die Verdauung gut sein. Und ich lache
bei diesem Gedanken kurz in die Sommernacht hinein und schüttele den
Kopf über meine albernen Gedanken.
„Du
hast Besuch.“, ruft mir Annemarie sofort aus dem Wohnzimmer
entgegen, kaum habe ich die Tür geöffnet. Da steht die Frau auch
schon in dem Türbereich zwischen Wohnzimmer und Flur. Schnell lege
ich die Habseligkeiten auf
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