Melville
auf
Vanessa, die sich ziemlich wild gestikulierend unterhält und auch
auf einige ihrer Tätowierungen und Piercings deutet.
Es
dauert an die dreißig Minuten, dann erhebt sie sich endlich und
kommt zu uns zurück. Freudestrahlend und irgendwie auch schelmisch
besserwissend.
„Aaaalso,
sie sind hier.“, platzt es als Erstes aus ihr heraus. Andrew und
ich starren uns erst kurz an und ich kann es fast gar nicht glauben.
„Sie
sitzen in einem der Hinterzimmer und wenn man selber ein wenig lustig
drauf ist, sind sie bereit dich mit ihren ‘magischen Händen’ zu
verändern. Die glauben aber, dass es irgendwie chirurgisch ist,
keine Panik.”.
„Seit
wann weißt du, dass sie hier sind? Du hast dich lange unterhalten.”.
„Etwa
nach zehn Minuten, aber die waren echt gut drauf. Interessante
Stories...”.
„Nach
zehn Minuten?“, fauche ich sie an. Andrew legt eine Hand an meinen
Arm und flüstert
„Ist
doch gut, Melville, dann fällt die Fragerei doch auch nicht so
auf.”. Sie stemmt nur die Hände in die Seiten und sagt
„Ohne
mich hättet ihr wahrscheinlich gar nichts herausgefunden, also mach
mal halblang.”. Ich presse meine Lippen aufeinander, dafür fragt
Andrew weiter.
„Wo
denn genau? Also, wo müssen wir hin?”. Sie deutet an den Toiletten
vorbei in den dunklen Gang. Ein schlechtes Vorzeichen, jedenfalls für
meinen Geschmack.
„Aber
wie gesagt, die machen nur was mit einem, wenn man selber vorher
etwas genommen hat. Das ist wohl irgendwie ihre Bedingung.
Vielleicht, damit man sich nicht wirklich erinnern kann.”.
„Da
geht keiner alleine rein.“, sage ich direkt als Erstes, während
wir drei leicht gebannt in die Dunkelheit hineinstarren.
„Wenn
die uns komisch kommen, box ich die einfach um. Sollen sie es ruhig
versuchen. Aber erst mal auf die nette Tour, okay?“, fragt Vanessa
und ich nicke nur stumm. Dann machen wir drei uns auf den Weg. Jetzt
wird es ernst.
Als
wir vor der einzigen Tür im hinteren Bereich stehen und uns gerade
darauf vorbereiten wollten, gleich hineinzutreten, öffnet sich die
Tür und eine zierliche Frau, mit leicht benebeltem Blick und zwei
hörnerartigen Auswüchsen auf der Stirn, tritt aus dem Raum heraus.
Sie lächelt uns nur selig zu und macht sich wieder auf den Weg
zurück in den Club. Eine merkwürdige Begegnung. Warum wollen
Menschen Hörner auf dem Kopf haben? Ein Umstand, den ich sicher nie
verstehen werde.
Sie
hat uns die Tür gleich etwas offen gelassen und wir lassen Vanessa
den Vortritt. Der Raum ist mit schweren Tüchern behangen und diesig
liegt Zigarettenrauch in der Luft. Es ist dämmrig und aus einer Ecke
dringt seltsame Musik, zwar ähnlich wie die im Club, aber
anscheinend doch instrumental. Als sich meine Augen etwas an das
Dämmerlicht gewöhnt haben, kann ich zwei Insassen erkennen. Einer
in der Ecke, der mit leicht hängenden Augenlidern und ohne komplette
Wahrnehmung seiner Umwelt zu dösen scheint und eine Frau, die gerade
einen Blutbeutel in einen kleinen Kühlschrank stellt. Sie wirkt
deutlich aufgekratzter und agiler. Sie dreht sich auch sofort nach
uns um und wirkt, sicher auch aufgrund unserer Überzahl, alarmiert.
Vanessa hebt die Hände, um anzudeuten, dass wir keine Gefahr sind.
Wie trügerisch.
„Ich
wollte nur mal fragen, ob man sich ein paar nette Sachen machen
lassen kann?“, fragt Vanessa mit zarter Stimme. Mir war gar nicht
bewusst, dass sie so reden kann.
Die
Frau blickt misstrauisch zu mir und Andrew.
„Und
die beiden?“, fragt sie mit osteuropäischem Dialekt.
„Das
sind nur Freunde von mir, die wollen mir dabei das Händchen
halten.“. Sie nickt, aber wirkt dennoch nicht überzeugt. Sie geht
zu dem Mann in der Ecke und haut ihm unsanft auf die Schulter. Er
zuckt nur kurz, öffnet die Augen und sieht uns an. Dann fällt er
zurück in seinen Zustand. Sie schlägt ihn erneut und ruft laut
„Bartosz,
wach auf!”. Er nuschelt kurz leise einige unverständliche Worte,
richtet sich aber auf und schafft es tatsächlich, seine Augen länger
offen zu halten. Es ist ganz offensichtlich, dass beide nicht ganz
klar bei Verstand sind.
„Hier
hinlegen!“, befiehlt die Frau Vanessa, doch anscheinend hat Vanessa
ihre Taktik abgeändert.
„Eigentlich
will ich mir gar nichts machen lassen. Ich erfülle auch nicht die
Bezahlbedingung.“. Jetzt wird auch Bartosz hellhöriger und steht
sogar auf.
„Dann
verlassen Zimmer.“, sagt er laut und muss sich an der Wand
festhalten, damit er nicht umfällt. Ich muss
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