Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
Vom Netzwerk:
Abneigung überwinden. Ich hätte mir kein teures Lichtaggregat leisten können. Für Nachtaufnahmen, die ich so gern in den Nuba-Hütten machen wollte, war es aber unentbehrlich. Herr von Lipperheide, so hieß der Jagdherr, zahlte meine sämtlichen Auslagen und war von dem kleinen Film begeistert. Das Aggregat, das er mir schickte, funktionierte aber leider nicht.
      Jede Gelegenheit, mir etwas zu verdienen, nahm ich wahr. Nach einem erfolgreichen Dia-Vortrag im Bayerischen Automobilklub meldeten sich weitere Veranstalter. Ferner konnte ich meine Kasse durch einen Film aufbessern, den RAI, das italienische Fernsehen, mit mir aufnahm.
      Der Landrover mußte, da ich verschiedene Sonderwünsche hatte, in England bestellt werden. Er sollte Unterschutzplatten erhalten, verstärkte Federn und verstärkte Stoßdämpfer, eine elektrische Benzinpumpe und noch neben vielen anderen Extras mit einem Tropendach ausgerüstet sein. Währenddessen häuften sich in meiner Wohnung immer mehr Ausrüstungsmaterial, Lebensmittel, Medikamente, große und kleine Wasserkanister und die vorzüglichen Katadynfilter, mit denen sich auch schmutziges Wasser in Trinkwasser verwandeln läßt. Sie waren für Expeditionen in so wasserarmen Gegenden fast unentbehrlich. Im übrigen trug ich auch Geschenke für meine Nuba zusammen. Vor allem die so begehrten kleinen bunten Perlen, die mir wieder aus Schwäbisch Gmünd gespendet wurden.
      Aber noch hatte ich mein Visum nicht erhalten und auch noch keine Genehmigung, das Fahrzeug in den Sudan zu bringen. Diese Ungewißheit schwebte wie ein Damokles-Schwert über meinem Kopf, denn es war mir ja bekannt, daß ich in Khartum auf der schwarzen Liste stand. Auch hatte ich immer noch keine Antwort auf meine vielen Briefe von Abu Bakr erhalten.
      Trotz dieses Risikos durfte ich meine Vorbereitungen nicht unterbrechen. Monate im voraus mußte ich einen Schiffsplatz für die
Überfahrt nach Alexandria buchen. Mit etwas Glück ergatterte ich noch einen Platz auf dem kleinen griechischen Frachter «Cynthia». Am 19. November — es war das Jahr 1968 — müßte der Wagen in Genua verladen werden, an diesen Termin war ich gebunden. Der Suezkanal war noch gesperrt, deshalb war die Überfahrt über das Mittelmeer die beste und auch billigste Lösung. Die Autofahrt von Alexandria über Kairo bis nach Assuan war unproblematisch, aber wie es dann nach Wadi Halfa, der sudanesischen Grenze, weitergehen sollte, konnte mir weder das ägyptische Konsulat noch irgendein Reisebüro sagen. Von Assuan in den Sudan führten zwei Routen, eine am Roten Meer entlang, die andere durch die Wüste. Beide konnte man aber nicht einschlagen, da trotz Beendigung des Nahost-Kriegs die Straßen an verschiedenen Stellen gesperrt waren. So blieb die einzige Chance, die Strecke in zwei Tagen auf einem Nildampfer von Assuan nach Wadi Halfa zurückzulegen. Aber ein Problem war, die Abfahrtszeit des Dampfers von Assuan zu erfahren und ob er auch imstande wäre, den Landrover mitzunehmen.

    Wie ich Horst fand

    B eängstigend schnell verging die Zeit, und ich hatte noch keinen Begleiter gefunden. Allein, wie ursprünglich geplant, konnte ich diese Expedition nicht unternehmen. Nur wollte ich dieses Mal nach den gemachten Erfahrungen kein Team mitnehmen. Es ist schwierig, mit anderen Menschen, auch wenn sie sonst so nett sind, im Busch auszukommen. Nicht jeder verträgt die Hitze und die Strapazen. Der Begleiter, den ich suchte, müßte charakterlich stabil und gesund sein, außerdem Freude an der Arbeit haben. Ferner sollte er nicht nur ein guter Fahrer sein, er sollte auch Autos reparieren können. Und da ich mir einen Kameramann zusätzlich nicht leisten konnte, wäre es notwendig, daß er auch etwas von Filmtechnik versteht. Ein solcher Begleiter wäre ein Idealfall. Es war mir selbstverständlich klar, daß dies ein Wunschbild war. Da kam mir ein Zufall zur Hilfe.
      Jedesmal, wenn ich in die Kopieranstalt Arnold & Richter kam, fragte ich dort einen Angestellten, ob er nicht einen Kameraassistenten wüßte, der auch mit Geländefahrzeugen umgehen kann. Der lachte nur und sagte: «Was Sie suchen, das gibt es nicht.» Ich mußte ihm leider recht geben, denn ich hatte schon seit Monaten ergebnislos bei meinen Bekannten herumgefragt. Da kam ein Mann, der dort in der Spedition arbeitete, auf mich zu und sagte: «Ich habe zufällig gehört, worüber Sie gesprochen haben — ich glaube, ich kenne einen, der für Sie in Frage

Weitere Kostenlose Bücher