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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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verringert wurde und die Kameraden sich bei seiner Betreuung abwechselten. Als er aus dem Wasser gezogen wurde, ging es ihm besser. Während der Nacht erhielt er alle drei Stunden eine halbe Million Penicillineinheiten gespritzt.» Das hatte sein Leben gerettet. Unfaßbar erschien mir, daß er gleich wieder tauchen wollte.
      In dem flachen Wasser der Lagune, in dem wir gemeinsam tauchten, schwamm einer aus der Gruppe auf mich zu. Erst jetzt erkannte ich, daß er sich an einer riesengroßen Schildkröte festhielt und von ihr gezogen wurde. Horst machte mir ein Zeichen, ich sollte das auch versuchen, gar nicht so einfach, denn das Tier war keineswegs gewillt, mich durch das Wasser zu ziehen. Nur mit Mühe gelang es mir, mich mit beiden Händen an dem harten Panzer festzuhalten. Kaum aber hatte der Taucher mir die Schildkröte überlassen, sauste sie mit mir ab, wobei sie aufs heftigste versuchte, mich loszuwerden. Ich wurde hin- und hergeschleudert. Vergebens bemühte ich mich, sie zu steuern, sie schwamm mit mir einige Kurven, und ich sah, wie Horst uns filmte. Aber dann, o Schreck, schwamm sie, ohne daß ich es verhindern konnte, pfeilgerade auf den filmenden Horst zu und zerkratzte mit ihren scharfen Krallen die Frontscheibe seiner Filmkamera. Dies war mein erster und auch letzter Versuch, auf einer Schildkröte zu reiten.
      Wir bekamen Besuch. Kapitän Halim kam mit seinem großen Schiff «Caroline» und einer Gruppe österreichischer Taucher, alle aus Linz. Er lud uns beide ein, die für zehn Tage vorgesehene Tauchfahrt mitzumachen. Ein Glücksfall, wie ich zuerst glaubte. Wir hatten noch nie eine Tauchreise auf einem Schiff erlebt. Die Österreicher erwiesen sich nicht nur als erfahrene Taucher, sondern waren auch sympathische Leute, so daß wir uns schnell anfreundeten. Der Leiter der Gruppe, Rainer Hamedinger, und sein Freund Wolfgang hatten sich mit ihren Unterwasserfilmen und Fotos schon internationale Preise geholt. So konnten wir viele Erfahrungen austauschen.
      Der erste Tauchgang am «Shab Roumi Riff» war phantastisch. Hier hatte Cousteau vor Jahren das Verhalten von Haien studiert. Noch immer wird dort von Tauchern sein inzwischen mit Korallen überwachsener Haikäfig und sein Unterwasserhaus besucht. Eine so klare Sicht hatte ich an diesem Riff nie wieder erlebt. Natürlich bestand die Fahrt nicht nur aus solchen Höhepunkten. Das Wetter schlug um. Es wurde stürmisch. Nicht nur Horst wurde seekrank, auch einige der Österreicher fühlten sich hundeelend. Als ich mich in meiner Kajüte ausruhen wollte, erlebte ich eine ungute Überraschung. Nicht daß sie so winzig war, störte mich — selbst das kleinste Köfferchen hatte keinen Platz, sondern der unerträgliche Gestank, der aus dem knapp ein Meter entfernten «WC» kam, das seinerseits direkt neben der nicht gerade appetitlich aussehenden Küche lag. Die Gerüche von Zwiebeln, Knoblauch und Hammelfleisch waren penetrant. Und erst in zehn Tagen würden wir in Port Sudan sein! Ich sehnte mich nach unserem Leuchtturm zurück, wo es vor allem genügend Wasser gab. Auf der «Caroline» war schon ein Glas Wasser fast ein Luxus. So war ich trotz einiger guter Tauchgänge am Wingate-Riff und an dem berühmten Wrack der «Umbria» froh, als wir das Schiff verlassen konnten. Nachdem sich die netten Österreicher verabschiedet hatten, saßen wir wieder ohne Boot da. Ein Holländer, Manager von Shell, kam uns zu Hilfe. Er verschaffte uns eine Barke und zwei bejahrte sudanesische Fischer, die uns nach Sanganeb brachten. Dieses Mal hatten wir Glück mit dem Wetter. Aber die beiden Fischer, die uns zurückbringen sollten, hatten keine Lust zu bleiben. Sie fürchteten sich, wie sie sagten, vor den Haien und hatten Angst, nachts allein auf ihrem Boot zu sein. Sie konnten nicht begreifen, daß wir hier tauchen wollten, und hielten uns beide für wahnsinnig. Sie waren nicht davon abzubringen, daß es hier von vielen schwarzen Haien wimmelte, die ihr Boot umwerfen und uns alle auffressen würden. Es nutzte nichts, daß wir ihnen versicherten, nicht einen einzigen Hai hier gesehen zu haben, ihre Angst war größer als ein reichlich erhöhter Lohn. Sie fuhren zurück, versprachen aber, uns in einer Woche abzuholen.
      Wir nutzten die Zeit gründlich und tauchten sooft wie möglich. Die schönsten und ergiebigsten Tauchgänge erlebten wir vor Sonnenuntergang, bevor die Dämmerung hereinbrach. Dann kamen die meisten Fische, unglaublich viele verschiedenfarbige

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