Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Titel: Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Herbert
Vom Netzwerk:
verlassenen Gebäuden wider. Dann entfernten sich die Geräusche und Worte langsam und verliefen sich schließlich in der Weite der leeren Stadt.
    Irgendwann bemerkte Jarek, dass alle die Blicke gehoben hatten, aber nicht Mareibe ansahen, sondern Hama. Der blickte die kleine Solo mit einem Gesicht an, in das ein wenig Leben zurückgekehrt war, und Jarek glaubte, auch Mitleid zu sehen.
    Hama räusperte sich, beugte sich über den Tisch und nahm Mareibes Hände in seine, die zuerst vor ihm zurückzuckte, es sich dann aber gefallen ließ.
    „Mareibe, kannst du mir verzeihen?“, fragte er leise. „Ich war so ungerecht zu dir. Du bist das Opfer und ich habe dich behandelt wie ein Täterin.“
    Sie atmete einmal tief durch. „Ich hatte solche Angst vor Euch, vorhin, in der Weberei.“
    Hama sagte mit Wärme und Bedauern: „Es tut mir leid. Du hast so viel Schreckliches erlebt und ich alter Mann wollte dem noch mehr hinzufügen. Verzeih mir, bitte.“
    Mareibe sah ihm in die Augen. „In Kalahara sind Menschen gestorben, die mir alles genommen haben. Und Fremde. Ich habe dort niemanden verloren, für den ich irgendwas empfunden habe. Ihr schon. Es tut mir leid.“
    „Danke“, sagte Hama, beugte sich noch einmal vor, zog Mareibe heran und drückte sie an sich. „Danke für alles“, flüsterte er. „Nun weiß ich endlich, was mit meinem Sohn geschehen ist. Ich hatte immer die verrückte Hoffnung, dass er irgendwie entkommen konnte. An diese Hoffnung habe ich mich geklammert. Obwohl ich gespürt habe, dass sie vergebens war. Jetzt weiß ich die Wahrheit. Sie ist furchtbar, aber es ist eine Wahrheit. Jetzt darf ich um Ivian trauern.“
    Jarek schaute reihum in jedes der Gesichter und war erleichtert. Die Gemeinschaft, die zu zerreißen gedroht hatte, war wieder hergestellt und er fühlte sich jedem Einzelnen der Gefährten näher als jemals zuvor.
    Er spürte Hamas Hand auf seiner Schulter, drehte sich zu ihm um und fing einen Blick auf, der von nichts anderem sprach als von Respekt und Dankbarkeit.
    „Mareibe“, meldete sich Yala leise. „Eine Frage habe ich noch. Wieder einmal. Tut mir leid.“
    Alle sahen die Vaka an, die sich Jareks Jacke eng um die Schultern gezogen hatte.
    „Frag mich“, antwortete Mareibe ruhig.
    „Die Räuber, die die Vaka im Tal überfallen haben, war das der Rest der Bande? Die, die nicht in Kalahara gestorben sind?“
    Mareibe nickte. „Ja. Das waren sie. Und ein paar neue, denke ich. Die beiden Solo, die mit uns die ganze Zeit unterwegs waren, habe ich nicht gekannt. Sonst hätte ich etwas gesagt. Sagen müssen ...“
    „Der Mann, der mich töten wollte, der hieß doch nicht wirklich Rolam?“
    Mareibe zögerte einen winzigen Augenblick, dann sah sie Yala in die Augen und sagte: „Nein. Dieser Mann war Ollo. Er hat in der Zeit, in der ich seine Gefangene war, dreiundzwanzig Menschen getötet. Und du hast ihn mit einem kurzen Schneider angegriffen.“
    Jarek sah, wie Yala ein Zittern überlief und sich die feinen, salafarbenen Härchen an ihrem Hals aufstellten. „Da hatte ich ja wohl Glück“, flüsterte sie.
    „Er ist tot, wie seine Gefährten“, sagte Jarek. „Er kommt nicht wieder.“
    „Ich habe viermal geglaubt, er sei endlich tot“, widersprach Mareibe. „Und da zählt unsere Schlacht in Yalas Tal der Schatten schon dazu. Ich glaube erst, dass er tot ist, wenn ich seinen Kadaver selbst sehe.“

8.
    Verzögerungen

    D ie Hälfte des Gelblichts war vorüber, aber wenn Jarek zurückschaute, konnte er noch immer die Stadt dort oben sehen, wie sie finster mit ihrer hohen schwarzen Mauer vor dem Berg saß und auf den Weg herab zu blicken schien, mit den drei Türmen drohend, unangreifbar und doch so leblos und verlassen.
    „Matus glaubt uns einfach nicht“, murmelte Jarek, als er zum wiederholten Mal einen Blick zurück auf Utteno warf. „Warum? Warum versteht er das nicht? Es ist doch alles so klar.“
    „Dumm wie ein Blutschader“, meinte Carb achselzuckend. „Wie kommt so ein Kerl zu so einem schlauen Kind?“
    „Wer sagt denn, dass er wirklich Parras Vater ist?“, meinte Adolo leichthin und Carb brummte eine Zustimmung.
    Jarek hatte Hama gebeten, ihn zu begleiten. Sie hatten den Stadtältesten im frühen Gelblicht aufgesucht. Er hatte sie in seinem finsteren, engen Bau empfangen, der im Schatten der Mauer neben dem rechten Turm lag, wo die Rohre der Abtritte durch die Mauer führten und es in der Gasse von Schwanzlingen und Schadern wimmelte. Der beißende

Weitere Kostenlose Bücher