Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
aufsprang und in die Waschkammer eilte.
„Was macht er denn jetzt?“, fragte Carb verblüfft.
Hama lachte leise. „Etwas, das ich eigentlich eher von den weiblichen Mitgliedern unserer kleinen Gemeinschaft erwartet hätte. Er schaut sich im Spiegel an.“
„So eitel sind wir nun auch wieder nicht“, meinte Yala, wechselte einen Blick mit Mareibe und beide mussten lachen.
„Deine Haare verändern sich jetzt auch“, sagte Carb zu Mareibe und sie fasste sich an den Kopf und versuchte, eine Strähne vor ihre Augen zu ziehen.
Jarek war neben Yala der Einzige, der seine Haare ohne Hilfe eines Spiegels sehen konnte, und er bemerkte, dass tatsächlich eine Verfärbung eingesetzt hatte. Er betrachtete seinen Zopf, der langsam ein dunkles, tiefes Rot annahm, während Yalas Haare viel heller blieben und sich unter die Salafarbe nur ein Hauch der Blutschattierung mischte.
Mareibe schaute Carb an und lachte. „Was denn?“, fragte der unwillig.
„Entschuldige“, antwortete sie. „Ich habe nur noch nie einen Mann mit dunkler Haut und roten Haaren gesehen.“
Tatsächlich leuchteten Carbs kurze, borstige Haare in allen Abstufungen.
„Das sieht richtig gut aus“, meinte Yala.
„Und wenn du dir jetzt noch einen Bart wachsen lässt, bist du einmalig.“
Carb verzog das Gesicht. „Das wird nichts. Fero kriegen keine Bärte“, brummte er.
Adolo kam wieder zu ihnen an den Tisch, nahm sich ein Stück Grünkaas, biss hinein und meinte: „Haha. Den Kopf in einen toten Aaser gesteckt, was? Es sieht viel besser aus, als ich befürchtet habe.“
Alle lachten.
Jarek schaute in Yalas Augen, die immer noch grau waren. „Und wann verändern sich die Augen, Hama?“, fragte er.
„Das wird noch einige Zeit dauern“, antwortete Hama.
„Still!“ Jarek hob die geschlossene Hand und alle sahen ihn überrascht an. Hama hatte die Wahrheit gesagt. Die Behandlung mit dem Lohkbalsam hatte Jarek ganz neue, ungekannte Möglichkeiten und Bereiche in seinem Verstand eröffnet. Aber er hatte nichts von dem verloren, was er vorher gelebt, gewusst und erfahren hatte. Der Jäger, de Wächter und der Beschützer waren noch da, vielleicht sogar stärker als je zuvor. Deren Sinne hatten Alarm gegeben. Jarek hatte leise Schritte gehört und der Beschützer hatte übernommen. Er sprang von seinem Sitz auf, bevor er noch darüber nachdenken konnte, und griff nach dem Splitter. Alle sahen ihn verwundert an, dann Hama und schließlich zu dem schmalen Gang, der zu der Kronhöhle führte. Von dort hallten nun laute Tritte von Stiefeln.
Ein junger Mann erschien am Durchgang. Der Fremde trug den weiten, roten Mantel mit Kapuze und den Kopfschutz, den alle von den Kronreitern der Memo kannten. Sein leuchtend rotes Haar und die ebensolchen Augen zeigten, dass ein Mitglied des Volkes vor ihnen stand, dem sie nun auch angehörten. Jarek ließ den Splitter sinken.
Der Reiter schaute sich kurz in der Höhle um, dann lächelte er breit und rief: „Hama! Kommt Ihr endlich zurück von Eurer Reise!“
Hama erhob sich. „Topek! Wie schön, dich zu sehen.“
Der etwa sieben Umläufe alte, muskulöse Reiter trat an den Tisch heran und schaute auf die Gefährten des alten Memo. „Sind das alle, die Ihr dieses Mal gefunden habt?“
Hama nickte. „Es sind nur fünf, aber es sind die erstaunlichsten Novo, die ich jemals nach Mindola geführt habe.“
Er stellte sie mit Namen vor und Topek schaute jeden Einzelnen von ihnen an und nickte jedem von ihnen zu, wobei er den Frauen jeweils ein besonderes Lächeln schenkte. Dann ließ er sich nieder und Hama schob dem Reiter Fleisch, Kaas und Getränke zu.
„Wie viele Kreise bist du geritten, seit wir uns zuletzt gesehen haben?“
„Zwei“, antwortete Topek und nahm sich ein großes Stück Fleisch. Er grinste, als er hineinbiss und kauend sagte: „Den letzten habe ich in dreiundachtzig Lichten geschafft.“
„Nein!“, sagte Hama beeindruckt. „Das ist ein neuer Rekord.“
Topek zuckte die Achseln. „Es war einer. Ayrak hat ihn mir schon siebzehn Lichte später wieder abgenommen. Ich wollte mir die Bestzeit auf diesem Kreis gleich wieder zurückholen und es sah auch alles ganz gut aus, bis ...“
Er warf den Neulingen einen Blick zu und schaute dann Hama fragend an, ob er darüber sprechen durfte. „Bis die Reiter hinter Gorok und Vykabane verschwanden“, sprach Hama ernst weiter.
„Ihr wisst Bescheid?“, fragte Topek ernst und Hama nickte. „Dann wisst Ihr auch, wer die beiden
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