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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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wehen? Ich dachte, Hitler ist tot.»
      Auch Francis Ford Coppola zeigte mir seine Sympathien. Er lud mich zu einem Dinner und nach San Francisco ein, wo er mit dem Schneiden seines Films «Godfather II» beschäftigt war. Ihn interessierte meine Schnitt-Technik. Die Stunden mit diesem genialen Regisseur, der damals wie ein großer Teddybär aussah, waren für mich ein Erlebnis, denn wir sind beide filmbesessen.
      Da waren noch andere Künstler, die mich anzogen, so Dusan Makavejev, dessen ungewöhnlicher Sexfilm «Sweet Movie» seine Uraufführung in Telluride erlebte. Obgleich kaum größere Gegensätze als die zwischen diesem hochbegabten jugoslawischen Regisseur und mir denkbar sind, schlug er mir eine Zusammenarbeit vor.
      Das Festival wurde ein großer Erfolg, die Mühen der Veranstalter hatten sich gelohnt. Obgleich ich jeden Grund hatte, zufrieden, ja sogar glücklich zu sein, war ich es nur mit halbem Herzen. Die immer wieder laut werdenden Anschuldigungen belasteten mich sehr. Obgleich nur acht junge Leute als Demonstranten erschienen waren, auf deren Spruchtafel zu lesen war, daß ich durch meinen Film «Triumph des Willens» von 1934 an den Millionen Toten in den deutschen Konzentrationslagern mitschuldig sei, trafen mich diese Vorwürfe immer wieder von neuem. Nach all den Ungeheuerlichkeiten, die über mich seit Jahrzehnten verbreitet werden, kann ich die Demonstrationen und Proteste junger Menschen verstehen. Im Gegensatz zu meinem Heimatland finde ich draußen Freunde und auch Unbekannte, die mir dann zur Seite stehen. So tief mich der Erfolg in Telluride auch bewegt hat, so war mir dort endgültig klargeworden, daß ich die Schatten der Vergangenheit nie mehr los werde — aber ich habe die Kraft gefunden, mich mit diesem Schicksal ohne Bitterkeit abzufinden.
      Nach Telluride sollte ich in Chicago an dem Festival «Films by Women» teilnehmen, zu dem ich ebenfalls als Ehrengast von den Präsidentinnen Laurel M. Ross und Camille Cook eingeladen war. Auch bei diesem von Frauen veranstalteten Festival sollte «Das blaue Licht» gezeigt werden. Da ich befürchtete, es würde in Chicago zu den gleichen Kontroversen wie in Telluride kommen, sagte ich meine Teilnahme, so schwer es mir auch fiel, ab.

    Hurrikan «Fifi»

    V on New York flog ich mit Horst über Miami nach Honduras. Nach den turbulenten Tagen in Telluride freute ich mich unheimlich auf das Tauchen in Roatan. Erst nach mehreren Zwischenlandungen kamen wir auf der Insel an, waren aber auch da noch nicht am Ziel. Das «Spyglass Hill-Hotel» lag auf der entgegengesetzten Seite der Insel. Auf schlechten, kurvenreichen Straßen, durch hügeliges Gelände, erreichten wir schließlich abgekämpft unser Ziel. Die umständliche Reise hierher hatte sich gelohnt. Das kleine Hotel, nicht weit vom Meer, lag umgeben von einem Palmenwald auf einem Hügel, von den Besitzern Mr. Belveal und seiner Frau, die sich «Happy» nannte, wurden wir wie Freunde empfangen. Gespannt warteten wir auf unsere ersten Taucherlebnisse. Obgleich wir die einzigen Gäste waren, gab es einen Tauchlehrer und die ganz reizende Tauchlehrerin Janet, die schon einen Tag nach unserer Ankunft mit uns aufs Meer hinausfuhr. Das Wasser war kristallklar, und schon nach dem Abtauchen sah ich zum ersten Mal, unmittelbar vor uns, auf dem Sand unbeweglich einen großen Hai liegen, einen Engelhai — wie schon sein zärtlicher Name sagt, ein ungefährlicher Meeresbewohner. Er sah wunderschön aus und schwamm, als ich mich ihm näherte, langsam davon. Dann leitete uns Janet durch einen langen, stockdunklen Tunnel, durch den ich mich allein nicht gewagt hätte, bis Licht die Dunkelheit durchbrach. Ein überraschendes Schauspiel bot sich uns, Tausende silbriger Fische schwammen in dem von Lichtstrahlen durchleuchteten Wasser. Wir befanden uns in einer großen Grotte, die sich wie ein Dom über uns wölbte — rings um uns dunkle Korallenwände und über uns eine aus Blau, Grün und Silber schimmernde Decke. Ein überwältigender Anblick.
      Als Janet uns am nächsten Tag ein anderes Wunder unter Wasser zeigen wollte, konnten wir nicht hinausfahren. Das Meer war zu bewegt, der Wind war so stark, daß er uns fast umriß. Dee, unser Hausherr, wußte aus dem Radio, ein Hurrikan war angesagt. Ich dachte mir dabei nichts Schlimmes, denn noch nie hatte ich einen Hurrikan miterlebt. Durch die Scheiben sah ich, wie sich die Palmen bogen und Blätter durch die Luft wirbelten. Ich lief hinaus, um

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