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Memento für Maybelle

Memento für Maybelle

Titel: Memento für Maybelle
Autoren: Carter Brown
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auf, Holman! Ich
komme in einer Viertelstunde bei Ihnen vorbei und hole Sie ab, okay ?«
    Die Viertelstunde ließ mir
ausreichend Zeit, mein Glas zu leeren. Als es schließlich an der Haustür
klingelte, öffnete ich mit der Pistole in der Hand. Mittlerweile traute ich
niemandem mehr so recht. Louis Friedman blinzelte vorwurfsvoll, deshalb steckte
ich die Pistole wieder ein.
    »Was ist denn das für eine
Begrüßung ?« beklagte er sich. »Sie wohnen doch in
einer anständigen Gegend hier. Beverly Hills gehört zu den guten Adressen !«
    »Es gibt da zwei Typen, die
mich nicht leiden können«, erläuterte ich. »Man kann nie vorsichtig genug sein .«
    »Sie können ruhig drei daraus
machen«, versetzte er. »Ich kann Sie auch nicht leiden .«
    Wir stiegen in seinen Wagen,
und er ließ den Motor an. Es war ein Veteran aus den sechziger Jahren, der
dringend neue Zündkerzen und eine neue Ventileinstellung gebraucht hätte.
    »Was ist denn das ?« fragte ich. »Ein Familienerbstück?«
    »Solche Wagen werden heutzutage
gar nicht mehr gebaut«, erklärte er stolz.
    »Das stimmt«, pflichtete ich
ihm bei. »Die Autoindustrie lernt aus ihren Fehlern. Sogar in Detroit.«
    »Ein Schlauberger!« Er schnob
vernehmlich durch die Nase. »Bei Benny seien Sie damit vorsichtig. Der
explodiert leicht .«
    »Dann werde ich vielleicht ein
Streichholz an ihn halten und zusehen, wie er in die Luft geht«, antwortete ich
kühl.
    Friedman ließ seinen
Schnurrbart herabsinken und legte den Rest der Fahrt schweigend zurück.
    Der Klub befand sich am Sunset
Strip. Die Mädchen bedienten oben ohne und hatten zumeist Hängebusen. Die
Gäste, höchstens ein Dutzend, machten einen ziemlich gelangweilten Eindruck.
Die ganze Atmosphäre wirkte finster und schmuddlig. Ich warf einen Blick auf
den Mann hinter der Theke, aber das hätte ich lieber bleibenlassen sollen. Er
sah aus, als habe er 1960 den Grafen Dracula gespielt, sie hatten bloß
vergessen, den Sarg wieder aufzumachen.
    »Das soll ein Privatklub sein ?« fragte ich ungläubig.
    »Das hier ist gar nichts«,
erwiderte Louis Friedman, ohne stehenzubleiben.
    In den Privatklub gelangte man
durch eine Tür, die hinter einer verstaubten Samtportière verborgen war. Friedman schloß die Tür auf und
schloß sie, nachdem wir hindurchgegangen waren, wieder sorgfältig zu. Wir
gingen einen langen Flur entlang bis zu einer Art Vorraum, wo Friedman von
einem ziemlich schrägen Typ begrüßt wurde. Mich ignorierte der Kerl völlig.
    Friedman klopfte in einem
bestimmten Rhythmus an eine geschlossene Tür und wartete dann. Wenige Sekunden
später ertönte ein leises Summen, und die Tür ging auf.
    »Sie können jetzt hineingehen«,
flüsterte Friedman.
    Ich stieß die Tür weiter auf
und betrat den Raum. Das Summen ertönte ein zweitesmal ,
und die Tür ging hinter mir wieder zu. Mein Blick blieb automatisch auf der
hellerleuchteten Mitte des Raumes haften, wo zwei nackte Mädchen auf einem
niedrigen Diwan genußvoll lesbischer Liebe frönten. Die Blonde mit dem
Kurzhaarschnitt hob den Kopf und blinzelte mit ihren kalten blauen Augen in meine
Richtung.
    »Was ist denn hier los ?« fragte sie gereizt. »Sind wir vielleicht auf dem
Hauptbahnhof ?«
    »Ich habe ihn eingeladen«, ließ
sich eine Männerstimme vernehmen. »Und bei dem Geld, das ich euch zahle, sollte
ich eigentlich Eintrittskarten verkaufen .«
    »Laß ihn doch ruhig
Eintrittskarten verkaufen«, sagte die Brünette in verträumtem Ton. Sie legte
sich mit einem wohligen Seufzer zurück und zupfte ihre Partnerin auffordernd am
Ellbogen.
    »Kommen Sie und setzen Sie
sich, Holman«, sagte die Männerstimme.
    Er hatte einen leeren Stuhl
neben sich stehen, auf dem ich mich niederließ. Allmählich hatten sich meine
Augen an das Licht gewöhnt, so daß ich ihn einigermaßen erkennen konnte. Benny
Lucas war dick und fett und sah ziemlich geschniegelt aus. Er hatte lange
schwarze Haare und einen gestutzten Schnurrbart. Sein Gesicht war fleischig und
faltenfrei.
    »Ich bin ein Voyeur«, erklärte
er träge. »Falls Sie das noch nicht erraten haben sollten. Manchmal treibe ich
es auch selbst, aber ich ziehe zusehen vor. Das verschafft Befriedigung und
spart zugleich Energie .«
    Die beiden Mädchen schienen
weniger darauf erpicht zu sein, mit ihrer Energie sparsam umzugehen. Sie hatten
mittlerweile die klassische Neunundsechziger-Position eingenommen.
    »Ich will meine Fotos zurück«,
fuhr er fort, »und Sie wollen Ihre Fotos zurück. Das heißt, wir
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