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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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brüllte: »Entweder du ziehst dich mit eigener Hand splitternackt aus, oder ich lege dich um!«
»Tu mir das nicht an!« wimmerte der alte Mann. »Hier vor den Frauen und Kindern ... «
Ein flehender Blick traf Memed, der sich, am ganzen Leibe zitternd, die Lippen biß. Memed fühlte, wie eine Flamme in ihm hochschoß. Er wandte sich zu Cabbar um. Der knirschte in ohnmächtigem Zorn mit den Zähnen.
»Ausziehen!« schrie Durdu. »Oder ... « Er hielt die Mündung seines Gewehrs vor Kerimoglus Mund. »Oder ... «
Mit einem jähen Sprung war Memed vor dem Zelteingang.
»Rühr dich nicht vom Fleck, Durdu! Ich schieße!« schrie er. »Verzeih mir, aber ich kann das nicht mehr mit ansehen. Ich schieße dich über den Haufen!«
Cabbars frische Stimme schallte: »Rühr dich nicht, Durdu Aga! Laß den Mann und verschwinde, oder du kriegst auch von mir eine verpaßt! Wir sind lange Kameraden gewesen, es wäre besser, wenn nicht wir dich umlegen müßten ... «
»Besser, wenn nicht wir dich umlegen müßten!« sagte auch Memed.
Durdu stand wie vor den Kopf geschlagen. Aber er war nicht der Mann, sich lange verblüffen zu lassen.
»Ah, so steht es?« brüllte er, riß sein Gewehr hoch, feuerte zweimal.
»Das ist keine Art zu schießen, Durdu Aga!« rief Memed. »Schau her!«
Zwei Kugeln pfiffen haarscharf an Durdus Ohr vorbei. »So steht es also, Ince Memed? So? ... «
»Wenn dir dein Leben lieb ist, laß den Mann und verschwinde aus dem Zelt!«
Durdu versetzte dem am Boden Liegenden noch einen Fußtritt. »Los, Kameraden, gehen wir.«
Es war dunkel geworden. Memeds Schatten war in einer Bodenvertiefung vor dem Zelt zu erkennen.
»Dafür wirst du mir büßen, Ince Memed. Und du, Cabbar.«
Als letzter trat Sergeant Recep heraus. »Das hat mir verdammt gefallen von euch, Jungens! Kann ich nicht bei euch bleiben?«
»Na gewiß! Bleib, Sergeant!«
»Du auch, Sergeant Recep?«
»Ich auch, Durdu Aga.«
»Auch du wirst mir dafür büßen, Sergeant.«
Als sich Durdu mit seinen Leuten vielleicht fünfzig Meter entfernt hatte, warf er sich zu Boden. »Legt an, Kameraden! jetzt geht es auf Leben und Tod!«
Er feuerte eine ganze Salve auf die beiden, die ihre Deckung nicht verlassen hatten. Sie wußten, womit bei Durdu zu rechnen war.
»Sei nicht kindisch, Durdu Aga! Geh deiner Wege!«
»Entweder ihr oder ich!« schrie Durdu erbittert.
Sergeant Recep rief. »Geh deinen Weg, Mann! Laß die Kinder in Ruhe! Du hast dir dein Unglück selbst zuzuschreiben, weil du dich mit Kerimoglu angelegt hast. Die Nachricht hat sich schon im Stamm der Saçikarali herumgesprochen. Bald werden sie in die Berge ausschwärmen. Geh deiner Wege!«
»Geh deiner Wege!« wiederholte Memed.
»Du sollst nicht durch unsere Hand sterben!« rief Cabbar. »Nun verschwinde aber!«
Das Feuer von der anderen Seite hörte auf.
»Sie ziehen ab, die verfluchten Hunde! Sie gehen Kerimoglus Geld unter sich aufteilen.«
Laß sie nur«, sagte Recep, »wenn der Mann wirklich den ganzen Stamm unter sich hat, dann sollt ihr mal sehen, wie schnell die Berge von den Saçikarali voll sind!«
»Wie können wir jetzt nur dem Kerimoglu wieder in die Augen sehen« murmelte Memed.
»Der Mann hat uns Gutes getan, und wir haben es ihm mit Schlechtem vergolten«, sagte Cabbar. »Was sollen wir da noch viel daherreden? Sollen wir ihn vielleicht fragen, wie ihm das von uns gefallen hat? Oder ihm sagen: 'Das ist so unsere Art von Mannhaftigkeit'? Was? Das beste ist, wir machen, daß wir von hier wegkommen, ohne ihn noch einmal zu sehen!«
»Ach, was mache ich nur ... «, flüsterte Memed todunglücklich.
Er verließ die Deckung, ging auf das Zelt zu. Von innen ertönte herzzerreißendes Jammern und Wehklagen. Er schlug den Türvorhang zurück. Zwei Frauen hielten Kerimoglus blutüberströmten Kopf über eine Schüssel, wuschen unter Verwünschungen seine Wunden.
»Kerimoglu Aga ... «
Alle Gesichter wandten sich ihm zu. Am liebsten wäre er jetzt ohne ein Wort davongelaufen. Aber er blieb.
»Aga ... «, stammelte er, »vergib - das konnten wir nicht wissen ...«
Er drehte sich um und lief davon.
»Geht nicht, bevor ihr zu Abend gegessen habt, mein Sohn!« hörte er Kerimoglu hinter sich herrufen.
»Komm, steh auf, Cabbar! Ich kann hier keine Minute mehr bleiben. Es zerreißt mir das Herz um diesen Mann ... «
Cabbar erhob sich. »Was können wir da noch machen? Es ist nun mal geschehen ... «
»Ach, verdammt«, stöhnte Memed auf, »hätten wir den Tollen doch umgelegt!«
»Den umzulegen ist nicht

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