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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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hatte etwas zu bedeuten. Der Tolle schlief nur dann so lange, wenn er einen ganz besonderen Raubzug vorhatte. Das kam alle ein, zwei Jahre einmal vor. Was er jetzt wohl im Schilde führte? Darauf konnte man gespannt sein.
Sergeant Recep hatte einen vergnügten Tag. Er sang mit rostiger Stimme Lieder. Dann rief er: »Weckt doch mal diesen Tollen, Burschen, damit wir endlich was zu futtern kriegen!«
»Ich nicht«, sagte Memed.
Auch Cabbar wollte nichts damit zu tun haben. Güdükoğlu trat neben den schlafenden Anführer: »Durdu Pascha! Wach auf!« Er redete Durdu stets mit »Pascha« an. Durdu hörte das gern. Güdükoğlu war so etwas wie ein Hofnarr für ihn, neben anderen Ämtern, die er in der Bande innehatte. »Komm, wach auf, Pascha. Es ist Mittag vorbei.«
Durdu rieb sich mit seinen großen Fäusten die Augen und kam langsam hoch. »Wir wollen gleich essen. Dann wird losgezogen.«
»Was machen wir mit den Verwundeten?« fragte Cabbar. »Recep und Horali geht es nicht besonders ... «
Durdu wandte sich an die beiden: »Wie fühlt ihr euch? Könnt ihr mitmarschieren?«
»Ich marschiere«, antwortete Recep. »Es tut nicht mehr so weh.«
»Ich auch«, sagte Horali. »Der Teufel soll die Wunde holen ... «
In einem großen Kreis setzten sie sich zum Essen nieder.
Die Schatten veränderten ihre Richtung von Norden nach Osten, senkten sich an den Felsen herab. In der Ebene, bei den Zelten, bellten die Hunde.
»Wohin gehen wir jetzt?« fragte Memed.
Durdu gab keine Antwort. Seine wilden Blicke waren Warnung genug, nicht weiter in ihn zu dringen.
Als Durdu die Richtung einschlug, aus der das Gebell kam, wurde Memed und Cabbar alles klar.
»Du, das gibt etwas Böses«, flüsterte Cabbar Memed ins Ohr. Der nickte. »Wenn er dem Kerimoğlu etwas tut? Was machen wir nur?«
Sie waren ratlos und fühlten sich unbehaglich in ihrer Haut. Durdu hatte eine besondere Schandtat vor, sein ganzes Gebaren verriet es. So dunkel und wild wurde sein Gesicht nur selten. jetzt verlangsamte er seinen Schnitt.
»Cabbar, wie viele Zelte sind es, außer dem von Kerimoğlu?«
»Drei.«
Durdu ging schneller.
Als sie die Zelte erreichten, sprangen ihnen die großen Hirtenhunde entgegen, hinter den Hunden die Kinder, dann erschienen die Frauen, die Männer ...
Kerimoğlu stand an der Spitze seiner Stammesleute, dem Räuberhaufen freundlich zulächelnd. Rings um die Zelte bewegten sich die Schafherden, das Schwarz der Filzzelte hob sich von den weißen Fellen der zahllosen, vielstimmig blökenden Schafe und Lämmer ab. Die großen Hunde umstreiften mit kraftvoller Lässigkeit die Herden. Die Kamele lagen mit speichelnden Mäulern zufrieden im Gras.
»Seid willkommen, meine Gäste!« rief Kerimoğlu. jedem einzelnen drückte er freundschaftlich die Hand.
»Danke«, lächelte Memed. Aber Ungewißheit und Argwohn ließen sein Lächeln sofort wieder ersterben. Was würde Durdu unternehmen?
»Der da ist unser Bandenführer«, sagte er zu Kerimoğlu.
Der Stammesälteste war nicht weltfremd. Unter den Brauen warf er argwöhnische Blicke auf Durdu, der mit düsterem Gesicht, den Kopf erhoben, näher kam.
»Wie heißt er?« fragte Kerimoğlu.
»Durdu der Tolle«, sagte Memed.
»Oh, der ist es ... « Das Lächeln auf dem rosigen Gesicht erfror. »Ist das nicht der, der die Leute bis auf die Unterhosen ausplündert?"
»Ja«, antwortete Memed leise und verlegen.
Auch Durdu war verblüfft, als er ins Zelt kam. An der Wand hing ein silberbeschlagenes Gewehr.
»Bring einmal das Gewehr her, Aga. Mal schauen, wie so eine AgaFlinte aussieht.« Durdus Blick verhieß nichts Gutes.
Kerimoğlu erkannte, daß Unheil über ihn hereingebrochen war. Sein Herz krampfte sich zusammen. »Wollt ihr gleich essen«, fragte er, als er Durdu das Gewehr gab, »oder erst am Abend?«
Durdus Augen funkelten. »Da, wo ich zum Plündern hinkomme, kann ich nichts essen und auch keinen Kaffee trinken. Den, an dessen Tisch ich gegessen habe, kann ich hinterher nicht ausrauben.«
»Iß erst, nachher kannst du immer noch plündern. Von Kerimoğlu ist noch keiner hungrig weggegangen.« Aber seine Stimme zitterte, auf der Stirn erschienen kleine Schweißperlen.
»Durdu Aga«, sagte er, »diese Berge sind voll von Banditen. Bis jetzt hat es noch keiner fertiggebracht, Kerimoğlus Zelt zu plündern. Wenn du es unbedingt tun willst ... «
Memed und Cabbar standen wie gelähmt. Es war ihnen, als müßten sie vor Scham in den Erdboden versinken.
»Ich mache immer das, was die anderen nicht

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