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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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darüber nachgedacht hat. Sie weiß Bescheid. Warum sollte sie sonst so wütend reagieren? Aber jetzt hat er keine Zeit, solchen Theorien nachzugehen. Was, wenn Iralene mit allem recht hat? Doch selbst wenn seine Erinnerungen gelöscht wurden, sind ihm offenbar ein paar instinktive Wahrheiten geblieben, und dadurch gewinnt er neues Selbstvertrauen. Irgendetwas ist in Gang gekommen. Er muss sich beeilen.
    Die Frage ist: Wo würde man etwas verstecken, das man später wiederfinden muss, wenn man weiß, dass man nicht mal danach suchen wird? Irgendwo, wo man es ganz sicher entdeckt – durch Zufall.
    Hastig streift Partridge durchs Zimmer. Seine Augen springen von den Dielen zum Kopfende des Betts zum Kreuz an der Wand. Er reißt den Schrank auf – vielleicht hat er einen Notizzettel geschrieben, der gleich auf den Boden fällt? Er öffnet die kleine Schublade im Nachtkästchen und knallt sie wieder zu, rennt ins Bad und dreht die Hähne an Waschbecken und Badewanne auf. Er zieht an der Schnur des altmodischen Spülkastens über der Toilette. Ein Ploppen. Aber kein Wasser.
    Die Spülung ist kaputt.
    Er schließt den Klodeckel, steigt auf die Toilette und öffnet den Kasten. Ein mehrfach gefaltetes Stück Papier segelt zu Boden.
    »Ich hab was gefunden!«, ruft er Iralene zu, springt von der Toilette und hebt den Zettel auf. Auf der Oberseite steht in seiner eigenen Handschrift: An: Partridge. Von: Partridge. Lies mich. Soll das ein Witz sein? Als er das Papier auseinanderfaltet, sieht er eine Liste:
Du bist aus dem Kapitol entkommen. Du hast deine Halbschwester Pressia und deine Mom gefunden. Deine Mom und Sedge sind tot. Dein Vater hat sie ermordet.
Du liebst Lyda Mertz. Sie befindet sich außerhalb des Kapitols. Eines Tages musst du sie retten.
Du hast Iralene versprochen, zum Schein mit ihr verlobt zu sein. Kümmer dich um sie.
In diesem Wohnblock liegen lebendige Menschen in Eiskapseln, die ihren Körper anhalten. Rette sie. Auch der kleine Jarv könnte dabei sein.
Glassings kannst du vertrauen. Foresteed nicht.
Du erinnerst dich an nichts, weil dein Vater dich gezwungen hat, deine Erinnerungen an die Flucht löschen zu lassen. Dein Vater hat die Explosionen verursacht. Das wissen die Leute im Kapitol. Er muss gestürzt werden.
Übernimm die Macht. Führe von innen her. Fang neu an.
    Partridge verlässt das Bad, tritt wieder in das bäuerliche Schlafzimmer im künstlichen Nebraska und hält den Zettel hoch. Seine Hand zittert. Er mustert Iralene. Sie schweigt. Nach einer Weile zieht er die Kappe vom kleinen Finger und betrachtet den Stummel.
    »Das ist dir draußen passiert, in der Außenwelt«, sagt Iralene. »Weed hat es gerichtet. Er wächst nach.«
    Glassings. Glassings kann er vertrauen. Inwiefern? In Sachen Weltgeschichte?
    Das ist alles viel zu groß, um es zu erfassen.
    Iralene steht auf und geht einen Schritt auf ihn zu.
    Partridge überlegt, wie es wäre, eine Halbschwester zu haben. Er denkt an seine Mutter und Sedge – am Leben, tot, am Leben, tot. »Lyda«, flüstert er, als er sich erinnert, wie sie im Chor gesungen hat. Sie war es, die er vor seinem inneren Auge gesehen hat, Lydas Gesicht hat aus der Reihe der Mädchen zu ihm aufgeblickt. Seine Sehnsucht meldet sich. Er hatte recht – das ist keine Liebe, das ist Liebeskummer. »Lyda Mertz«, sagt er und starrt Iralene an.
    Sie nickt.
    Partridges Brust schmerzt, als wäre sie aufgebrochen – so befreit fühlt er sich, so traurig. Sein Vater hat seine Mutter und seinen Bruder ermordet? Er hat die Welt ermordet? »Mein Vater ist nicht perfekt, aber an den Explosionen ist er nicht schuld. Das kannst du mir glauben. Das ist fast so wahnsinnig wie meine angebliche Flucht aus dem Kapitol.«
    »Es ist nicht wahnsinnig. Das weißt du doch.«
    Auf einmal wird er fuchsteufelswild. »Willst du mir wirklich erzählen, dass …«
    »Du kannst ihn aufhalten. Glassings hat dir gesagt wie.«
    »Glassings. Dem soll ich vertrauen.«
    »Mir haben sie gesagt, ich soll ihm nicht trauen.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie senkt die Stimme. »Ich habe ein doppeltes Spiel gespielt.«
    »Was? Warum?«
    »Weil ich keine Wahl hatte. Denkst du, nur die Unglückseligen müssen sich Gedanken ums Überleben machen? Sei nicht so naiv, Partridge.«
    »Was? Iralene! Ich dachte …«
    »Ich bin immer die, die ich im Moment nun mal bin. Das ist die einzige Iralene, die du je kennenlernen wirst.«
    Er weiß nicht, was er sagen soll. »Aber ich vertraue dir, Iralene. Wirklich. Du

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