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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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beschäftigt sein werde.» Mussolini lächelte, stand auf und sagte: «Schade, aber ich verstehe, diese Aufgabe ist wichtiger.»
      Dann ging er um den riesigen Schreibtisch auf mich zu, betrachtete mich und sagte in pathetischem Tonfall: «Sagen Sie Ihrem Führer, daß ich an ihn und seine Sendung glaube.»
      «Warum», fragte ich, «sagen Sie das mir?»
      Mussolini: «Weil die Diplomaten, deutsche wie italienische, alles tun, um eine Annäherung zwischen mir und dem Führer zu verhindern.»
      In diesem Augenblick fielen mir die Grüße meiner österreichischen Freunde ein, und ich fragte: «Werden Sie denn keine Probleme mit Hitler wegen Österreich bekommen?»
      Mussolinis Gesicht verdunkelte sich. Dann sagte er: »Sie können dem Führer sagen, was auch mit Österreich geschieht, ich werde mich nicht in die inneren Angelegenheiten Österreichs einmischen.»
      Zwar verstand ich von Politik wenig, doch die Bedeutung dieser Worte wurde mir bewußt. Sie besagten nicht mehr und nicht weniger: Mussolini würde Hitler gegebenenfalls nicht daran hindern, den «Anschluß» Österreichs an Deutschland zu vollziehen.
      Kaum war ich wieder in Berlin, wurde ich in die Reichskanzlei bestellt. Hitler mußte man von italienischer Seite über meinen Rückflug informiert haben. In der Reichskanzlei wurde ich von Herrn Schaub in ein kleines Audienzzimmer geführt. Bald darauf kam Hitler herein und begrüßte mich. Während Schaub den Raum verließ, forderte er mich auf, mich zu setzen. Hitler selbst blieb stehen.
      «Wie hat Ihnen der Duce gefallen?» fragte er.
      «Er hat sich für meine Filme interessiert und mich gefragt, ob ich auch für ihn einen Film machen würde, einen Dokumentarfilm über die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe.»
      «Und was haben Sie geantwortet?»
      «Ich habe das ausschlagen müssen, da ich ja mit der Verfilmung der Sommerspiele beschäftigt bin.»
      Hitler schaute mich durchdringend an und fragte: «Und sonst nichts?»
      «Ja», sagte ich, «er bat mich, Ihnen einen Gruß auszurichten.» Ich hatte mir nach der Audienz Mussolinis Worte aufgeschrieben und berichtete wortgetreu: «Sagen Sie dem Führer, daß ich an ihn und seine Sendung glaube, und sagen Sie ihm auch, daß die deutschen und die italienischen Diplomaten eine Freundschaft zwischen mir und dem Führer zu verhindern suchen.»
      Hitler harte bei meinen Worten die Augen gesenkt und blieb ganz unbewegt.
      Ich fuhr fort: «Dann habe ich etwas gesagt, was ich vielleicht nicht hätte sagen dürfen» ... Hier stockte ich.
      Hitler: « Sprechen Sie ruhig weiter.»
      Ich erzählte ihm dann von den Grüßen meiner österreichischen Freunde an den Duce. Überrascht sah mich Hitler an. Ich erklärte: «So wörtlich, wie meine Freunde das ausgedrückt haben, habe ich es dem Duce nicht gesagt. Ich habe ihn nur gefragt, ob er keine Probleme mit Ihnen wegen Österreich bekommen würde, worauf der Duce antwortete: ‹Sie können dem Führer sagen, was auch mit Österreich geschieht, ich werde mich nicht in die inneren Angelegenheiten Österreichs einmischen›.»
      Hitler ging im Zimmer auf und ab. Dann blieb er mit abwesendem Blick vor mir stehen: «Ich danke Ihnen, Fräulein Riefenstahl.» Erleichtert, dieser Mission ledig zu sein, verließ ich die Reichskanzlei.
      Kaum war ich in meiner Wohnung, läutete es schon wieder. Am Apparat Göring: «Ich habe gehört, daß Sie beim Führer waren und vorher in Rom beim Duce, es interessiert mich sehr, was Mussolini gesagt hat.»
      «Nichts, was Sie interessieren könnte.»
      Göring fuhr fort: «Würden Sie einen Tee mit mir trinken, ich möchte mich ein wenig mit Ihnen unterhalten.»
      Görings Wohnung lag im Regierungsviertel, in der Nähe des Brandenburger Tors. Er zeigte mir voller Stolz die Räume. Sie waren prunkvoll eingerichtet, überladen mit antiken Möbeln, kostbaren Gemälden und schweren Teppichen. In diesem Pomp hätte ich es nicht einen einzigen Tag ausgehalten. Göring war in Zivil und gab sich jovial. Es berührte mich peinlich, daß er mir im einzelnen die horrenden Preise nannte, die er für seine Gemälde und antiken Möbel gezahlt hatte.
      Beim Tee kam er sofort zum Thema: «Was wollte der Duce eigentlich von Ihnen? Was hat er gesagt?»
      «Er hat mir ein Filmangebot gemacht.»
      « Und sonst nichts?»
      «Grüße an den Führer.»
      «Das ist nicht alles! Sie verschweigen mir etwas!»
      «Fragen Sie doch den

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