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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Capitán.
    »Ja. Ich bin hier und Pressia nicht. Sie ist gegangen. Allein.«
    »Das hast du zugelassen?«
    Bradwell starrt auf ihn herab, das Kinn an die Brust gezogen. »Willst du mich jetzt auch noch kritisieren? Das solltest du dir im Moment lieber zweimal überlegen.«
    »Klingt nach einer Drohung.«
    »Einer Drohung«, flüstert Helmud.
    »Ich würd’s als freundliche Warnung auffassen«, antwortet Bradwell.
    Drohung oder Warnung, El Capitán kann beides nicht leiden. Doch Bradwell wirkt verunsichert, und das gefällt ihm. Vielleicht hat der Kuss doch mehr bewirkt, als er dachte. »Wie lang ist sie schon weg?«, fragt El Capitán, während er sich aufrichtet, so gut er kann.
    »Eineinhalb Tage. Bald geht die Sonne auf. Vielleicht hat sie’s geschafft, vielleicht nicht. Ich konnte ja schlecht mitkommen und euch beide allein lassen, oder?«
    »Du bist wegen uns geblieben? Wegen mir?«
    »Wegen mir?«, fragt Helmud.
    Bradwell nickt. »Sie hat entschieden, dass ich bei euch bleiben muss und dass sie geht.«
    »Du hättest mitgehen sollen.« El Capitán wird wütend. »Pressia allein da draußen … das ist das Letzte, was ich wollte! Ihr könnte sonst was passieren. Wir haben keine Ahnung von diesem Gelände und seinen Bestien und Dusts!«
    »Wär’s dir lieber gewesen, ich hätte dich sterben lassen?«
    »Hättest du dich nicht genauso geopfert?«, fragt El Capitán. »Für sie?« Im selben Augenblick kapiert er, dass er damit das Unaussprechliche ausgesprochen hat – sie lieben Pressia beide. Sie würden beide für sie sterben.
    Bradwell verschränkt die Arme vor der Brust. Auf seinem Rücken rasseln die Vogelflügel zornig. »Ja, das haben wir wohl gemeinsam.«
    El Capitán ist sich nicht sicher, was er sagen soll. Er lässt die Arme hängen und legt das Gewehr weg.
    »Und du weißt genauso gut wie ich«, fährt Bradwell fort, »dass Pressia nie zulassen würde, dass sich einer von uns für sie opfert.«
    »Ich weiß.«
    »Aber das ist nicht alles. Ich konnte dich nicht zurücklassen, weil … weil du für mich wie ein Bruder bist. Ihr beide.«
    »Ihr beide«, wiederholt Helmud.
    Jetzt weiß El Capitán erst recht nichts mehr zu sagen. Er fühlt sich schuldig. Er hat Pressia geküsst, und Bradwell stand direkt daneben. Er hat ihr gesagt, dass er sie liebt. Das tut man einem Bruder nicht an. »Es tut mir leid«, sagt El Capitán.
    »Was tut dir leid?«
    »Das mit Pressia. Ich wollte nicht …«
    »Halt die Klappe.« Bradwell kommt rüber, bis er unmittelbar vor ihm steht. El Capitán verkrampft sich. Nicht auszuschließen, dass Bradwell ihm gleich in die Rippen tritt. »Du musst was essen.« Bradwell geht in die Hocke und hebt die Dose auf. »Und wir müssen uns überlegen, wie wir das Schiff reparieren können. Irgendwie müssen wir damit zurück nach Hause kommen.«
    »Nach Hause«, sagt Helmud.
    »Nach Hause«, wiederholt El Capitán, als wäre er nun das Echo seines Bruders.
    »Ich geh kurz raus«, erklärt Bradwell. »Ich glaube, ich weiß, wo der Tank gerissen ist, und ich will mir das mal aus der Nähe ansehen.«
    »Ist es da draußen sicher?«, fragt El Capitán.
    »Kann ich nicht sagen. Bisher war es ruhig.«
    »Ruhig gefällt mir nicht. Macht mich nervös.«
    »Nervös«, wiederholt Helmud.
    Bradwell steht auf. »Wenn ich zurück bin, hast du alles aufgegessen, klar?« Er nickt Helmud zu. »Verstanden, Helmud? Du kümmerst dich drum, dass er alles runterbringt.«
    El Capitán spürt, wie Helmuds Kopf zuckt. Ein Nicken.
    Als Bradwell sich zur Tür dreht, sagt El Capitán: »Ich wäre auch geblieben, um dich zu bewachen.«
    Bradwell hält inne. »Danke.«
    »Danke«, sagt Helmud.
    Bradwell klettert aus dem Cockpit. El Capitán lauscht dem Kratzen seiner Stiefel und spürt, wie sich das Luftschiff unter seinem Gewicht verlagert. Die Schritte laufen über El Capitáns Kopf hinweg und verschwinden – Bradwell ist auf den Boden gesprungen.
    Helmud hält ihm den Löffel an die Lippen. »Warte«, sagt El Capitán, doch sobald er den Mund öffnet, schiebt Helmud den Löffel rein. Gehorsam kaut El Capitán, als Helmuds Hand schon wieder vor ihm auftaucht, den Löffel zwischen den Fingern, um ihm noch mehr Essen reinzuschaufeln. Jetzt ist El Capitán der Schwache, Helmud der Starke. Für einen Moment lässt El Capitán sich gegen seinen Bruder sinken. Er lässt sich von seinem Bruder halten, füttern, umsorgen. Wie lang ist es her, dass El Capitán von irgendjemandem umsorgt wurde? Seine Mutter dürfte

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