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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Produktionsleiter sei so gut wie unerreichbar. Ich fand kaum noch Schlaf, meine Nerven waren überreizt, ich wurde mit Telefonaten und Telegrammen von Tag zu Tag hingehalten. Es war zum Verzweifeln.
      Der Tag des Drehbeginns war gekommen, aber immer noch nicht der Filmstab. Zitternd vor Erregung, stand ich in der Telefonzelle unseres Hotels und hörte wie aus weiter Ferne unseren Produktionsleiter sagen: «Der Aufnahmebeginn muß um zwei Wochen verschoben werden ...» Mir wurde es schwarz vor Augen, der Hörer fiel mir aus der Hand. Ich tastete mich, um nicht umzukippen, die Wände
entlang bis zur Hotelhalle. Da stand Schneeberger, und während ich auf ihn zugehen wollte, drehte sich in diesem Augenblick die Dekke, und ich schlug in der Hotelhalle auf dem Marmorboden hin.
      Als ich erwachte, lag ich im Deutschen Krankenhaus in Madrid. Meine Vermutung, ich hätte nur einen Schwächeanfall erlitten, war falsch. Die Ärzte bezeichneten meinen Zustand als ernst. Zwei Wochen lang durfte ich keinen Besuch empfangen. Es wäre ein Kreislaufkollaps, sagte man mir, aber was wirklich mit mir los war, habe ich nie erfahren. Ich weiß nur, daß ich lange Zeit Untertemperatur hatte und immer müde war. Sogar Sprechen strengte mich an.
      Erst langsam bekam ich heraus, was geschehen war. Der Film war nach meinem Zusammenbruch abgeblasen worden. Zum Glück hatte die «Terra» ohne mein Wissen bei Lloyd eine Ausfallversicherung für mich abgeschlossen. Sie bekam den Schaden ersetzt. Aber für mich war «Tiefland» gestorben - der zweite große Rückschlag innerhalb eines Jahres.
      Nach vier Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Der Arzt riet mir, nicht vor einem Monat die Rückreise anzutreten.
      Im Norden Mallorcas fand ich in dem neu eröffneten «Hotel Formentor», das nur wenige Gäste beherbergte, die notwendige Entspannung. Langsam schwand die Schwäche, und ich konnte mit Ruttmann, der sich telefonisch angemeldet hatte und von Barcelona mit einem Wasserflugzeug direkt in der Bucht vor meinem Hotel landete, seine Arbeitspläne besprechen. Noch fürchtete ich jede Aufregung, aber meine heimliche Angst, Unangenehmes von ihm zu erfahren, war grundlos. Ruttmann war mit seiner Arbeit zufrieden, vor allem lobte er den Fleiß und die Begabung seines Kameramannes Allgeier. Er hoffte, mir bereits nach meiner Rückkehr den größten Teil seiner Aufnahmen vorführen zu können. Aber irgend etwas irritierte mich, er wirkte zerfahren, auch sein unruhiger Blick fiel mir auf. Als er sich verabschiedete, hatte ich trotz seines Optimismus ein beklommenes Gefühl.

    «Triumph des Willens»

    E s war Mitte August, als ich zu Hause in der Hindenburgstraße wieder eintraf. Körbe voll ungeöffneter Post erwarteten mich. Aber die ersten zwei Tage öffnete ich keinen Brief aus Furcht vor schlechten Nachrichten.
      Schließlich mußte ich aber doch einen Anfang machen. Nachdem ich die Verehrerpost aussortiert hatte, fiel mir ein größeres Kuvert mit dem Absender «Braunes Haus, München» auf. Ängstlich öffnete ich den Brief. Heß schrieb, er sei überrascht, daß ich den Auftrag des Führers, den diesjährigen Parteitagfilm zu machen, an Walter Ruttmann weitergegeben habe. Der Führer bestehe darauf, daß nur ich den Film herstellen solle. Heß bat mich, so bald als möglich mich mit ihm in Verbindung zu setzen.
      Das war nicht gut, war das nicht fast eine Drohung? Trotzdem war ich entschlossen, mich dieser Arbeit zu widersetzen. Zuerst versuchte ich, Heß zu erreichen. Ich rief das «Braune Haus» an, wo mir gesagt wurde, Herr Heß käme in zwei oder drei Tagen nach Berlin, ich könnte ihn dort in der Reichskanzlei erreichen. Die Zeit nutzte ich, um mir Walter Ruttmanns Aufnahmen anzusehen. Ein neuer Schock. Was ich da auf der Leinwand sah, war, gelinde gesagt, unbrauchbar. Ein Wirrwarr von Aufnahmen - auf der Straße flatternde Zeitungen, aus deren Titelseiten der Aufstieg der NSDAP sichtbar gemacht werden sollte. Wie konnte Ruttmann nur eine solche Arbeit vorzeigen! Ich war todunglücklich. Dieses Material konnte ich niemand zeigen - und Ruttmann hatte für diese Aufnahmen schon 100 000 RM ausgegeben, ein Drittel meines Etats. Er selbst war auch deprimiert. Er habe, wie er sagte, nicht gewußt, daß es sowenig Wochenschaumaterial aus den Jahren vor der Machtübernahme gab. Keinesfalls konnte ich für diese Arbeit eine Verantwortung übernehmen, mir fiel aber auch kein Ausweg ein. Ich sah keine andere Möglichkeit,

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