Memoiren 1945 - 1987
mich erzählt und setzte das nun fort. Wie schon aus dem Titel ersichtlich, badete er in Skandalgeschichten, die er Trenkers gefälschtem Eva Braun-Tagebuch und anderen Legenden verschiedener Boulevardzeitungen verdankte. Dabei bediente er sich auch gefälschter Briefe und Dokumente, obgleich in den Archiven, in denen er recherchierte, sich auch die echten Dokumente befanden, aber der Beweis des Gegenteils seiner veröffentlichten Phantasien paßte nicht in sein Konzept. Er hat bewußt die Wahrheit verschwiegen und Unwahres und Wahres durcheinandergemischt. Es ging ihm nur um die Sensation, aber sein Machwerk war so
minderwertig und unglaubwürdig, daß es wenig Beachtung fand.
Ruhm und Schande
S o sehr mich diese Art von Publizistik traf, sie konnte mein «Come back» nicht verhindern. Im Oktober 1975 erschienen in den großen internationalen Zeitschriften die Fotos der Nuba von Kau. Vor allem die Serie im «stern» war eine Sensation. Noch nie hatte eine Zeitschrift 20 Farbseiten mit mehr als 50 Aufnahmen zu einem Thema gebracht. Ich konnte es kaum fassen. Das «Sunday Times Magazine» zeigte eine Woche später eine gleiche Serie, auf zwei Nummern verteilt. Auch diese erregte Aufsehen. Vom «Art Directors Club Deutschland» erhielt ich für die «Beste fotografische Leistung des Jahres 1975» eine Goldmedaille. Nicht im Traum hätte ich mir das vorzustellen gewagt. Es war meine erste Auszeichnung nach dem Ende des Krieges und eine Belohnung für die Strapazen der Expedition. Auch der «stern» erfuhr diese Auszeichnung «für das beste Layout», das Rolf Gillhausen, wie immer in dieser Illustrierten, meisterhaft gestaltet hatte.
Inzwischen war es Oktober geworden, und ich sollte noch vor Jahresende zu meinen Verlegern in Paris, New York und London fahren, um mit ihnen die Details der Co-Produktion des zweiten Nuba-Buchs zu vereinbaren. Vor dieser Reise hatte ich noch die Texte zu schreiben und das Bildlayout zu entwerfen. Zum Glück war die Zusammenarbeit mit List ideal, wie auch mit der Druckerei Mondadori, die, ohne Rücksicht auf Mehrkosten, nur an Qualität interessiert war und alle gewünschten Farbkorrekturen ausführte.
Meine erste Reise führte mich nach Paris, wo mich Monsieur Herrscher vom Verlag «Editions du Chêne» erwartete. Wir kannten uns noch nicht. Sein ruhiges Wesen war wohltuend, und es schien mir, daß er sich mehr für das Künstlerische als für das Geschäftliche interessierte. Nachdem auch mit dem Übersetzer alle Fragen geklärt waren, führte ich bei «Paris Match» und «Photo», die beide an der Kau-Serie interessiert waren, meine Aufnahmen vor. Im Interesse der besseren Druckqualität entschied ich mich für «Photo», obgleich diese Zeitschrift eine viel kleinere Auflage als «Paris Match» hatte. Ich habe mich immer für Qualität entschieden.
In Paris war ich auch Gast der «Table Ronde», einem Verlag von hohem Ansehen, der die Cocteau-Bücher veröffentlicht hatte. Dort erschien ein Buch über mich von Charles Ford, einem bekannten Filmhistoriker — das erste, das der Wahrheit nahe kam. Wenn es trotzdem einige Irrtümer enthält, so ist dies meine Schuld. Die Afrika-Expeditionen ließen mir keine Zeit, mich für den Autor längere Zeit freizumachen und sein Manuskript zu lesen. Trotzdem ist das Buch mit dem Titel «Leni Riefenstahl» das einzige, in dem ernsthaft versucht wurde, herauszufinden, wer ich bin, und das die immer wieder heruntergeleierten Legenden zerstört.
Wie schon bei früheren Besuchen in Paris hielt ich in dem silbernen Spiegelsaal des Architekten Jean François Daigre einen DiaVortrag. Die Franzosen waren hingerissen. Der ungewöhnliche Rahmen der Veranstaltung trug dazu bei. Die Leinwand, die der Hausherr besorgen ließ, war so groß wie die ganze Wand, meiner Schätzung nach war sie vier bis fünf Meter breit. Der Raum war kaum zehn Meter lang, so daß von dieser großen Fläche eine ungewöhnlich starke Bildwirkung ausging. Die Gäste, nicht viel mehr als 40 oder 50 Personen, saßen auf dem Teppichboden. Unter ihnen bekannte Filmregisseure, Maler, Verleger, Theaterleute und sehr elegante Frauen, die mich umlagerten. Ich trug ein bodenlanges Goldkleid. Unter den enthusiastischen Bewunderern befand sich auch Pierre Cardin, der «Modezar», der ein eigenes Theater in Paris besitzt und an Kunst höchst interessiert ist. Er stellte nach der Vorführung hundert Fragen an mich. Daß ich selbst die Aufnahmen gemacht habe, wollte kaum einer
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