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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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steckengeblieben! Kaum war er wieder bei sich, so ließ er auch schon die falschen Zeugen aufmarschieren. Nur der hinkende Ali, der Unselige, der eure Spur verfolgt hat, wollte nicht falsch aussagen. Darauf hat ihn der Ziegenbart aus dem Dorf gejagt. Er mußte mit Kind und Kegel und seinem ganzen Hausrat in die Fremde ziehen.«
Dann berichtete sie des langen und breiten, wer gegen Hatçe falsch ausgesagt hatte, daß das Mädchen in der Kreisstadt im Gefängnis sitze, in einer Einzelzelle.
»Wie ich gehört habe, wollen sie sie über kurz oder lang aufhängen«, fügte sie hinzu.
Der winzige Funke glomm in Memeds Augen auf und hielt an.
Er erhob sich. »Kommt! Wir wollen nun die Rechnung mit diesem Abdi Aga glattmachen.«
Dann wandte er sich noch einmal zu Durmuş' Frau um, ergriff ihre Hand. »Sag, Tante, meine Mutter haben sie auch auf dem Gewissen; ist es nicht so?«
Sie bekam feuchte Augen und brachte kein Wort heraus. »Es stimmt also?«
Die alte Frau schwieg. Memed ließ ihre Hand los.
Die drei tauchten wieder in die Dunkelheit. Memed prüfte sein Gewehr und lud dann nach. »Seht eure Gewehre nach und macht die Handgranaten scharf!«
Sergeant Recep war die Erzählung der Frau sehr zu Herzen gegangen. Während sie gesprochen hatte, waren seine Blicke immer wieder zu Memed gewandert, während er den Kopf stumm hin und her gewandt hatte. Jetzt faßte er den schnell, fast im Laufschritt vorangehenden Jungen am Arm, brachte ihn zum Stehen.
»Höre, du, wir werden niemanden von ihnen am Leben lassen, auch das kleinste Kind nicht.«
»Von solchen Sachen verstehst du mehr als ich, Sergeant«, erwiderte Memed. Er machte sich frei und schritt weiter vorwärts.
Vor Abdi Agas Tür sagte Memed: »Du rufst, Sergeant. Sag, wir kämen mit einer wichtigen Nachricht.«
Recep klopfte dreimal heftig. Eine Frauenstimme war zu hören. »Wer ist da?«
»Mach auf, Schwester! Schnell, ich habe eine wichtige Botschaft für dich! Hab nicht viel Zeit, muß gleich weiter.«
Die Frau öffnete sofort. »Wart einen Augenblick hier, Bruder, ich will einen Span anzünden.«
Als es drinnen hell geworden war, traten alle drei zugleich auf das Licht zu. Der Frau verschlug es vor Schreck die Sprache. Ihr verblüffter Blick blieb an Memed hängen, dann schrie sie plötzlich auf. Sergeant Recep war sofort bei ihr, packte sie, preßte ihr seine Hand auf den Mund.
»Ist Abdi Aga da?« fragte Memed wild.
»Nein, er kommt nicht mehr hierher. Bei meinem Leben, liebster Memed, er ist wirklich nicht hier.«
Inzwischen waren alle im Haus wach geworden und starrten zitternd auf die Banditen, die beiden Frauen Abdi Agas, seine zwei Söhne und ein paar Frauen aus einem anderen Dorf, die zu Besuch da waren.
»Laß sie vor dir hergehen, Sergeant, durchsuche alles!« befahl Memed. »Sobald er auftaucht, schieß ihn über den Haufen!«
»Klar. Alle fünf in seinen Kopf!« rief Recep und stieß die Frau mit dem Gewehrkolben. »Hol ein Licht und geh vor mir her, los!«
Sie gehorchte ohne einen Laut.
Memed stand aufgerichtet in der Mitte des Raumes. Er glich nun einem furchterregenden Rachegott. Die Frauen weinten laut, die beiden Kinder zitterten wie Zweige im Wind.
Nach einiger Zeit kam der Sergeant düster blickend zurück.
»Nichts. Ich habe alles durchstöbert, jeden Winkel.«
»Er ist schon vor einem Monat in die Çukurova gegangen«, sagte die eine Frau. »Er hat gewußt, daß du kommen würdest.«
»Sergeant!« rief Memed, auf die Kinder deutend. »Nimm die beiden mit hinaus. Tu das, was sein muß.«
Die beiden Frauen warfen sich Memed zu Füßen. »Was haben dir die unschuldigen Kinder getan? Suche diesen Gottlosen, töte ihn, aber verschone die armen Kleinen!«
Der Sergeant hatte die Knaben schon gepackt und schleifte sie mit sich. Cabbar griff den einen am Handgelenk und schleuderte ihn zu Boden. Das Kind schrie in Todesangst.
Die eine der Frauen lag stumm vor Memed hingestreckt. Die andere flehte ihn weiter an. »Memed, ach Memed, was haben dir meine Kinder getan?«
Der Sergeant warf den anderen Knaben hart zu Boden, hielt ihn mit dem Fuß fest, das Gewehr auf den Kopf des Kindes gerichtet. Er drehte sich zu Memed um. »Muß es unbedingt draußen sein? Worauf wartest du noch? Soll ich nicht abdrücken?«
Die Frau, die bisher stumm vor Memed gelegen hatte, sprang plötzlich mit falkengleicher Geschwindigkeit auf, stürzte sich auf Cabbar, der sein Opfer zur Tür gezerrt hatte, umklammerte seine Hände.
Cabbar riß den Dolch aus dem Gürtel, stach zu. Mit

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