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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Spielen nicht verzichten wollte. Die Italienische Botschaft hatte mir mitgeteilt, der Duce wolle sich mit mir über meine Filmarbeit unterhalten.
      Beim Abschied in Davos sagten meine österreichischen Freunde, die mit mir im Parsenngebiet skifahren wollten, im Scherz, ich möchte nicht vergessen, dem Duce zu sagen, daß sie keine Italiener werden wollen, sie möchten Österreicher bleiben. Es ging um Südtirol.
      Auf meinem Weg nach Rom mußte ich in München übernachten. Im «Hotel Schottenhamel» am Bahnhof, wo ich meist wohnte, traf ich in der Halle Frau Winter, Hitlers Wirtschafterin. Ich erzählte ihr von meiner Einladung nach Rom. Nur eine Stunde danach läutete das Telefon. Wieder war es Frau Winter. Sie sagte: «Der Führer ist in München. Ich habe ihm erzählt, daß Sie vom Duce eingeladen sind. Der Führer läßt fragen, wann Ihr Flugzeug morgen geht.»
      «Mittags um zwölf», sagte ich, «muß ich am Flughafen sein.»
      «Ist es Ihnen möglich, etwas früher aufzustehen, damit Sie um zehn Uhr beim Führer sein können?» Ich bekam einen ganz schönen Schreck. Was hatte das zu bedeuten? Meine österreichischen Freunde hatten erzählt, daß italienische Truppen an der österreichischen Grenze stünden, und das Südtirol-Problem hochbrisant sei - wollte Hitler mich deshalb sprechen?
      Am nächsten Morgen war ich am Prinzregentenplatz. Hitler entschuldigte sich, daß er mich so früh zu sich gebeten hatte. «Ich hörte», sagte er, «der Duce hat Sie eingeladen. Werden Sie länger in Rom bleiben?» Ich verneinte, aber Hitler begann nicht, wie ich erwartet hatte, vom Duce zu sprechen, sondern erzählte von seinen Bauplänen, sprach über Architektur und verschiedene Baudenkmäler im Ausland, die er bewundere und zu meiner Überraschung genau beschrieb. Die Namen sind mir nicht haften geblieben. Das alles hatte nichts mit meinem Besuch in Rom zu tun. Erst als ich mich verabschieden wollte, sagte Hitler wie beiläufig: «Der Duce ist ein Mann, den ich hoch schätze. Selbst, wenn er einmal mein Feind werden sollte, hätte ich große Hochachtung vor ihm.» Das war alles. Er bestellte nicht einmal einen Gruß.
      Ich war erleichtert, keine Nachricht überbringen zu müssen. Hitler hatte seinen Chauffeur beauftragt, mich mit seinem Mercedes pünktlich zum Flugplatz Oberwiesenfeld zu bringen.
      In Rom - man landete noch in «Ciampino» an der Via Appia Antica - empfingen mich italienische Regierungsmitglieder, einige von ihnen in schwarzen Uniformen. Sogar Guido von Parisch, der Kulturattaché der Italienischen Botschaft in Berlin, war anwesend; von ihm hatte ich die zweimalige Einladung erhalten. Er saß neben mir im Auto und flüsterte mir ins Ohr: «Sie werden noch heute den Duce sehen.» Plötzlich kam mir der Verdacht, es könnte sich vielleicht nicht um eine übliche Audienz handeln. Kein beruhigender Gedanke.
      Schon nach einigen kurzen Stunden betrat ich den Palazzo Venezia. Man hatte mir gesagt, Mussolini mit «Exzellenz» anzusprechen.
      Langsam öffneten sich die schweren Türen, und ich betrat einen Saal. Ganz hinten, fern der Tür, stand ein großer Schreibtisch, von dem Mussolini auf mich zukam. Er begrüßte mich und geleitete mich zu einem kostbaren Sessel, der gegenüber von seinem Schreibtisch stand.
      Obwohl der Duce nicht besonders groß war, wirkte er aber männlich. Ein Bündel geballter Energie, aber auch ein wenig Caruso in Uniform. Nachdem er mir einige Liebenswürdigkeiten gesagt hatte, übrigens in erstaunlich gutem Deutsch, kam er auf meine Filme zu sprechen. Ich war erstaunt, daß er sich an so viele Details erinnerte. Er wollte kaum glauben, daß die gefährlichen Szenen in den Alpen und in Grönland ohne Double gemacht worden waren, auch äußerte er sich bewundernd über die Bildtechnik. Dann kam er auf den «Triumph des Willens» zu sprechen.
      «Dieser Film», sagte er, «hat mich überzeugt, daß Dokumentarfilme durchaus wirkungsvoll sein können. Deshalb habe ich Sie auch eingeladen. Ich möchte Sie fragen, ob Sie bereit wären, auch für mich einen Dokumentarfilm zu machen.»
      Überrascht sah ich ihn an.
      «Einen Film über die ‹Pontinischen Sümpfe›, die ich trocken legen lasse, um neues Land zu gewinnen - ein großes Unternehmen für
    mein Land.»
      «Ich danke für Ihr Vertrauen, Exzellenz, aber ich muß jetzt einen großen Film über die Olympiade in Berlin machen, und ich fürchte, daß ich mit dieser Arbeit gut zwei Jahre

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