Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
Geruch nach Urin war in jedem der Räume und der Stein fühlte sich überall feucht an.
Matus hatte gedacht, sie wären gekommen, um ihm mitzuteilen, dass sie sein Angebot annähmen, und war von ihrer freundlichen Ablehnung völlig überrascht worden. Hama und Jarek wollten sich auf keine weiterführende Debatte über diese Frage einlassen, obwohl Matus versucht hatte, sie umzustimmen.
Sie hatten andere Gründe für ihr Kommen gehabt. Jarek war zu Matus gegangen, um die Bewohner von Utteno zu warnen. Seit er von den Bestrebungen der Solobande gehört hatte, eine Stadt für sich zu erobern, hatte sich ein kleiner Teil seines Verstandes ununterbrochen mit dieser Frage beschäftigt und hatte den Wächter und Beschützer alarmiert. Die meisten der Räuber waren zwar in Kalahara ums Leben gekommen und ein Teil der Bande, die Ollo später um sich geschart hatte, war in dem Tal beim letzten Überfall gestorben.
Doch es war genau dieser Hinterhalt, der Jarek die ganze Zeit über beschäftigt hatte, ohne dass der Grund für seine Unruhe bis in sein Bewusstsein vorgedrungen war. Erst in Utteno war ihm klar geworden, was ihm Sorgen bereitet hatte. Der Überfall der Räuber galt einer Gruppe von Vaka, die von einem Markt kamen und etwas mit sich führten, das kein Mensch brauchen konnte, der ständig auf Reisen war: Rohre. Die Solo hätten diese Waren niemals verkaufen können. Jeder hätte gefragt, woher die teuren Teile kamen und wieso ausgerechnet Solo sie anbieten konnten.
Wenn die Räuber auf Beute aus gewesen wären, hätten sie viel mehr davon gehabt, die Händler auf dem Hinweg zum Markt zu überfallen und ihnen das Geld abzunehmen, das sie mit sich geführt hatten. Aber zusammen mit dem, was Mareibe erzählt hatte, ergab das ganze Geschehen für Jarek nun einen Sinn. Einen ganz anderen und erschreckenden. Die kleine Solo hatte Jarek zugestimmt, als er ihr seine Überlegungen mitgeteilt hatte. Ollo hatte ganz offensichtlich nach dem Fehlschlag in Kalahara nicht aufgegeben. Ollo träumte immer noch seinen Traum, den von einer eigenen Stadt. Und sein neues Ziel war Utteno gewesen, das alle Voraussetzungen für seine Pläne geboten hatte. Die Bedingungen waren dort sogar noch besser als in Kalahara.
Utteno war groß, so gut wie verlassen, hatte jede Menge Gebäude und war nicht durch einen Xenoclan geschützt. Hatte man es erst einmal erobert, wäre es durch seine Lage problemlos zu verteidigen. Damit Ollo die Stadt einnehmen konnte, musste er aber erst einmal genügend neue Männer versammeln. Und er musste verhindern, dass Utteno in dieser Zeit wieder zur alten Größe wuchs. Die neue Wasserleitung war damit eine Gefahr für Ollos Pläne gewesen und der Überfall hatte nur den Grund, ihre Verwirklichung zu verhindern.
Matus hatte nur ungläubig gelacht, als Jarek ihm von seinen Überlegungen erzählt hatte. Jarek hatte angedeutet, was in Kalahara geschehen war, aber mit keinem Wort Mareibes Rolle und Erlebnisse erwähnt. Doch Matus wollte nicht glauben, dass irgendeine Gefahr bestehen könnte. Sie hatten die Räuber vernichtend geschlagen, es war keiner am Leben geblieben und von diesem Anführer namens Ollo hatten sich die Knochenbeißer die letzten Reste geholt, hatte Matus überheblich erklärt. Sein Auftreten war das eines Mannes gewesen, der all das alleine vollbracht hatte, gerade so, als seien Jarek und die Gefährten gar nicht dabei gewesen.
Jarek hatte geahnt, dass Matus seinen Worten mehr Beachtung geschenkt hätte, wären sie alle in der Stadt geblieben. Aber nun verhielt sich der Stadtälteste in Jareks Augen wie ein trotziges Kind, dem man auf dem Markt das Spielzeug nicht gekauft hatte, das es unbedingt haben wollte.
Jarek und Hama hatten es schließlich aufgegeben, den Vaka zu überzeugen, als Erstes für die Sicherheit zu sorgen und wenigstens einen kleineren Xenoclan für den nächsten halben Umlauf unter Kontrakt zu nehmen.
Der Abschied war sehr kühl ausgefallen. Matus war nicht am Tor erschienen, als sie aufgebrochen waren. Parra hatte sich an Yala geklammert und von ihr das Versprechen eingefordert, sie so oft wie möglich zu besuchen. Nach einem kurzen Augenkontakt mit Hama hatte Yala ihrer kleinen Freundin zugesagt, wiederzukommen.
Mareibe hatte für das kleine Vakamädchen noch einmal die Ballade von der Heldin Yala gesungen, dann hatten sie sich verabschiedet und die gut gefüllten Rückenbeutel geschultert. Jarek hatte den Riemen des dreifachen Splitters festgezogen, den er aus der
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