Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
hatte. „Wie weit ist es bis zur Stadt und wie heißt sie?“
„Mindo“, hatte Hama gesagt, bevor er den Namen der Stadt der Memo nannte und den Weg dorthin mit denselben Worten beschrieb, die Jarek bereits einmal gehört hatte. Doch diesmal war es gewesen, als ob ein Echo durch Jareks Kopf flatterte.
Eine kleine Tür war entstanden, hatte sich sanft geöffnet und ein hell erleuchteter, strahlender Raum hatte sich gebildet, der sich immer weiter und in alle Richtungen ausgedehnt hatte und damit nicht aufhören wollte. Direkt neben dieser neuen Tür hatte Jarek eine weitere entdeckt und geahnt, dass auch die Weite dahinter alles aufnehmen konnte, was er dort unterbringen wollte. Aber es war nicht so, als ob die beiden neuen Kammern all die vielen kleinen und größeren seines Verstandes zur Seite drängen würden, die Jarek in seinem Leben bisher gebaut, gefüllt und bewahrt hatte. Die neuen Räume waren nicht die Eroberer, sondern die großen, schützenden Brüder der kleinen Kammern.
Es fühlte sich so an, als ob er zum ersten Mal etwas erfassen könnte, das die ganze Zeit da gewesen war, das schon immer zu ihm gehört hatte, das er aber nie bemerkt hatte. Trotzdem hatte es freundlich und geduldig darauf gewartet, entdeckt und gefüllt zu werden, ohne gierig zu fordern und zu verlangen. Jarek wurde in einem winzigen Augenblick bewusst, wie wenig von dem, was seinem Gedächtnis und seinem Verstand in seinem eigenen Kopf schon immer zur Verfügung gestanden hatte, er bisher überhaupt bemerkt hatte.
„Mindo“, war das Wort, das ihm den Zugang zu dem verschlossenen Raum schenkte, und jedes Bild, das Hamas Antworten auf die vielen Fragen entstehen ließ, die sie ihm stellten, legte Jarek behutsam in diesem unendlich erscheinenden und wohl in seinem ganzen Leben niemals zu füllenden Raum ab.
„Oh Mann“, hatte Mareibe nur andächtig gesagt, als Hama das Wort gesprochen hatte, hatte die Augen geschlossen und Jarek hatte ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen, wie er es bei der nun ehemaligen Solo noch nie erlebt hatte.
„Besser könnte ich es nicht ausdrücken“, hatte Yala geantwortet und nach Luft geschnappt. Ein Blick in Adolos und Carbs Augen hatte Jarek gezeigt, dass es ihnen genau gleich ergangen war.
Sie waren alle von dem, was sie in sich gefühlt hatten, überwältigt gewesen und Hama hatte wissend gelächelt.
Sie hatten erfahren, dass in Mindola etwa zehntausend Memo lebten, von denen die Hälfte aus Alten bestand, die nach den vielen Umläufen, in denen sie entlang des Pfades und abseits davon ihre Aufgaben erfüllt hatten, zurückgekehrt waren. Dort lebten sie nun ihr Leben, tauschten in vielen Gesprächen Erinnerungen aus und gaben das Wissen, das sie gesammelt hatten, an die folgenden Generationen weiter.
Hama hatte sie gebeten, auf eine Beschreibung der Stadt zu verzichten, da Worte ihrer Schönheit nicht gerecht würden und er ihnen die Überraschung nicht nehmen wollte, wenn sie Mindola zum ersten Mal zu Gesicht bekämen.
„Ihr werdet alles schon bald mit eigenen Augen sehen ...“, hatte er gesagt.
„... wenn es an der Zeit ist“, hatten alle ergänzt und sie hatten zusammen gelacht.
„Wo hält man hier Wache?“, fragte Jarek Hama, nachdem er sich in der Cava genau umgesehen hatte, während Carb und Mareibe die Vorräte auf dem Tisch ausbreiteten und der ehemalige Fero die dünnen, edlen Teller bewunderte.
„Es gibt immer einen verborgenen Wachplatz“, erklärte Hama und schob einen Vorhang aus einem Reißerfell zur Seite, das Jarek nicht zuordnen konnte. Dahinter war eine schmale, in den Fels gehauene Treppe verborgen.
„Aber eine ständige Wache ist unnötig. Noch nie hat ein Mensch, der kein Memo war, eine Cava entdeckt. Reisende Memo verschließen gewöhnlich das Tor und sehen nur nach, ob jemand in der Nähe ist, bevor sie im Gelblicht wieder aufbrechen.“
„Dann sollten wir es genauso halten. Immerhin sind wir jetzt Memo“, meinte Adolo und nahm auf einem der bequemen Polster Platz.
„Das stimmt. Und du siehst sogar langsam wie einer aus“, sagte Yala und alle schauten Adolo an, der die Blicke stirnrunzelnd erwiderte.
„Was habt ihr denn?“, fragte er verwirrt.
„Deine Haare werden rot“, erklärte Mareibe.
„Was?“, fragte Adolo erschrocken. „Wie sieht das aus?“
„Als ob du den Kopf in einen toten Aaser gesteckt hättest. Na, rot eben“, antwortete Mareibe. „Wie denn sonst?“ Sie sah Adolo verblüfft nach, als der entsetzt
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