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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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er das Messer aus der Ausstellung des Häuslichen Lebens gestohlen hat. Sie hatte den Schlüssel zur Vitrine. Partridge kann nicht für den Rest seines Lebens hierbleiben, unter dem Schutz der Mütter. Aber wohin sollen sie fliehen, Lyda und er? Sie sitzen hier fest. Spürt sie das nicht auch? Sie muss es spüren.
    Bald lassen sie die Meltlands hinter sich und nähern sich den kahlen, windigen Aschefeldern der Deadlands. Partridge stellt sich vor, wie ihre Gruppe aussehen muss: die hinkende, in Felle gehüllte Mutter Hestra mit dem Gewicht ihres Sohns am Bein; Lyda in ihrem flatternden Umhang; und er selbst, der sich ständig nervös umschaut.
    Ohne Waffen ist er genauso nutzlos wie verwundbar. Mutter Hestra hat sich einen Ledersack mit Rasendartpfeilen auf den Rücken geschnallt. Partridge wünschte, er hätte irgendeine Waffe, egal was. Er hatte sich schon an Bradwells Sammlung aus Metzgermessern und Fleischerhaken gewöhnt. Inzwischen ist er seltsam erleichtert, wenn er daran denkt, dass sein Körper im Kapitol durch Codierungen verbessert wurde – seine Muskelkraft, seine Schnelligkeit, seine Gewandtheit. Ja, er ist seinem Vater fast schon dankbar dafür! Partridges Magen zieht sich zusammen.
    Vor ihnen erstrecken sich die Deadlands. Als die Bomben fielen, sind sie in Flammen aufgegangen. Nichts ist geblieben, nichts ist zurückgekehrt – keine Bäume, keine neuen Pflanzen. Nur die Überreste des bröckelnden Highways existieren noch, die durchgerosteten Autos mit ihren geschmolzenen Reifen, ein paar eingestürzte Mautstellen.
    Partridge reibt sich das taube, eisige Gesicht und ballt die Faust. Die Hand, die den Stachel des Käfers abbekommen hat, verkrampft sich noch immer vor Schmerz. Kälte kriecht in seine Knochen, bis hoch in die verlorene Spitze seines kleinen Fingers. Wie soll das gehen? Trotzdem, er könnte es beschwören.
    Allmählich müssen sie sich stärker vorsehen. Der Sand wölbt sich über geschwungenen Rückgraten, wirbelt spiralförmig umher – Dusts. Wesen, die durch die Explosionen mit Erde und Trümmern verschmolzen sind – nun warten sie darauf, dass ihnen Beute ins Netz geht. Es gibt Dusts in allen Größen und Formen, mit Erd-, Stein- und Sandkruste. Sie lauern blinzelnd im Boden, kreisen ihre Opfer ein und greifen an. Doch die Dusts kennen und fürchten die Mütter.
    Lyda geht langsamer, sodass der Abstand zwischen ihr und Mutter Hestra wächst. Will sie ihm näher sein? Partridge beschleunigt seine Schritte.
    »War es auch schon so bitterkalt, als wir klein waren?«, fragt er.
    »Ich hatte einen dicken blauen Anorak und Handschuhe mit Schnüren, die durch die Ärmel gezogen wurden, damit ich sie nicht verlieren konnte. Wir sollten auch miteinander verbunden sein. Damit keiner verloren geht.« Lyda bleibt stehen, während Partridge weiter auf sie zuläuft. Nach einem Blick auf Mutter Hestra dreht sie sich um. Er küsst sie. Er kann nicht anders. Schnell streicht sie ihm über die Wange, ein seltsames Gefühl wegen der wächsernen Schicht auf ihrer Haut. »Es ist was passiert«, sagt sie. »Mit Illia.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie weiß über irgendetwas Bescheid. Sie sagt, sie kann nicht sterben, bis sie ihren Auftrag erfüllt hat. Und sie redet dauernd von einem Samen der Wahrheit.«
    »Vielleicht hat sie Halluzinationen? Was soll das denn bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht.« Lyda dreht sich um und marschiert zügig weiter, um ihren Platz in der Reihe wieder einzunehmen. Sie will Mutter Hestra keinen Grund liefern, sie noch einmal anzuschreien.
    Am Rand einer Anhöhe bleibt Mutter Hestra stehen. Unter ihnen liegt eine zersplitterte Tankstelle mit einer Reklametafel, die halb vom Sand verschlungen wurde. »Ihr bleibt hier. Ich rufe euch, wenn ihr gefahrlos folgen könnt.«
    Als sie den Hang zum geschundenen Highway hinabsteigt, betrachtet Partridge den wackelnden Kinderkopf an ihrer Hüfte. »Ich hab mich immer noch nicht dran gewöhnt.«
    »Woran?«
    »An die Kinder, die mit ihren Müttern verschmolzen sind. Ich finde es irgendwie … verstörend.«
    »Ich finde es schön, zur Abwechslung mal ein paar Kinder zu sehen.« Wegen der begrenzten Ressourcen sind im Kapitol nur ausgewählte Paare zur Fortpflanzung zugelassen. Das weiß Partridge – und trotzdem spürt er, wie sich zwischen Lyda und ihm ein Abgrund auftut. »Im Davor gab es so viele Kinder«, fügt sie hinzu. »Jetzt gibt es kaum noch welche.« Das Davor. Ein Ausdruck, den die Unglückseligen benutzen. Übernimmt

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