Melville
sein
soll. Doch das werde ich ganz gewiss nicht tun.
„Da
unsere Observierung bereits heute Nacht beginnen soll, müssen wir in
unseren privaten Fundus blicken. Ich werde einfach einen komplett
schwarzen Anzug mit dunklem Hemd tragen, dass sollte reichen. Und du,
Andrew, wirst sicher auch etwas passendes besitzen.”. Vanessa macht
ein leicht würgendes Geräusch und sagt
„Wäh,
Gothic Chic...”.
Andrew
nickt kurz zögerlich, was mir als Antwort reicht.
„Dann
machen wir uns doch am besten direkt auf den Weg.”, sage ich und
Vanessa springt auch schon sofort auf.
„Fahren
wir mit deinem Bonzenschlitten?”.
„Um
Fahrzeit zu sparen... ja. Bist du mit einem Fahrzeug hier?”, frage
ich Andrew.
„Nein,
ich wurde hergebracht.”.
„Dann
fahren wir zusammen. Wir müssen in die Tiefgarage... wenn ich bitten
darf.”. Und ich mache eine Geste, die zum Aufbruch auffordert.
Besser wir fangen gleich an, bevor wir noch unnötig weiter über
Sinn und Notwendigkeit von endgültigen Handlungsweisen diskutieren.
Ich
trete komplett in schwarz gekleidet aus dem Haus und ich fühle mich
ein wenig wie ein Bestattungsunternehmer. Ich habe meine Haare etwas
auffrisiert und auch mein Eau de Toilette aufgefrischt. Sogar eine
schwarze Cartier Uhr habe ich ausgewählt. Somit ist das
außergewöhnlichste Element an mir ein Silberring, den ich bereits
seit Jahren trage. Ich gehe zurück zum Wagen und ich bemerke, wie
Andrew mich durch das Fenster betrachtet. Erkenne ich Neid in seinem
Blick? Ich bin mir nicht sicher. Ich steige auf den Beifahrersitz,
blicke nach hinten und fange mir umgehend einen Kommentar von Vanessa
ein.
„Du
siehst aus wie ein Zuhälter... oder von der Mafia. Mal sehen, ob die
dich reinlassen.”.
„Das
werden sie schon.”, sage ich etwas doppeldeutig und sehe wieder zu
Andrew. Er meidet meinen Blick. Sein Verhalten irritiert mich ehrlich
gesagt etwas, doch ich sage nichts.
„Und
wie scheiße reich bist du eigentlich? Wohnst du da?”.
„Das
ist das Haus meines Erzeugers, ich werde bald nach South Kensington
ziehen.”.
„Oh,
natürlich. Das hier ist ja auch eine billige Absteige, vollkommen
unter deinem Niveau.”. Ich sehe kurz zornig zu ihr, sie grinst nur.
„Lasst
uns einfach weiterfahren, das führt doch zu nichts.”, fällt
Andrew uns beiden in das Gespräch. Ich drehe mich wieder nach vorne
und wir schweigen, während mein Chauffeur den Wagen in Bewegung
setzt. Unser nächstes Ziel ist Andrews Haus.
Ich
dachte es wäre ein Haus, aber es handelt sich nur um einen leicht
verwahrlosten Wohnblock im Norden Londons. Er steigt schnell aus und
sagt
„Ich
versuche mich zu beeilen.”. Ich sehe ihm nach, wie er groß und
kräftig, doch gleichzeitig schüchtern und beschämt zum Eingang
rennt. Hoffentlich lässt er mich nicht zu lange mit ihr allein. Doch
sie tut auch mir einen Gefallen damit, dass sie aussteigt und eine
Zigarette raucht. Was vollkommen unnötig ist, denn wir Kainskinder
haben nichts davon, weder den kleinen Rausch, noch den Krebs. Als sie
sich wieder hineinsetzt, kann ich den stinkenden Tabakrauch noch an
ihr riechen, doch anstatt sie zu tadeln, muss ich etwas anderes mit
ihr klären.
„Hast
du endlich ein Handy?”.
„Ja,
das habe ich und du brauchst gar nicht so von oben herab zu reden!”.
„Könnte
ich dann die Rufnummer haben... bitte?”.
„Muss
das jetzt sein?”.
„Welcher
Moment wäre passender? Ich werde deine Nummer auch an ihn
weitergeben.”, wobei mir einfällt, dass ich seine Mobilfunknummer
auch nicht kenne. Sie seufzt kurz genervt, kramt in ihren großen
Jackentaschen und holt ein antikes Stück Technik hervor. Ich
blinzele zweifelnd und frage
„Arbeitet
das Gerät zuverlässig?”.
„Kannst
mir ja ein neues kaufen!“, antwortet sie patzig.
„Ich
denke, von 1500₤ die Woche kann man sich gut selber eines kaufen.”
„Ich
dachte, du arbeitest für die Ehre und den Ruf?”. Ich ziehe kurz
die Lippen zusammen und verkneife mir nur mit Mühe eine weitere
spitze Bemerkung.
„Die
Nummer!”.
„Jaja...“
und dann liest sie mir die Nummer vor und ich speichere sie ab. Warum
nur, muss jedes Gespräch mit ihr in einem beinahe Streit enden?
Obwohl es ja ganz amüsant ist, endlich einen verbalen Gegner zu
haben. Trotzdem ist es mühselig.
Nach
zwanzig Minuten ist Andrew immer noch nicht zurück.
„Wir
sollten nachfragen, ob er Probleme hat.”, sage ich und steige auch
direkt aus. Sie folgt und da sie sich gerade einen neuen Kaugummi
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