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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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in
den Mund steckt und das Papier auf den Boden meines Wagens wirft,
kommt sie nicht zum Widersprechen.
    Ich
klingele an seiner Haustür.
    „Ja?”.
    „Alles
in Ordnung, Andrew?”.
    „Ähm...
ja, ja... ich habe nur... ich finde nichts Passendes.”.
    „Lass
uns doch bitte erst einmal rein, dann sehen wir weiter.”. Er
schweigt kurz und scheint zu überlegen. Dann bricht die Verbindung
ab und der Türöffner wird betätigt. Als wir die Treppen hinauf
gehen, sagt sie
    „Siehst
du, Mellie, so wohnen normale Menschen.”.
    „Ich
heiße nicht Mellie!”, fahre ich sie streng an und unsere Stimmen
sind durch das ganze Haus zu hören.
    „Mein
Gott, ganz schön empfindlich... kleine Diva, was?“ und dann
kichert sie leise. Ich bleibe auf der Treppe stehen und blicke mich
zu ihr um.
    „Hör
auf damit! Hör auf mich so respektlos zu behandeln und die ganze
Zeit bloßzustellen!”.
    „Hey!“,
faucht sie ebenso laut zurück.
    „In
meiner Welt muss man sich Respekt verdienen, da reicht es nicht, dass
der Arsch vergoldetet ist!”. Ich verdrehe die Augen, es hat einfach
keinen Zweck! Da höre ich Andrew ein Stockwerk über uns, wie er
leise und etwas alarmiert in den Treppengang ruft
    „Kommt
rein, ihr schreit das ganze Haus zusammen!”. Ich drehe mich wieder
um und gehe die letzten Stufen hinauf. Meine Hände ballen sich
leicht zu Fäusten, ich bin wirklich wütend.
    Er
bewohnt eine kleine Zweiraumwohnung mit billigen Discount Möbeln
und, für meinen Geschmack, hässlichen Dekorartikeln. Billiger
asiatischer Ramsch und mehrfach überstrichene Tapeten, ich empfinde
etwas Mitleid mit ihm. Hoffentlich kauft er sich von dem Klüngelgeld
etwas Besseres als das hier. Er könnte sich auch einfach eine
schönere Wohnung erschleichen, indem er sich die eigentlichen
Besitzer zu unterwürfigen Ghulen macht. Doch diesen Vorschlag äußere
ich lieber nicht, nachdem sie vorhin schon so ungehalten auf die
Tzimisce Frage reagiert hatten. Ohne ein weiteres Wort, führt er uns
in das Schlafzimmer, auf dem Bett türmt sich ein Kleiderstapel und
ein Textil ist bunter und schrecklicher als das andere.
Selbstgestrickte Wollpullover, Jeanshosen, bunte Hemden und
Krawatten.
    „Oh
mein Gott!“, ruft Vanessa aus, hebt ein schwarz-weiß kariertes
Jackett auf und sie zögert nur kurz, bevor sie es zerreißt, zu
Boden wirft und ein paar Mal kräftig darauf tritt.
    „Keine
Bange, es ist tot. Wir sind außer Gefahr!”, ich lache kurz laut
auf, obwohl ich gerade noch wütend auf sie war. Dann verkneife ich
mir mein Gelächter wieder, als ich Andrews zerknirschtes Gesicht
erblicke. Ich greife ebenfalls etwas in die dargebotene Kleidung,
doch auch ich finde nichts, was auch nur annähernd funktionieren
könnte.
    „Ist
das deine gesamte Kleidung?“, frage ich ihn, er nickt nur leicht
entschuldigend den Kopf.
    „Du
hättest es auch vorher sagen können, ich kann dir Sachen von
Freunden leihen.“, sagt Vanessa zu ihm und greift nach seinem Arm.
    „Mach
dir keinen Kopf... schmeiß dass hier nur alles weg oder noch besser,
verbrenne es. Kauf dir neue Sachen vom Gehalt. Komm!”. Ihre
plötzliche Vertrautheit ist zwar etwas merkwürdig, aber wenigstens
kommen wir weiter voran.
    Wir
steigen wieder in den Wagen und fahren nun zu ihr. Es ist bereits
nach Mitternacht. Ich kann nur hoffen, dass wir heute wirklich noch
etwas herausfinden können.

    Und
entgegen meiner Pläne, muss ich ihre Behausung nun doch betreten.
Peinlichst achte ich darauf, nichts zu berühren und auch nicht auf
den Unrat zu treten. Wie kann man nur so leben?
    Sie
führt uns in ihr Zimmer. Poster ersetzen die fehlende Tapete an den
Wänden, Zigarettenstummel sammeln sich in den Ecken, ihr Schrank ist
nur ein Wrack von einem Möbelstück und die Kleidung türmt sich auf
Stühlen, die wild verteilt stehen. Als Alternative zu einem Bett hat
sie eine lose Matratze am Boden und ich vermute, dass neben ihr noch
anderes Ungeziefer darin haust.
    „Warte
hier.“, sagt sie zu Andrew und verlässt uns kurz. Ich stehe
unschlüssig und vollkommen fehl am Platze etwas abseits von ihm und
kann meinen Blick nicht von dem Müllberg, der ihr Zimmer sein soll,
lösen.
    Mit
einem kleinen Wäschestapel kehrt sie zurück und reicht ihm die
Sachen. Er räuspert sich kurz und sagt
    „Danke.
Wo kann ich mich umziehen?”. Sie wirkt kurz etwas verwirrt, greift
dann aber plötzlich nach meinem Arm und sagt
    „Wir
gehen raus. Du hast fünf Minuten.”. Und schon zieht sie mich etwas
unsanft hinaus.

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