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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Unterwasserwelt im Roten Meer bat ich ihn eindringlich, das Harpunieren dort zu verbieten. Wie ich später erfuhr, erließ er ein solches Verbot. Bei den Aufnahmen zeigte sich Nimeiri ganz unbefangen. Von Abu Bakr hatte ich erfahren, er sei sehr religiös — so wollte ich ihn während eines Gebets aufnehmen. Zu meiner Überraschung war er damit einverstanden. In seinem Schlafzimmer, der schmucklosen Stube eines Soldaten vergleichbar, nahm ich ihn auf. Danach ging er mit uns in den gepflegten Gärten spazieren, die bis zum Regierungspalast führten. Im Palast zeigte er uns die Treppe, auf welcher der britische Oberst Gordon Pascha 1885 von den Anhängern des Mahdi getötet worden war. Als der Präsident uns dann im Palast in sein Arbeitszimmer führte, widerfuhr mir unvorstellbar Unerwartetes: Feierlich verkündete Abu Bakr, Präsident Gaafar Mohamed Nimeiri habe mir in Anerkennung meiner Verdienste um den Sudan die sudanesische Staatsangehörigkeit verliehen und setzte hinzu, ich sei der erste Ausländer, dem diese Aufzeichnung zuteil werde. Dann übergab mir der Präsident einen sudanesischen Paß. Bewegt dankte ich Nimeiri.

    Ein Welterfolg

    N ach vier Monaten Abwesenheit trafen wir wieder in München ein. Es war zweifellos die bisher strapaziöseste Expedition gewesen. Zum Glück hatten wir uns weder Amöben noch sonstige Tro penkrankheiten geholt, fast ein Wunder, wenn ich daran denke, daß wir oftmals mit den Nuba, um sie nicht zu kränken, ungefiltertes Wasser und ihre «Marisse» getrunken hatten, obendrein aus gemeinsamen Gefäßen.
      Mit größter Spannung warteten wir auf das Ergebnis unserer Aufnahmen in Kau. Sie enttäuschen uns nicht, sie waren aufregend interessant. Leider war das Material für einen neuen Bildband oder einen Film zuwenig. Der Eindruck der Fotos war so stark, daß Robert Schäfer einen zweiten Bildband haben wollte. Die Leute vom «stern» waren ebenfalls hingerissen. Als Rolf Gillhausen die Bilder zum ersten Mal sah, rief er impulsiv: «Leni, da bleibt Ihnen nichts anderes übrig, Sie müssen noch einmal hin — das ist einfach phantastisch.» Auch Ernst Haas, der weltbekannte Fotograf, der dieser Vorführung beiwohnte, ermunterte mich, alles zu versuchen, um zu weiteren Aufnahmen zu kommen. List und «stern» waren sofort bereit, eine neue Expedition zu unterstützen. Trotzdem war ich unsicher, ob ich die Risiken eines solchen Unternehmens noch einmal auf mich nehmen wollte. Außerdem hatte ich keine Garantie, noch einmal die Genehmigung zur Einreise zu erhalten. Andererseits sprach vieles dafür. Vor allem erhoffte ich mir Erleichterungen durch meinen sudanesischen Paß.
      Schließlich, und das war vielleicht das Ausschlaggebende, hatten Harper & Row in New York bei Mondadori 17 000 Buchexemplare der «Nuba» bestellt und würden sich sicherlich wieder beteiligen. So war eine neue Expedition finanziell gesichert. Aber unabhängig davon, wie ich mich entscheiden würde, wollte ich mich erst einmal gründlich erholen, und natürlich dachte ich dabei sofort wieder ans Tauchen.
      Der Augenoptiker Wilhelm Söhnges, bei dem ich die Kontaktlinsen, die ich beim Tauchen trage, anfertigen ließ, machte mich auf ein sehr entferntes Tauchgebiet in Honduras aufmerksam. Er war deutscher Konsul von Honduras und schwärmte von einem Tauchparadies auf der Insel Roatan.
      Zuerst mußte ich mich um verschiedene liegengebliebene Angelegenheiten kümmern. So mußte ich mir einen neuen Wagen zulegen. Meinen geliebten alten «Rekord», der 20 Jahre seine Pflicht getan hatte, wie ein treues Pferd, hätte ich durch keinen TÜV mehr gebracht. Ich entschied mich für einen Audi 100 GL wegen seines großen Kofferraumes, in der Farbe ähnlich meinem treuen Opel, blau, meiner Lieblingsfarbe.

      Während meiner Abwesenheit hatte Dr. Wolf Schwarz, ein bekannter Filmanwalt und Produzent, für mich Verträge für zwei verschiedene Projekte ausgearbeitet. Ein großer Pariser Verlag wollte einen Film über mein Leben herstellen. Eine Spieldauer von drei Stunden war vorgesehen. Das zweite Vorhaben war eine Biographie, die ein bekannter französischer Schriftsteller über mich verfassen sollte. Dafür hätte ich ein sehr hohes Honorar erhalten. Dem Abschluß waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Sie wurden durch meine Expedition unterbrochen, und so zerschlugen sich am Ende beide Projekte. Glücklicherweise litt unsere Freundschaft nicht darunter.

    Mick und Bianca

    E in Anruf aus London —

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