Memed mein Falke
kohlschwarzen, unkenntlichen Gesicht blitzten die Zähne. In der Mitte der runden Tenne türmte sich die Frucht. Auf der Umrandung des Dreschbodens blieb ein feuchter Kreis von schwachem Grün zurück.
Erschöpft ging Memed ein paar Schritte, ließ sich auf den Rücken fallen, das Gesicht zur Sonne. Zwischen den Stoppeln bewegten sich ganze Heersäulen von Ameisen, irgendwohin. Die Augen mit den Händen beschattend, blieb er eine Weile tief atmend so liegen.
Tagelang hatte er hart gearbeitet, erst das Korn allein geschnitten, auf dem Feld an der Storchenquelle, das voll von Ackerkratzdisteln war. Dann hatte er, zusammen mit seiner Mutter, die Garben gebunden, und danach hatte er tagelang den Dreschschlitten führen müssen. jetzt war er nur noch Haut und Knochen, sein Gesicht war voller Falten, die Augen saßen über den eingefallenen Wangen tief in ihren Höhlen.
Ein Stück weiter weidete das alte Pferd, dürr und so abgeklappert, als könne es sich kaum auf den Beinen halten. Es mochte fünfzehn Jahre auf dem Buckel haben. Die Rippen standen ihm scharfkantig heraus, Fliegen krochen ihm über die Augen. Mitten auf dem Rücken hatte es eine eiternde Wunde, die nie heilen wollte. Der schmutzige Kornstaub vom Dreschen klebte darauf Immer wieder wurde das Tier von Bremsen gepeinigt.
Es war kurz vor Mittag. Memed, schweißüberströmt, drehte sich auf die Seite. Als er sich mit der Handfläche über das Gesicht gewischt hatte, mußte er eine Handvoll schwarzen Schweiß abschütteln.
Die im Sonnenlicht flimmernde Stoppelfläche blendete die Augen. Er war todmüde. Ab und zu sah er zwischen den Stoppeln zu dem Pferd hinüber, neben dem jetzt ein paar Störche hin und her stelzten. Erst schaute er den Störchen zu, dann versuchte er, den Ameisenkolonnen mit der Hand den Weg abzuschneiden. Die Insekten verfolgten unbeirrt, das Hindernis überkletternd, ihre Marschrichtung.
Mit einem verzweifelten Anlauf erhob er sich halb, setzte sich. Den Kopf auf das rechte Knie gelegt, träumte er ein wenig vor sich hin, aber bald war er wieder hellwach, stemmte sich mit den Händen vom Boden hoch, behutsam mit seinen schmerzenden Gliedern. Nachdem er Gesicht und Hals von den überall krabbelnden Ameisen befreit hatte, trat er zu dem Gaul, der neben einem staubigen Brombeergebüsch stand, einen seiner Vorderläufe leckend. Er zog ihn mit sich. Die riesigen blauen Blüten der Ackerkratzdisteln bewegten sich unter einem leisen Wind.
Mit Mühe schirrte er den alten Gaul an den Dreschschlitten. Das Tier schaffte es nicht mehr, das Gerät über das Korn mit den aufgequollenen Halmen zu ziehen. Memed stieg vom Schlitten, spannte sich selbst mit ein. Der Gaul strauchelte bei jedem zweiten Schritt, bis er schließlich schnaubend auf das Korn sank. Das arme Tier tat Memed leid, aber er wußte sich nicht mehr zu helfen. Das Pferd war schwarz von staubverschmiertem Schweiß, die vorstehenden Rippen flogen. Schaum bedeckte die Flanken, den Rücken und die Kruppe. Auch Memed brannten die Augen vom Schweiß, der ihm von der Stirn lief. Der dumpfig-feuchte Geruch des schon vom Schimmel befallenen Korns nahm ihm den Atem. Eine Zeitlang drehte er den Dreschschlitten mit der Kraft der Verzweiflung im Kreis über dem Korn, bis es schließlich etwas leichter ging. Die Halme knirschten unter dem Gerät.
Gegen Mittag waren die Halme schon ziemlich zerquetscht, sie hatten ihre Schwärze verloren und glänzten jetzt hell. Hinter dem Schlitten stieg ein feiner goldgelber, brandig riechender Staub auf, der Memed langsam in die Nase drang und ihm die Schleimhäute beizte.
Weit weg stellte ein Mann Garben auf. Noch weiter in der Ferne waren andere zu sehen, die ihren Schlitten trieben. Sonst war kein Zeichen von Leben auf der grenzenlosen Ebene. Die Stoppeln standen hoch ... Die Mähmaschine nimmt das Korn glatt vom Boden ab, und die zurückbleibenden Stoppeln sind kaum eine Spanne lang. Wenn man mit der Hand schneiden muß, ist es anders, dann greift die Sichel kurz unterhalb der Ähre, und die Hälfte des Halmes bleibt stehen. Wo die Stoppelfelder aufhörten, dort begannen die Graudisteln.
Memed war wie ausgedörrt. Auch der Gaul trottete sterbensmatt, den Kopf bis auf den Boden hängend. Memed saß versunken auf dem Schlitten. Die Störche waren jetzt bis an den Dreschplatz herangekommen. Memed schien zu schlafen. Das Pferd knabberte dann und wann lustlos an den Halmen, aber sie fielen ihm gleich wieder aus dem Maul. Memed nahm nichts mehr wahr, die
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