Memoiren 1945 - 1987
der letzten Jahre anvertraute, hatte in kurzer Zeit sein Vermögen verloren. Er behauptete, auch mein Geld dabei verloren zu haben, obgleich ausdrücklich vereinbart war, daß das ihm Anvertraute sicher angelegt werden müsse. Es sollte später mit den anlaufenden Zinsen eine Sicherung meines Alters sein. Eine Rente hatte ich nicht. Besonders schwerwiegend war, daß dieser Verlust auch größere Beträge enthielt, die mir Bekannte erst vor kurzem auf Grund meiner großen Erfolge als Darlehen gegeben hatten, damit ich endlich den Nuba-Film fertigstellen konnte. Nicht nur, daß dieser Traum nun endgültig aus war, ich stand auch vor einem Schuldenberg, den ich abzutragen hatte. Ich war verzweifelt. Wie sollte ich das, ohne mit diesem Film herauszukommen, schaffen können! Ich war schon dreiundsiebzig und wußte nicht, wie lange meine Kräfte noch reichten. Sollte ich bis an mein Lebensende verurteilt sein, so schwer zu arbeiten und um meine Existenz kämpfen müssen, während ich mich immer mehr nach Ruhe und Frieden sehnte? In diesem Zustand von Niedergeschlagenheit, Schmerz und Schwäche war ich nahe daran, mein Leben zu beenden.
Ich brauchte dieses Mal sehr lange, bis ich auch diese Krise überwand. Aber mein Wesen veränderte sich. Noch mehr als bisher begann ich, mich zu isolieren, und versuchte, meinen Schmerz in der Arbeit zu überwinden. Es waren nicht nur die finanziellen Sorgen, die mein Leben wieder überschatteten, hinzu kamen neue Attacken meiner Gegner, die es darauf anlegten, auch meine neuen Arbeiten, die so erfolgreichen Nuba-Aufnahmen, zu diffamieren. Nachdem es töricht war, mich weiterhin als «Rassistin» zu verurteilen oder meine Filme als schlecht und untalentiert abzuwerten, fand man andere Aspekte, mich im Innersten zu treffen. So schrieb die bekannte amerikanische Journalistin und Filmemacherin Susan Sontag in der «New York Times» einen großen Bericht mit der Überschrift «Fascinating Fascism», der Aufsehen erregte und auch in Deutschland veröffentlicht wurde. Ihre These war, meine Nuba-Aufnahmen beweisen, daß ich nach wie vor eine Faschistin bin. Wörtlich schrieb sie: «Eine sorgfältige Betrachtung der Fotografien in Verbindung mit dem recht weitschweifigen Text der Riefenstahl macht deutlich, daß sie unmittelbar auf ihr nationalsozialistisches Werk aufbaut. Die Nuba», schrieb sie weiter, «kann als der dritte Teil von Leni Riefenstahls Triptychon bildhafter Vergegenwärtigungen faschistischer Denkweise angesehen werden.»
Diese «Denkweise» entdeckt Susan Sontag schon in den Berg filmen, die ich mit Dr. Fanck oder in meinem «Blauen Licht» gemacht habe. So schreibt sie, daß dort «dick vermummte Menschen aufwärts streben, um sich in der Reinheit der Kälte zu beweisen». So einfach ist das. Damit stempelt sie Tausende und Abertausende von Bergsteigern zu Nazis oder Faschisten. Übrigens war das nicht einmal etwas Neues, nur eine Ausgrabung. Dieselbe These hat bereits vor Jahrzehnten Siegfried Kracauer in seinem von einigen Cineasten und Filmschülern geschätzten Film-Katechismus «Von Caligari bis Hitler» aufgestellt.
Ebenso unglaubwürdig ist Susan Sontag, wenn sie über meine Dokumentarfilme schreibt. So stellt sie die absurde Behauptung auf, der Nürnberger Parteitag von 1934 sei für meinen Film «Triumph des Willens» inszeniert worden: «Das Ereignis wurde nicht um seiner selbst willen in Szene gesetzt, sondern diente als Kulisse für einen Film, der darin wie ein authentischer Dokumentarfilm wirken sollte. Im ‹Triumph des Willens› ist das Bild nicht länger als Protokoll der Wirklichkeit, die ‹Wirklichkeit› wurde geschaffen, um dem Bild zu dienen.» Schade, daß Susan nicht während meiner Arbeit an diesem Film dabei war.
Auch amerikanische Journalisten, die Susan Sontag im allgemeinen sehr schätzen, wollten ihr hier nicht folgen. Einige sagten mir, worin vermutlich der Grund für diese absurde Attacke zu suchen sei. Sie habe damit vielleicht jemandem, dem sie als Filmemacherin manches zu verdanken hatte, einen großen Gefallen getan. Und dieser «Jemand» war einer meiner anhänglichsten Feinde.
Einen anderen Versuch, mich auf seine Weise zu diffamieren, unternahm Glenn B. Infield mit seinem Buch «Leni Riefenstahl — The fallen film goddess». Typisch der Untertitel «Die intime und schockierende Geschichte von Adolf Hitler und Leni Riefenstahl». Schon in seinem Schmöker «Eva und Adolf» hatte er die wildesten Geschichten über
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