Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
Vom Netzwerk:
der
Untoten, aber viel zu früh.
    „Benedict...”.
Ich richte mich auf und stütze mich auf meine Unterarme. Mit einem
Blick auf die Uhr erkenne ich, dass ich auch bedeutend später wieder
erwacht bin.
    „Warum
bin ich jetzt erst wach... und warum bin ich gestern früher
eingeschlafen?”.
    Er
antwortet nicht, schüttelt nur leicht verzweifelt den Kopf.
    „Stimmt
etwas nicht mit mir?”. Ich versuche in mich zu horchen, doch ich
fühle keine Schwäche. Außer vielleicht, dass mein Durst etwas
stärker an mir zerrt und mich drängt, endlich jagen zu gehen. Heute
ist zwar wieder meine routinemäßige Beutefindung an der Reihe, aber
vorher war der Durst nicht dermaßen präsent. Endlich antwortet er
    „Du
hast dich verändert.”, ich sehe fragend zu ihm. Ich hatte ihm
nichts von dem erzählt, was ich gestern in meinem neuen
Arbeitsbereich getan habe. Ganz wie es sein Wunsch war.
    „Verändert?”.
    „Ja.
Wenn Wesen wie wir etwas Unverzeihliches tun... etwas, dass unserer
Moral gänzlich entsagt, dann...”, er spricht nicht weiter.
Deutlich sehe ich ihm an, dass er versucht sich nicht auszumalen, was
ich getan haben könnte.
    „Dann?
Was passiert dann?”, ich werde etwas nervös. Niemand hat mir
erklärt, dass meine Handlungen direkte Folgen für mich haben
könnten.
    „Dann
wird das Tier in dir stärker, es fordert seinen Tribut. Und je mehr
man diesem bestialischen Urtrieb folgt, desto schwerer ist es, sich
der Sonne entgegenzustellen.
    Es
bedeutet, dass man mehr Abstand zu Auf- und Untergang der Sonne
braucht. Es zeigt, dass man ein Wesen der Nacht, der Dunkelheit
ist... und kein vernünftiger, mitfühlender Mensch... Vampir...
mehr.”. Er atmet schwer aus. Dauernd bereite ich ihm solche Sorgen.
Er hat das nicht verdient. Ich versuche immer alles richtig zu
machen, doch permanent scheine ich dabei gegen seine Prinzipien zu
verstoßen.
    „Ich
weiß, dass du diese Aufgabe erfüllst, weil es von dir erwartet wird
und ich bedauere es, dass ich dich davor nicht schützen kann. Aber
vielleicht ist es mir möglich, dich vor den möglichen Folgen zu
bewahren. Bereust du es? Bereust du deine Taten aufrichtig?”. Seine
Stimme klingt eine Spur zu hoffnungsvoll, als hätte er meine Seele
eigentlich bereits aufgegeben.
    „Ich
hätte ihn vielleicht nicht töten müssen...“, sage ich sehr leise
und auch traurig. Nicht, weil es mir wirklich um den Menschen leidtun
würde, sondern eher, weil ich mit der Folge meiner Tat Benedict so
verunsichere. Er ist ein ehrenhafter und angesehener Mann, er sollte
keine Zweifel hegen.
    „Oh
Gott, Melville...“, sagt er nur und reibt sich mit der rechten Hand
seine Nasenwurzel.
    „Du
hast jemanden getötet? Hat mein Erzeuger
dir das befohlen?”. Und zu meiner eigenen Schande
muss ich gestehen
    „Ja,
das habe ich, aber er hat es mir nicht direkt befohlen.”. Seine
Augen durchbohren mich förmlich und ich kann seinem Blick nicht
standhalten. Da höre ich wie sein Handy vibriert, er hat eine
Nachricht erhalten. Nur zögerlich nimmt er sein Telefon aus dem
Jackett und liest die Nachricht. Er lacht bitter auf und liest sie
mir vor.
    „Benedict,
es wird dich freuen zu hören, dass dein Kind ein aufkeimendes
Problem unseres Clans abgewendet hat und ich ihn lobend Ms Youngfield
gegenüber erwähnt habe. Dein Küken hat noch Großes vor sich.
Rufus.”. Er erhebt sich, geht zur Tür und mit dem Rücken zu mir
gewandt sagt er
    „Mach
dich bereit, wir fahren gleich los. Die Arbeit wartet.”. Dann
schließt er die Tür hinter sich und lässt mich allein zurück. Und
wie er es mir aufgetragen hat, stehe ich auf und ziehe mich um. Denn
ich tue möglichst alles, was er sagt.

Ausgestoßen

    „Weißt
du schon, was für ein Kostüm du anziehst?”, ich blicke verwirrt
auf, was für eine ungewöhnliche Frage. Ich lasse den Stift sinken
und pausiere meine Finanzarbeit. Einer der anderen beiden Mitarbeiter
hatte mich angesprochen.
    „Kostüm?“,
frage ich irritiert.
    „Ja,
zum großen Ball am Sonntag. Die Domäne spricht seit Wochen über
nichts anderes.”. Ich höre das erste Mal von einem angeblichen
großen Ball. Benedict war noch nie mit mir auf einer domänenweiten
Veranstaltung und ich bin davon ausgegangen, dass es Küken einfach
nicht gestattet ist. Da ich nicht gleich antworte, sagt er weiter
    „Ach
ja, vor drei Monaten, auf der Silvesterfeier, habe ich dich auch
nicht gesehen. Hattest du ein schönes Mädel daheim und hast lieber
privat ins neue Jahr gefeiert?”, er zwinkert

Weitere Kostenlose Bücher