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Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Titel: Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Herbert
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wusste, und zu erkennen, wo die Wahrheit lag und wo der Widerspruch, war immer wieder bewundernswert.
    „Ich hab’s ja gesagt“, meinte Mareibe mit einem Anflug von Stolz. „Sie ist die klügste Frau, die ich je getroffen habe. Ihr müsst schon aufpassen, was Ihr erzählt, Hama. Wie alle.“
    Hama lächelte. „Jetzt schaut mich nicht so misstrauisch an. Ich sage euch dazu nur eins. Es gibt Memo, die haben eine Stellung, die es ihnen ermöglicht, Ausnahmen zu machen und frei zu entscheiden. Aber das sind nur sehr wenige. Vielleicht wird der eine oder andere von euch auch einmal eine solche Rolle in unserer Gemeinschaft einnehmen. Und ich sage euch, es würde mich sehr überraschen, wenn die Zukunft das nicht bringen würde.“
    Jarek war beruhigt. Die Furcht, Hama könnte nicht die Wahrheit gesagt haben, war zerstreut und er erkannte, dass auch die anderen die Erklärung des alten Memo angenommen hatten.
    „Na gut“, meinte Mareibe. „Das werden wir dann alles erfahren, wenn es an der Zeit ist. Oder?“
    Yala grinste und Carb lachte in sich hinein.
    „So ist es“, antwortete Hama.
    „Was müssen wir jetzt machen?“, frage Mareibe. „Irgendeinen Eid schwören oder so?“
    „Ihr müsst mir nur vertrauen“, antwortete Hama. „Ich werde euch etwas geben.“
    Er hob seinen linken Arm und alle sahen das dunkelrote Netz aus feinen Linien, das ein kompliziertes Muster innen an seinem Handgelenk bildete. Es sah dem Zeichen der Memo ähnlich, wie Jarek es von den Bauten der Boten, Berater und Berechner kannte, hatte jedoch viel mehr Linien und ineinander gedrehte Spiralen. Ihm fiel auf, dass er es bei Hama noch nie gesehen hatte. Ihr Führer hatte immer Kleidung mit langen Ärmeln getragen, die bis halb über die Hände fielen. „Dies ist das Zeichen der Memo“, sagte Hama. „Sobald ich es euch eingeritzt und die Wunde mit Lohkbalsam bestrichen habe, seid ihr unwiderruflich Mitglieder unseres Volkes.“
    Alle schauten auf die Linien an Hamas Hand.
    „Was bewirkt dieses Zeug? Dieser Balsam? Es geht doch nicht nur um diese Malerei, oder?“, fragte Mareibe misstrauisch.
    „Das ist richtig“, bestätigte Hama. „Es ist nicht nur ein Zeichen. Lohk verändert etwas. Lohk errichtet zwei große Kammern in eurem Verstand. In der einen werdet ihr Wissen sammeln, das wir euch in unserer Stadt mitteilen. Wissen, das allen Menschen zur Verfügung steht, die einen Kontrakt mit unserem Volk eingehen. Die andere Kammer jedoch ist die der Memo. Sie ist verschlossen und kann nur durch ein Wort geöffnet werden, das ein anderer Memo euch sagt. Das Wort werdet ihr erfahren, sobald die Handlung vollzogen ist. Alles, was ihr hört, nachdem das Wort gesprochen ist, werdet ihr nur in dieser Kammer verwahren und nur darin finden. So sind unsere Geheimnisse für immer sicher. Seid ihr dazu bereit?“
    Yala, Adolo und Carb nickten sofort und auch Jarek sagte nur: „Ja.“
    Alle Blicke richteten sich dann auf Mareibe, die starr da saß und gedankenverloren mit dem Daumen der Rechten ihr linkes Handgelenk rieb.
    „Mareibe?“, fragte Hama sanft.
    „Mein Kopf gehört mir“, sagte die kleine Solo mit etwas wie einem trotzigen Schmerz in der Stimme. „Als ich bei Ollo war, war mein Kopf das Einzige, was sie mir nicht wegnehmen konnten. Der einzige Ort, wohin ich fliehen konnte und wo ich ganz alleine und ganz ich selbst sein konnte. Ich will nicht, dass jetzt irgendwer was mit meinem Kopf macht.“
    „Deinem Kopf wird nichts geschehen, Mareibe. Er bleibt für immer deiner. Auch als Memo“, erklärte Hama. „Später kannst du einen kleinen Teil deines Gedächtnisses anderen zur Verfügung stellen, das gehört zu unseren Aufgaben. Aber dein Kopf und dein Verstand, deine Gefühle und deine Erinnerungen, die gehören dir. Die wird niemand antasten, die wird niemand nehmen und die wird niemand missbrauchen.“
    Das letzte Wort sprach Hama mit einer besonderen Betonung, wie Jarek auffiel. Es entging ihm nicht, dass Mareibe leicht zusammenzuckte, als sie es hörte. Sie schwieg. Alle sahen sie an und warteten geduldig auf ihre Antwort.
    „Vertraust du mir?“, fragte Hama sanft und sah Mareibe in die Augen.
    Sie hielt dem Blick stand und alle beobachten die beiden mit angehaltenem Atem. Die junge Frau, die in ihrem kurzen Leben mehr gesehen hatte, als ein Mensch fürchten konnte, und die eine solche Stärke in sich trug, und den alten Memo, der sie gefunden und so weit geführt hatte.
    Dann nickte sie. „Ja“, antwortete sie leise.

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