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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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gestern in den Kopf. Das
Blut, das viele Blut, die Schreie... und die tiefe Erlösung, als ich
diese Schreie endgültig beendet habe.
    Meine
Sicht fällt auf den Spiegel und ich erschrecke erst. Ich sehe krank
aus, irgendwie. Mein Haar etwas strähnig und meine Wangen leicht
hohl. Ich gehe ganz dich an den Spiegel heran. Ich erkenne
Augenringe, meine Haut wirkt ganz leicht fleckig. Insgesamt habe ich
markantere Gesichtszüge, dadurch, dass meine Augen etwas tiefer
liegen, meine Wangenknochen aber auch etwas weiter vor stehen. Es
fällt auf!
    Ich
spüre die Wut in mir, dass Benedict mich über diese Veränderung
nicht auch aufgeklärt hat. Doch sofort wird meine Wut überlagert
und gemildert. Benedict hat keine Schuld daran. Aber wie soll ich
meine Veränderung erklären? Aber vielleicht fällt es ja gar nicht
weiter auf. Ich wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser und kann dabei
erfühlen, wie sich mein Gesicht von einer Nacht auf die andere
verändert hat. Sogar meine Hände wirken etwas knochiger.
    Ich
gehe die Treppen herunter, akkurat gekleidet und bereit für einen
neuen Arbeitstag. Doch ich bemerke, dass Benedict nicht allein auf
mich wartet.
    „Melville!“,
er reißt seine Hände nach oben und empfängt mich mit einer
Umarmung.
    Mr
Safford ist hier. Und Benedict wirkt überhaupt nicht erfreut.
    „Gute
Nachrichten, Melville... komm, setzen wir uns.”. Er führt mich am
Rücken zur Couch, ich stelle meinen Koffer ab und erkenne, dass
Benedict einen Umschlag in der Hand hält.
    „Guten
Abend, Mr Safford, es freut mich von guten Nachrichten zu hören.”.
Ich erkenne den abschätzenden Blick meines Erzeugers und wie er mein
verändertes Aussehen studiert. Und auch Mr Safford lässt seinen
Blick kurz wissend über mich streifen.
    Mr
Safford reicht eine offene Hand zu Benedict und fordert wohl den
Briefumschlag von ihm ein. Fast widerwillig legt Benedict ihn in
seine Hand. Wenn es wirklich interessante Nachrichten sind, die auch
mich betreffen, ist es ein offener Schlag ins Gesicht, dass sie mir
Benedict nicht mitteilt, sondern sein Erzeuger. Er reicht den
Umschlag an mich weiter mit folgenden Worten
    „Deine
Erziehung und dein unterstützendes und aufopferndes Verhalten für
die Camarilla haben unsere Führungsriege überzeugt, Melville. Ich
gratuliere dir zu diesem wirklich bemerkenswert frühen Aufstieg!”.
Ich öffne den Umschlag und lese, dass ich bei der nächsten
öffentlichen Sitzung in zwei Wochen zum Neonatus ernannt werden
soll. Ich sehe wieder zu Benedict, der sich nicht einmal ein Lächeln
abringen kann.
    „Danke,
Mr Safford.”.
    „Ich
denke, in Anbetracht deiner Entwicklung ist es nur richtig, wenn du
mich Rufus nennst.”.
    „Danke...
Rufus.”. Ich schüttele ihm kräftig die Hand und er schlägt mir
mehrmals auf die Schulter. Dann wendet er sich zu Benedict und fragt
    „Willst
du deinem Kind nicht auch gratulieren, Benedict?”. Erst jetzt
bewegt sich mein Erzeuger wieder wirklich und sagt sehr tonlos
    „Natürlich.
Ich gratuliere dir, Melville, deine Leistungen sind wahrlich ein
Glanz, in dem wir uns alle nur sonnen können.”. Wie ein Stich
bohrt sich seine Ironie in mich und ich kann mir nur ein verklemmtes
    „Danke
auch dir, Benedict.“, abringen.
    „Dann
will ich nicht weiter stören. Auf jeden von uns wartet eine Menge
Arbeit. Wir sehen uns dann in zwei Wochen, Melville... im Elysium.”,
er lächelt mir noch einmal aufmunternd zu und ich verbeuge mich
höflich. Ich wage es nicht, Benedict anzusehen. Die beiden
verabschieden sich kurz angebunden und dann machen auch wir beide uns
wieder auf den Weg.
    Zwei
Wochen, eine knapp bemessene Zeit, um zu versuchen mit Benedict
wieder ins Reine zu kommen.

Canossa

    Ich
fühle mich betrogen. Ich fühle mich um meine gute Beziehung zu
Benedict gebracht. Ich bin mir vollkommen bewusst, dass es auch mein
Verhalten, meine tiergleiche Ansicht Menschen gegenüber, ist, die
Benedict über mich nachgrübeln lässt. Aber ich wäre niemals so
weit gegangen, wie ich es jetzt tue, dass weiß ich genau. Aber ich
komme aus dieser Patt-Situation nicht allein heraus. Es ist eine
Schuld, die ich Rufus gegenüber auszugleichen habe. Eine Schuld, die
wahrscheinlich vorläufig niemals vergolten werden kann. Als
dauerhafter Verhörer, abgestempelt zum Quälen und Foltern. Aber
ich bin doch viel mehr als das!
    Ich
merke, wie mich diese Taten immer tiefer zerren, mich mitzureißen
versuchen, in einen seelischen Abgrund, der sicher nur ein Ende
kennt. Die

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