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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Nuba waren einverstanden, daß wir, ohne zu zahlen, filmen und fotografieren durften, nur bei Tänzen sollten wir den Trommlern Öl schenken. Eine ideale Lösung.
      Trotz dieser Vereinbarung war das Arbeiten unglaublich schwer. Oft saß ich stundenlang in der großen Hitze, hinter Felsen versteckt, um einige Schnappschüsse zu erhalten. Am leichtesten war es noch mit den jungen Männern, wenn sie sich bemalten. Die wenigsten winkten ab, die meisten waren so in ihre Arbeit vertieft, daß sie mich gar nicht beachteten. So gelangen mir die ersten guten Aufnahmen. Aber die Mädchen waren unglaublich scheu. Schon öfter hatte ich oben zwischen den Felsen, vor einer Hütte, ein besonders schönes Mädchen gesehen — noch nie war es mir gelungen, es zu fotografieren. Ich hatte mir Perlen mitgenommen, es war ein Versuch. Als ich sie dem Mädchen zeigte, schaute es mich fragend an. Ich deutete auf meine Kamera, es verstand und stellte sich vor die Tür, steif wie eine Puppe, wie ich es nicht anders erwartet hatte. Es war wunderschön — die Gestalt einer Amazone, im Ausdruck trotzig und wild. Es lohnte die Mühe. Nachdem ich einige Aufnahmen gemacht hatte, erhielt es den Beutel. Es setzte sich auf den felsigen Boden, ließ die Perlen vorsichtig, daß keine zu Boden fiel, durch die Hände gleiten und war andächtig in ihren Anblick versunken. Ihre kleineren Geschwister kamen hinzu, und plötzlich hockten viele kleine Mädchen um mich herum. Alle streckten sie ihre Hände aus — alle wollten sie Perlen haben. Ich mußte lachen, und alle lachten mit. Als ich aufstand, griffen sie nach mir und suchten in meinen Taschen nach Perlen. Da sie stark eingeölt und gefärbt waren, sah ich in Kürze völlig verschmiert aus. Ich versuchte, meine Optik vor dem Öl zu schützen, denn sie griffen auch nach meiner Kamera. Wie ein Bienenschwarm hingen die Kinder an meinen Armen, zupften an meinem Rock und an meinen Haaren. Ich mußte mich mit Gewalt losreißen.
      Viel schwieriger als ich hatte es Horst mit seiner Filmkamera. Er konnte noch keinen Meter drehen. Wenn er mit seiner Kamera erschien, machten sich vor allem die Kinder einen großen Spaß, die anderen zu warnen, die sich dann in den Häusern oder hinter den Felsen versteckten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ein paar Ziegen und Schweine zu filmen.
      Oft war die Rede gewesen, es gebe hier riesengroße Leoparden, vielleicht die größten der Welt. Tatsächlich hatten in Kau schon einige Male Leoparden große Rinder getötet. Das geschah immer nachts.
      Stundenlanges Bellen der Hunde raubte uns dann den Schlaf. Junis und Habasch, zwei Brüder, baten Horst, sie mit dem Landrover in die Berge zu fahren, sie hätten einen großen «kanger» getötet. Der Landrover kam bald zurück, darin ein erschossener Leopard, der mir so groß wie ein Tiger erschien. Junis und Habasch hatten ihn mit einer Eisenfalle gefangen und mit einem Schuß aus ihrem uralten Gewehr getötet.
      Ich wollte immer mehr über die Sitten und die Gesellschaftsordnung dieser Nuba erfahren. Durch Tute lernte ich den dafür wichtigsten Nuba-Mann kennen, der auch Faris bei seinen Forschungsarbeiten sehr geholfen hatte: Jabor El Mahdi Tora, ebenfalls ein Verwandter des Omda. Jabor war ein ruhiger, intelligenter Mann, bescheiden und von erstaunlichem Taktgefühl. Bereitwillig beantwortete er mit Hilfe des Lehrers Ibrahim täglich einige Stunden meine Fragen. Was ich von Jabor erfuhr, habe ich in meinem Bildband «Die Nuba von Kau» zu berichten versucht. Ich will mich hier nur darauf beschränken, verständlich zu machen, warum wir diese Strapazen und Gefahren auf uns genommen haben, um vielleicht noch in letzter Stunde Bilder von diesen faszinierenden, einmaligen Südost-Nuba als Dokumente für die Nachwelt zu erhalten.
      Jabor berichtete, außer Faris hätten Fremde sich hier niemals längere Zeit aufgehalten — auch nicht Missionare. Nur dank der Isoliertheit von der Umwelt konnten die Nuba an der uralten Tradition ihrer kunstvollen Körperbemalung festhalten, die merkwürdigerweise unter den über einhundert verschiedenen Nuba-Stämmen nur dieser hier kennt. Kein anderer weist auch nur ähnliche Frisuren, Ornamente und Tätowierungen auf. Interessant war, was Jabor mir über den Körperkult erzählte: Wer nackt gehen durfte und wer nicht. Nur wer jung, gesund und nach ihren Begriffen einen schönen Körper hat, darf nackt gehen. So schmücken sich die Männer, wenn sie an den Messerkämpfen nicht

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