Melville
sie.
„Liebe
kann niemals falsch sein.“, antworte ich überzeugt. Sie führt den
letzten Knopf durch die Öffnung und sieht mich wieder glücklich an.
„Ja,
du hast Recht.“. Da fällt mir ein, dass ich heute ja noch etwas zu
tun habe.
„Kennst
du zufällig jemanden, der heute spontan Zeit hat einige Erinnerungen
meines Butlers zu löschen?“. Sie wirkt überrascht.
„Warum?“.
„Es
geht um Dinge, die etwas weiter zurückliegen, ihm aber wohl sehr
zusetzen. Und so kann ich ihn nicht gebrauchen.“.
„Wie
wäre ein neuer Butler?“, fragt sie.
„Er
ist so auf meine Bedürfnisse abgestimmt, dass es leichter sein
sollte ihn zu manipulieren als einen Neuen anzulernen.“. Sie macht
kurz ein nachdenkliches, aber zustimmendes Geräusch und sagt dann
„Ich
werde jemanden schicken, mit ihr kannst du dann zu ihm fahren.“.
„Danke.“.
„Bitte.“
und als ich mich Richtung Wohnzimmer wende, spüre ich ihre Hand kurz
an meinem Hintern. Ich bleibe überrascht stehen und mit einem
neckischen Grinsen geht sie schließlich an mir vorbei und holt ihr
Telefon. Da klingelt es auch schon an der Tür und das keine Minute
zu spät, wie ich feststellen muss. Er ist ihr einfach vollkommen
verpflichtet. Zur Tür gehend sagt sie
„Ich
werde dich dann am Ende der Nacht über die Pläne informieren. Mal
sehen, was sie sich ausgedacht haben.“.
„Zu
Befehl, Erzbischöfin.“, dann lässt sie Sergej herein und er
blickt sie sofort kontrollierend an, ob ich nicht irgendwelche
Einflüsse auf sie ausübe. Dann sieht er leicht grimmig zu mir.
„Guten
Abend, Sergej. Können wir?“, frage ich betont freundlich. Ihn aber
von meiner Unschuld zu überzeugen, dürfte schwerer werden. Er nickt
nur und geht voran.
Etwa
zwanzig Minuten später bin ich wieder in der bekannten Zuflucht,
doch nur Annemarie ist vor Ort.
„Guten
Abend.“, sage ich entspannt und sie sieht zu mir. Sie sitzt auf dem
Sofa, hat ihren Teddybären neben sich sitzen und zeichnet auf ein
großes Blatt, das auf einem Brett über ihrem Schoß liegt.
„Huhu,
Melville. Na, alles gut gegangen gestern?“.
„Natürlich,
warum sollte es auch nicht?“.
„Naja,
ich dachte, vielleicht tut Frau Annikova auch nur freundlich und
bringt dich heimlich im Wald für deine Taten um.“.
„Wenn
es wirklich so wäre, hättest du mich dann nicht beschützt?“.
„Nicht
vor ihr.“, sagt sie nüchtern und zeichnet wieder weiter.
„Hmm,
das sollte ich mir merken. Sonst noch irgendwelche Ausnahmen?“.
„Nein,
nur sie.“.
„Gut…
wo sind denn die anderen beiden?“.
„Gregori
ist in irgendeiner Werkstatt und Elina hilft die Truppen für
übermorgen zu weihen.“.
„Schön,
dann nur wir zwei.“ und ich setze mich zu ihr.
„Japp.“,
sagt sie nur und konzentriert sich weiter auf das Bild. Ich sehe auf
ihr kleines Kunstwerk und erkenne ein Frauengesicht.
„Wer
ist das?“.
„Meine
Mama in Nürnberg.“.
„Ich
dachte, deine Eltern sind tot.“, frage ich neugierig.
„Ja,
sind sie auch, das ist eine Ghulin bei der ich wohne. Und das ist nun
mal meine Mama.“.
„Aha.“,
sage ich, doch verstehe ich es nicht wirklich.
„Vermisst
du sie, wenn du sie so ausgiebig zeichnest?“.
„Was
denkst du?“.
„Ähm,
ja?“. Sie sieht wieder auf, grinst mich etwas frech an und
antwortet
„Na,
dann brauchst du doch nicht fragen.“.
„Ich
lasse dich wohl lieber mal in Ruhe, was?“.
„Wirst
du jetzt übermorgen in das Elysium einmarschieren?“.
„So
wie es aussieht, ja.“.
„Gut.“,
ist alles was sie dazu sagt. Ich erhebe mich wieder und fühle, dass
ich durchaus noch einmal auf die Jagd gehen sollte. Nur ein geringer
Drang, aber mein Defizit sollte für dieses Himmelfahrtskommando
möglichst gering sein. Und jetzt habe ich gerade Zeit.
„Ich
bin jagen, falls du mich brauchst, mein Telefon habe ich bei mir.“.
„Okay,
viel Spaß.“ und sie greift nach dem Radiergummi, da sie mein
Gespräch wohl zu Fehlern verleitet hat. Und schneller als erwartet,
verlasse ich die Wohnung auch wieder.
Ich
kenne mich in diesem Stadtteil nicht wirklich aus und ich habe keinen
Wagen zur Verfügung. Jedenfalls fehlt der Schlüssel am
Schlüsselbrett, sicher hat ihn Gregori in Beschlag genommen.
Im
Hausflur, vor der Wohnungstür stehend hole ich mein Handy hervor und
verschaffe mir mit einer Kartenapplikation Übersicht über das
Viertel. Doch es gibt in näherer Reichweite keine Nachtclubs, keine
Bars. Nur abgehalfterte Kneipen und einige
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