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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Mädchen, deswegen ist er definitiv nicht in der Position, ein Urteil über Weed zu fällen, und das weiß er auch.
    »Ehrlich«, sagt Hastings. »Es bricht mir das Herz, dass du nicht mal mit mir runter zum Ball gehen kannst, mir, deinem compadre . Du bringst mich um, Stück für Stück.«
    »Was?«, fragt Partridge und versucht, sich dumm zu stellen.
    »Warum sagst du nicht einfach die Wahrheit, he?«
    »Was für eine Wahrheit?«
    »Du schiebst mich ab, weil du mich hasst. Sag es nur. Ich nehme es nicht persönlich.« Hastings ist bekannt dafür, dass er behauptet, persönliche Beleidigungen nicht persönlich zu nehmen, und trotzdem tut er es jedes Mal.
    Partridge beschließt, ihm ein kleines Häppchen Wahrheit hinzuwerfen, um ihn zufriedenzustellen, fürs Erste. »Hör mal, ich hab eine Menge um die Ohren. Mein Dad hat eine Spezialsitzung in der Mumienform anberaumt. Unter Narkose.«
    Hastings wird ein wenig blass. Er hält sich an der Rücklehne seines Stuhls fest.
    »Hey, ich muss in das Ding, nicht du«, sagt Partridge. »Nimm’s nicht so schwer.«
    »Nein, nein.« Er schüttelt die Haare mit einer Kopfbewegung aus der Stirn – eine nervöse Angewohnheit. »Es ist nur … du weißt schon. Ich hab Sachen gehört über diese Spezialsitzungen. Einige von den Jungs sagen, dass sie dich da verwanzen.«
    »Ich weiß«, sagt Partridge. »Sie können einem Linsen in die Augen und Aufzeichnungsgeräte in die Ohren einsetzen, und dann ist man ein wandelnder und sprechender Spion, ohne es zu wissen.«
    »Es geht hier nicht um ein paar dämliche Wanzen, damit irgendwelche wichtigen Eltern immer wissen, was ihr Kind gerade macht. Es geht um Hightech. Was du siehst und hörst wird hochauflösend auf Bildschirme übertragen.«
    »Das wird nicht passieren, Hastings. Niemand wird aus Willux’ Sohn einen Spion machen.«
    »Was, wenn sie noch was Schlimmeres mit dir anstellen?«, entgegnet Hastings. »Was, wenn sie dir einen Ticker einpflanzen?« Ein Ticker ist angeblich eine winzige Bombe, die jedem in den Kopf eingepflanzt werden kann. Sie ist ferngesteuert. Wenn du plötzlich zu einem Risiko wirst, das deinen Wert übersteigt, legen sie einen Schalter um. Partridge glaubt nicht an diese Gerüchte.
    »Es ist nur ein Märchen, Hastings. Es gibt keine Ticker.«
    »Und was wollen sie dann von dir?«
    »Biologische Infos, weiter nichts.«
    »Dafür braucht man keine Narkose. DNS, Blut, Pisse – was wollen sie mehr?«
    Partridge weiß sehr genau, was sie wollen. Sie wollen seinen Verhaltenscode ändern, und aus irgendeinem Grund gelingt es ihnen nicht. Es hat mit seiner Mutter zu tun. Er hat Hastings schon mehr anvertraut, als er vorhatte. Er darf niemandem erzählen, dass er abhauen will. Er weiß, wie er aus dem Kapitol rauskommt. Er hat recherchiert, alles berechnet. Er wird durch das Luftreinigungssystem entkommen. Er braucht nur noch ein weiteres Hilfsmittel dazu, ein Messer, und das wird er sich heute Nacht besorgen. »Kein Grund zur Panik, Hastings«, sagt er. »Mir passiert schon nichts. So ist es doch immer, stimmt’s?«
    »Lass dir nur keinen Ticker einsetzen, Mann. Um Himmels willen, keinen Ticker.«
    »Hey, du bist doch schon fertig angezogen, Hastings. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Geh und amüsier dich, okay? Wie du selbst gesagt hast – es ist ein Ball, Mann!«
    »Okay, okay.« Hastings wendet sich ab und stakst auf seinen langen Beinen zur Tür. »Lass mich nur nicht ewig da unten warten, okay?«
    »Wenn du mir nicht ständig auf den Wecker gehen würdest, wäre ich bestimmt schneller fertig.«
    Hastings winkt zum Gruß und schließt hinter sich die Tür.
    Partridge lässt sich schwer auf seine Matratze sinken. Hastings, so ein Idiot, sagt er zu sich selbst, doch es hilft nicht. Hastings hat ihm Angst eingejagt mit seinem Gerede von einem Ticker. Warum sollten Funktionäre ihre eigenen Soldaten eliminieren wollen? Er hätte Hastings sagen sollen, dass er sich gefälligst um seinen eigenen Kram kümmern und auf sich selbst aufpassen soll. Hastings’ Verhaltenscode wurde wahrscheinlich schon verändert. Vielleicht ist das sogar einer der Gründe, warum er nicht zu spät zu diesem Ball kommen will. Pünktlichkeit ist eine der höchsten Tugenden im Kapitol.
    Partridge kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es wäre, sich plötzlich anders zu benehmen, selbst bei den kleinsten Sachen. »Es ist wie Erwachsenwerden. Du wirst reifer, das ist alles.« Das zumindest denken Eltern, wenn sie von

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