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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Wichtigste kommt noch. Brigids Symbol war der Schwan.«
    Der Wind beißt ihr in die Augen. Pressia greift nach dem Schwanenanhänger, der in der Vertiefung zwischen ihren Schlüsselbeinen ruht. Sie ist nicht der Schwan. Ihre Mutter war der Schwan. Als sie in den dunklen, stürmischen, ascheverhangenen Himmel blickt, spürt sie plötzlich eine große Trauer, ein unerwartetes Anschwellen des Kummers, vermischt mit Verwirrung.
    »Aus irgendeinem Grund wollte deine Mutter das alles an dich weitergeben«, flüstert Bradwell. »Und das ist doch ein gutes Vermächtnis. Ein Teil von ihr.«
    »Ich will es aber nicht. Was hat es meiner Mutter denn gebracht, die Schwanenfrau zu sein? Sie war gefangen zwischen zwei mächtigen Männern. Sie musste mich verstecken wie ein beschämendes Geheimnis. Ich bin nicht der Schwan, und mit ihrem Vermächtnis will ich nichts zu tun haben.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, du freust dich darüber.«
    Pressia deutet auf das erleuchtete Fenster, das vielleicht zu Wildas Zimmer gehört. »Wenn wir Wilda retten wollen, müssen wir uns nur eine Frage stellen: Warum war Willux so besessen von irgendeinem Schwan? Was hat er für ihn bedeutet? Darauf müssen wir uns konzentrieren. Wir müssen einfach und geradlinig denken.« Sie legt die Hand auf den Schattenfleck. »Wie war das noch mal? Brigid steht für das Feuer, für einen flammenden Pfeil? Willux hat geschrieben, dass er im Feuer geschmiedet wurde. Aber was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wahrscheinlich müssen wir irgendwann einsehen, dass wir nicht alle Rätsel lösen können.« Sie denkt an Willux’ blöde Liebesgedichte, an die verdammten verschlungenen Schlangen, die er dauernd gezeichnet hat. Vielleicht ist das alles bloß Unsinn, den ein verwirrter junger Mann im Wahn gekritzelt hat. Vielleicht steckt nichts dahinter.
    »Aber vielleicht«, sagt Bradwell, »vielleicht können wir genug Antworten finden. Gerade so viele Antworten, dass die Box die Tür zum nächsten Schritt öffnet, wie Walrond gesagt hat. Das würde schon reichen.«
    »Also stellen wir nicht die richtigen Fragen.«
    »An welche Frage hättest du denn gedacht?«
    »Weiß nicht. Aber na ja, mein zweiter Vorname hat offensichtlich irgendeine Bedeutung. Also was ist mit Partridge und Sedge?«
    »Kennst du ihre vollen Namen?«
    Pressia schüttelt den Kopf. »Ingership hat mal Partridges vollen Namen erwähnt. Sein richtiger Vorname ist Ripkard, aber den Rest weiß ich nicht mehr.«
    »Und Sedge?«
    Sie zuckt mit den Schultern.
    Bradwell bittet Fignan um den vollständigen Lebenslauf von Ellery Willux. Über ihren Köpfen erstrahlt ein Lichtkegel mit einem Dokument.
    »Zwei Söhne«, liest Pressia. »Ripkard Crick Willux und Sedge Watson Willux.«
    »Watson und Crick!«, ruft Bradwell.
    »Ja. Und?«
    »Die beiden haben die Struktur der DNA entdeckt.«
    Pressia seufzt. »Und was hat das mit dem Rest zu tun?«
    »Die Schlangen.«
    »Was ist mit den Schlangen?«
    »Es sind immer zwei ineinander verschlungene Schlangen, oder?«
    Sie nickt.
    »Die Doppelhelix der DNA. So ist die DNA aufgebaut.«
    Aus unerfindlichen Gründen wird Pressia noch wütender. »Na großartig!«, keift sie. »Das hilft uns auch nicht weiter. Ich sag’s dir, der will uns ärgern. Der will uns auf den Arm nehmen. Erst bringt er meine Mutter um, und jetzt das!« Damit hat sie es zum ersten Mal ausgesprochen: Willux hat ihre Mutter getötet. Tränen brennen in ihren Augen, ihre Brust verkrampft sich. Aber sie will jetzt nicht heulen. Sie stützt sich an die Mauer und verdeckt die Augen.
    »Pressia«, sagt Bradwell. »Du darfst wütend sein. Du darfst sie vermissen.«
    »Ich will nicht drüber reden.«
    »Solltest du aber.«
    »Nein.« Sie wirft einen weiteren Blick auf den Schattenfleck. Wahrscheinlich war es ein Geistermädchen. Von jetzt auf gleich ausgelöscht.
    »Pressia«, sagt Bradwell. »Ich mein’s ernst. Sonst frisst es dich auf. Damit kenne ich mich aus.«
    »Du redest doch auch nicht drüber.«
    »Über meine Eltern?«
    Sie nickt.
    »Ich war sehr lange sehr wütend. Manchmal werde ich immer noch wütend. Aber jetzt ist es anders. Ich hatte Zeit.«
    Pressia starrt auf den Schattenfleck an der Wand und bückt sich, bis ihr Umriss genau in den Abdruck passt. »Was denkst du, wonach hat sie gegriffen?«
    »Vielleicht hatte sie was verloren und gerade wiedergefunden.«
    Sie versucht, sich das Mädchen auszumalen, das so schnell verdampft ist, dass nur ihr Schatten geblieben ist. Hier, an

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