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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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nicht
unterbrechen.“ und auch ich muss jetzt etwas lachen. Dann blicke
ich zu ihm. Ich fühle diese seltene Vertrautheit, damals, als sein
Küken, hatten wir öfter solche Momente, doch seit meiner
unrühmlichen Entwicklung fällt es uns beiden schwer, wieder zu
diesen ruhigen Augenblicken zurückzufinden.
    „Es
muss doch sicher schwer für dich sein, dieses Haus jetzt so zu
sehen. Bist du hier aufgewachsen, Benedict?”. Er blickt kurz in
Richtung der großen Fensterfront, die hinaus in den kleinen Garten
führt.
    „Es
ist schon lange her und für mich fast nicht mehr greifbar. Natürlich
erinnere ich mich an viele Dinge, aber es scheint eine andere Person
gewesen zu sein. Nicht ich... jedenfalls nicht der Benedict, der
heute neben dir sitzt.”. Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas
Wehmut in seinen Worten mitschwingen höre und ich muss mich fragen,
ob wir alle zwangsläufig in diesen Zustand wechseln. Ob wir
Kainskinder uns alle auf die eine oder andere Art verlieren werden
und nicht mehr die Charaktere sind, die wir als Menschen einmal
waren. Es wäre nur verständlich. Wir teilen nicht mehr die Sorgen
und Nöte von einst, vielmehr ist es die geschenkte Macht und die
Verpflichtung, die jetzt unsere Bürde darstellen. Und sicher lasten
auf Benedicts Schultern viele Verpflichtungen.
    „Aber
fühle dich davon nicht gestört, Melville. Ich habe es dir
geschenkt, dir übereignet. Es soll dir ein besseres Zuhause sein,
als es für mich damals eines war.”.
    „Ich
danke dir erneut vielmals für dieses Geschenk. Ich werde mich hier
sicher wohlfühlen.“ und dann lächle ich ihn warm an und er
scheint sich für mich zu freuen. Und nach einer kurzen Weile
räuspert er sich und sagt dann in einer mehr geschäftlichen Tonlage
    „Ich
habe von unserem Primogen gehört, dass sich dein Klüngel bewährt
hat und ihr die Aufgabe erfolgreich gelöst habt.”.
    „Ja,
das haben wir und ich freue mich schon auf die nächste Aufgabe.
Momentan haben wir eine kleine Pause, bis er wieder Verwendung für
uns hat.”.
    „Du
weißt, dass ein Klüngel auch von anderen Primogenen und der
Prinzregentin selbst beauftragt werden kann. Gut möglich, dass die
Pause kürzer ist als du annimmst.”.
    „Ja,
dessen bin ich mir bewusst. Und ich kann nur hoffen, dass sich das
Klüngel besser zusammenfindet. Diese Gangrel, Vanessa Miller, ist
wirklich ein schwieriger Fall.”.
    „Ach,
ja? Warum dies?”.
    „Sie
ist kein treues Camarillamitglied, viel eher scheint es mir, dass sie
früher mit dem Sabbat zusammengearbeitet hat. Immer wieder betont
sie, auch Fremden gegenüber, dass sie sich nicht als Teil unserer
wohlgefälligen und gut strukturierten Gemeinde sieht.”. Er hebt
kurz die Augenbrauen, nickt und sagt
    „Ich
werde mit Rudolf... ich meine mit Mr von Hohentannen darüber
sprechen. Bist du denn mit ihm gut zurechtgekommen? Hat er Grund über
dich zu klagen?”.
    „Nein,
ich denke ganz im Gegenteil. Ich habe ihm berichtet, dass ich mehrere
Jahre Deutschunterricht in meiner Ausbildung genossen habe und er
möchte dieses Wissen jetzt mit mir verfeinern und ein wenig deutsche
Konversation mit mir pflegen.”.
    „Das
klingt doch ausgezeichnet. Ich selbst habe auch einige ausländische
Klienten, bin aber leider auf Übersetzer angewiesen. Ich sollte auch
über eine weitere Fremdsprache oder wenigstens über eine
Auffrischung meiner Französischkenntnisse nachdenken.”.
    „Wenn
du die nötige Zeit dafür findest, ist es sicher ratsam. Aber ein
Geschäftsmann mit deinem gehobenen Status und deiner Relevanz ist
nicht mehr zu solchen Eigenschaften verpflichtet. Manchmal reichen
die nächtlichen Stunden nicht für alle Anliegen aus.”. Er wirkt
etwas gerührt bei meinen Worten.
    „Siehst
du mich so? Gehobener Status und Relevanz?”. Wenn er so direkt
nachfragt, ist es mir erst etwas peinlich, aber im Grunde sollte ich
dazu stehen, dass ich viel von ihm halte und sein Ansehen schätze.
Anstatt also verschüchtert zu reagieren, sage ich deutlich und mit
dringlicher Haltung
    „Natürlich,
Benedict. Ich sehe zu dir auf und ich hoffe eines Tages ein ähnlich
bedeutender Mann wie du sein zu dürfen.”.
    „Melville,
muss ich dich daran erinnern, wie erfolgreich du bereits bist und
warst? Es sind nur die kainitischen Ränge und das Alter, die uns
unterscheiden. Aber was das Geschäftliche betrifft, bist du durchaus
bereits auf meiner Augenhöhe.”. Und ich bin wirklich ergriffen von
ihm zu hören, dass er es so sieht, ganz im Gegenteil

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