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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Plä ne zu bekommen. Es ist völlig aussichtslos, ohne Visum hereinzu kommen. Der Flughafen ist gesperrt, so daß nicht einmal Besucher oder Abholer das Gebäude betreten dürfen, überall stehen ver ständnislose Wachen mit Maschinenpistolen. Mit Verhaften ist man schnell bei der Hand ...

    Nun wußte ich, ich konnte nicht mehr damit rechnen, noch in diesem Jahr in den Sudan zu reisen. Das wirkte sich auf mein Gemüt und meine Gesundheit aus. Alle Krankheiten meldeten sich wieder. Gegenüber früher konnte ich immer weniger mit ihnen fertig werden. In dieser schweren Zeit nahm ich dankbar eine Einladung von Winnie Markus und ihrem Mann Ady Vogel an, mich auf ihrer Hazienda in Ibiza, wo ich vor Jahren Gardner kennengelernt hatte, zu erholen. Dort genoß ich die Ruhe. Zum Strand, im Herbst fast menschenleer, führte eine Steintreppe hinunter. Ich liebe das Meer fast ebenso wie die Berge, ich liebte es schon, als ich noch nicht ahnte, jemals die Unterwasserwelt kennenzulernen. Täglich schwamm ich zu den nicht weit entlegenen Felsen. Noch wußte ich nicht, welche Naturwunder sich unter dem Meeresspiegel verbergen.
      Eines Tages meldeten sich Besucher, ein Ehepaar aus Hamburg und ein Verleger, der mir als Dr. Bechtle vorgestellt wurde. Während uns auf einer schattigen Veranda kühle Getränke serviert wurden, fragte man nach meinen zukünftigen Plänen. Ich erzählte von den Nuba, von meiner Sehnsucht nach Afrika, daß ich mir eigentlich nichts weiter wünsche als einen Wagen zu besitzen, um durch Afrika zu reisen, dort zu fotografieren und zu filmen. «Ist dies alles, was Sie sich wünschen?» fragte mich lächelnd der ältere Herr aus Hamburg.
      «Eigentlich», sagte ich, «wäre dies noch der einzige Wunsch in meinem Leben.»
      Der Hamburger sah mich groß an und sagte: «Wenn dies Ihr einziger Wunsch ist, den, glaube ich, kann ich erfüllen.»
      Erst glaubte ich, er mache Scherz. Ich sagte zögernd: «Aber ein normaler Wagen würde nicht genügen, es müßte schon ein Geländewagen sein, in dem man auch schlafen kann.»
      «Na und», meinte der Herr, «das ist doch möglich.»
      Noch immer hielt ich ihn für einen Spaßvogel. «Wenn das wirklich möglich wäre», sagte ich, «und wenn auch die übrigen Voraussetzungen für eine solche Reise zu schaffen wären, dann könnte ich Ihnen das Geld für den Wagen später zurückzahlen.» So ging das Gespräch weiter, und ich erfuhr, daß die beiden meine Filme bewundert hatten, und, was dies alles glaubhafter erscheinen ließ, Paul Hartwig besaß die Mercedes-Vertretung in Hamburg. Als er mir sagte, in seinem Lager stünden mehrere Unimog-Wagen, begann ich ihm langsam zu glauben.
      Tatsächlich erhielt ich schon wenige Tage später einen Brief, in dem schwarz auf weiß stand, ich könnte unentgeltlich einen Unimog bekommen. Das elektrisierte mich. Es war fast wie im Märchen. Ich sah mich schon im Unimog durch Afrika kreuzen, kombinierte neue Chancen und fühlte mich dem Leben wiedergegeben. Die Einreiseerlaubnis nach dem Sudan würde ich mir erkämpfen — vielleicht wäre sogar noch mein Film zu retten. Dabei war ich realistisch genug, um zu erkennen, daß es mit dem Wagen allein nicht getan wäre, daß eine Filmexpedition, auch wenn sie noch so klein konzipiert würde, eine Menge Geld kostete. Und könnte ich einen solchen Wagen allein fahren?
      Dennoch ließ mich die Aussicht, die sich mir eröffnet hatte, nicht mehr los. Ich fuhr nach Gaggenau und schaute mir bei Mercedes die verschiedenen Fahrzeug-Typen an. Ich war von der Leistungsfähigkeit dieser Wagen begeistert. Aber ich mußte einsehen, allein mit einem dieser prächtigen Fahrzeuge in den Sudan zu fahren, das war nicht zu machen. Vielleicht könnte ich es mit einem Landrover schaffen? Auch damit war Herr Hartwig einverstanden.
      Die Lage in Khartum entspannte sich. Sofort beschloß ich, ein sudanesisches Visum zu beantragen, und begann noch einmal mit den Vorbereitungen für eine neue Expedition. Ich bat alle Freunde, mich dabei zu unterstützen, und mit Hilfe meiner unermüdlichen Inge gingen viele Briefe in alle Welt. Um zu einem Lichtaggregat zu kommen, nahm ich sogar das Angebot eines Deutsch-Spaniers an, einen Super-8-mm-Film von einer Fasanenjagd in Spanien aufzunehmen, die er für seine Freunde veranstaltete. Obgleich ich keine Vorliebe für Jäger habe und es nicht ausstehen kann, wenn sie sich mit ihrer Jagdbeute eitel posierend vor der Kamera aufbauen, mußte ich meine

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